Pandemie

Nächtliche Ausgangssperre an Purim geplant

Gesundheitsminister Juli Edelstein fürchtet hohe Infektionsraten durch Partys. Streit um Schulöffnungen

von Sabine Brandes  22.02.2021 13:09 Uhr

Die Auswahl und Planung des richtigen Kostüms ist eine der wichtigsten Vorbereitungen für Purim. Foto: Flash 90

Gesundheitsminister Juli Edelstein fürchtet hohe Infektionsraten durch Partys. Streit um Schulöffnungen

von Sabine Brandes  22.02.2021 13:09 Uhr

An den Schulen in Israel haben die Vorbereitungen für Purim begonnen. Zwar darf jede Klasse nur für sich feiern, doch die Kostüme werden bereits geplant und die Mischlochei Manot mit Süßigkeiten und Osnei Haman gepackt. Eine willkommene Abwechslung besonders für die jungen Israelis nach den langen Monaten der Restriktionen durch die Corona-Pandemie.

Doch das Gesundheitsministerium in Jerusalem will Vorsicht walten lassen, damit die Infektionsraten nicht in die Höhe getrieben werden. Für die tollen jüdischen Tage ist eine nächtliche Ausgangssperre im ganzen Land geplant.

restriktionen »Zu meinem großen Bedauern bin ich der Meinung, dass kein Weg an Restriktionen vorbeiführt«, sagte Gesundheitsminister Juli Edelstein. In einem Radiointerview mit Kan Bet am Montagmorgen begründete er das Vorhaben mit den »besorgniserregenden Berichten«, die die Regierung erhalten habe.

Angeblich sei der Alkoholverkauf erheblich gestiegen. Zudem hätten viele Israelis Einladungen zu Purim-Partys in den sozialen Netzwerken geteilt.

»Die Purim-Partys im Anschluss wird es nicht geben.«

Gesundheitsminister Juli Edelstein

Der Vorschlag einer nächtlichen Ausgangssperre liege deshalb auf dem Tisch. So könnten die Menschen die Megilla hören, die traditionell an Purim gelesen wird. »Die Partys im Anschluss wird es aber nicht geben.«

LOCKERUNGEN Während Israel seit Sonntag langsam den nationalen Lockdown mit weiteren Lockerungen verlässt, geht die Impfkampagne weiter. In den kommenden zwei Wochen werden die letzten Lieferungen mit insgesamt 1,5 Millionen Dosen des Herstellers Biontech-Pfizer erwartet. Jerusalem hatte zehn Millionen Dosen bestellt, ausreichend für fünf Millionen Einwohner. Außerdem wurde das Vakzin des US-Pharmaproduzenten Moderna gekauft.

Mehr als 157.000 Menschen erhielten ihre Spritze am Wochenbeginn. Damit ist nahezu die Hälfte der Bevölkerung (47,2 Prozent) geimpft. 32 Prozent seien bereits komplett immunisiert, haben also zwei Spritzen mit dem Vakzin von Biontech-Pfizer bekommen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Letztere haben den sogenannten Grünen Gesundheitspass erhalten und dürfen damit seit Sonntag bestimmte Einrichtungen benutzen, die für andere noch geschlossen sind: Fitnessstudios, Schwimmbäder, Kultur- und Sportveranstaltungen. Für alle Israelis haben am Wochenbeginn Geschäfte, Einkaufszentren, Museen und Bibliotheken wieder geöffnet.

PRÄSENZUNTERRICHT Auch werden die meisten Schüler wieder in den Schulgebäuden unterrichtet. Seit dem Wochenanfang lernen die Klassen eins bis sechs sowie elf und zwölf im Präsenzunterricht. Allerdings seien 30 Prozent der Lehrer noch nicht geimpft, erklärte das Bildungsministerium. Zu der Frage, warum dies noch nicht geschehen sei, gab es keine näheren Angaben.

Mehrere Kommunen entschieden auf eigene Faust, dass sie es auch Schülern der Klassen sieben bis zehn erlauben werden, an die Schulen zurückzukehren. Das »Forum 15«, ein Zusammenschluss aus den 15 größten israelischen Städten, entschied, ab Mittwoch sämtliche Klassen wieder in die Gebäude zu lassen. Das Kabinett hatte dies erst für den 9. März beschlossen.

»Grund sind die pädagogischen, sozialen und mentalen Schwierigkeiten der Schüler«, urteilt das »Forum 15«.

Die Schüler sollen in kleinen Gruppen zwei- oder dreimal in der Woche an die Schulen kommen. An den anderen Tagen werde es Fernunterricht geben. Grund, so das Forum, seien die »pädagogischen, sozialen und mentalen Schwierigkeiten der Schüler«. Neben Tel Aviv und Haifa haben sich auch Beer Sheva, Netanja, Rischon LeZion, Petach Tikwa und andere Städte für diese Regelung ausgesprochen – insgesamt 17.

Sowohl die Lehrervereinigung als auch das Bildungsministerium indes kritisierten den Schritt. »Lasst uns daran denken, dass es ein Gesetz ist, wenn die Regierung Vorgaben erlässt und diese in der Knesset bestätigt werden«, so Bildungsminister Yoav Gallant (Likud). »Bürgermeister sind ernsthafte Leute. Sie werden es nicht auf sich nehmen, israelische Gesetze zu brechen. Wir spielen hier keine Spiele.«

Geiseln

»Er ist gebrochen«

Sechs Männer kamen am Samstag aus der Gefangenschaft der Hamas zurück. Jetzt teilen sie erste Erlebnisse

von Sabine Brandes  23.02.2025

Nahost

Bundesregierung hat mehr als 140 Ortshelfer aus Gaza aufgenommen

Darüber hinaus half das Auswärtige Amt 180 Palästinensern und ihren Angehörigen bei der Ausreise nach Ägypten

 23.02.2025

Libanon

Zehntausende bei Beerdigung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah

Die stark geschwächte Terror-Miliz nutzt die Beisetzung, um sich als mächtig zu inszenieren

 23.02.2025

Grausamer Psychoterror

Hamas zwang Geiseln, Freilassung anderer Geiseln zuzusehen

Eviatar David und Guy Gilboa-Dalal saßen in einem Auto nahe der Bühne

 23.02.2025

Abkommen

Israel verschiebt Freilassung palästinensischer Häftlinge

Erst müsse die Hamas versichern, die Geiseln nicht mehr öffentlich zu demütigen, so Ministerpräsident Netanjahu

von Lars Nicolaysen  23.02.2025

Geiselbefreiung

Omer, Tal, Eliya, Omer, Avera und Hisham sind frei!

Sechs israelische Männer wurden am Samstagmorgen aus der Gefangenschaft der Hamas in Gaza freigelassen

von Sabine Brandes  22.02.2025

Abkommen

Dies sind die sechs freigelassenen Geiseln

Tal Shoham, Omer Wenkert, Omer Shem Tov, Eliya Cohen, Avera Mengistu und Hisham al-Sayed sind in Freiheit

von Sabine Brandes  22.02.2025

Geiseldeal

Leichnam von Shiri Bibas nach Israel überstellt

Nachdem die Hamas erst einen anderen Leichnam übergeben hatte, überstellte sie am Freitag die Leiche von Shiri Bibas. Ihre Identität wurde von Forensikern bestätigt

 22.02.2025

Gaza

Hoffnung nur ohne Hamas

Der Friedensaktivist Hamza Howidy ist im August 2023 aus dem Gazastreifen geflohen. Er fürchtet, dass das aktuelle Abkommen nichts an den dortigen Zuständen ändern wird

von Hamza Howidy  21.02.2025