Gerücht
Sie wurde mit Morddrohungen überhäuft. Die 24-jährige Rebecca aus Boston, die derzeit in Israel lebt, traute ihren Augen nicht, als sie nach dem Ende des Schabbat ihr Facebook-Profil öffnete: Hunderte von Hasskommentaren bezichtigten sie des Mordes an der palästinensischen Sanitäterin Razan Najjar. Die 21-Jährige aus Gaza war am Freitag während der erneuten gewalttätigen Proteste am Grenzzaun zu Israel ums Leben gekommen; es hieß, sie sei von israelischen Sicherheitskräften erschossen worden. Während die IDF eine Untersuchung des Vorfalls ankündigte, veröffentlichte die Facebook-Gruppe »Freedom for Gaza«, die mehr als 100.000 Follower hat, ein Foto von Rebecca in Armeeuniform und bezichtigte sie, die palästinensische Sanitäterin »hingerichtet« zu haben. In Windeseile verbreitete sich das Gerücht über die sozialen Medien. Allerdings stammt das Foto aus dem Jahr 2014, Rebecca dient schon seit zweieinhalb Jahren nicht mehr in der Armee, mit den Vorgängen an der Grenze hat sie also nichts zu tun. »Freedom for Gaza« räumte den Fehler zwar ein, nicht jedoch ohne hinzuzufügen, dass es doch schließlich egal sei, ob Rebecca oder jemand anderes Razan Najjar erschossen habe – »sie ALLE töten unschuldige palästinensische Männer, Frauen und Kinder«.
Verbot
Die Knesset hat das Rauchverbot für öffentliche Räume ausgeweitet. Eine entsprechende Anordnung bewilligte am Mittwochmorgen vergangener Woche der Ausschuss für Arbeit, Wohlfahrt und Gesundheit und folgte damit einer Empfehlung des Gesundheitsministeriums. Die neue Regelung tritt in zwei Monaten in Kraft, meldet die Nachrichtenseite »Walla«. Damit ist in Zukunft das Rauchen auf öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern untersagt. Das gilt auch für Veranstaltungen im Freien, wie Rockkonzerte oder Open-Air-Festivals. Betroffen sind nun auch Einrichtungen wie Regierungs- und Gerichtsgebäude, Krankenhäuser, Zoos und Einkaufszentren. Selbst in deren Nähe soll nun nicht mehr geraucht werden dürfen. Spezielle Raucherzonen sollen aber zumindest vor Regierungsgebäuden eingerichtet werden. Auch Patienten psychiatrischer Kliniken sollen in geschlossenen klimatisierten Räumen weiter ihrem Laster nachgehen dürfen. Wie streng die einzelnen Stadtverwaltungen die Verbote allerdings umsetzen werden, bleibt abzuwarten.
Brücke
Eine Delegation der Stadt Osnabrück und der dortigen Industrie- und Handelskammer (IHK) befindet sich derzeit zu Besuch in Israel, um sich ein Bild von der blühenden Start-up-Szene zu verschaffen, wie die »Neue Osnabrücker Zeitung« (NOZ) berichtet. Als Erstes besuchten sie das »Mindspace« in Tel Aviv. Rund 230 Start-ups haben dort in zwei Gebäuden kleine Büros gemietet, im Juli will man ein drittes Haus am Rothschild-Boulevard eröffnen. Weitere Filialen gibt es in Berlin und London. Einer der Mieter ist Oran Goldstein. Der 29-Jährige hat zusammen mit einem Partner vor acht Monaten die »Tech-Brücke« gegründet, die israelische Start-ups mit mittelständischen Unternehmen aus Deutschland zusammenbringen will. »Unser Ziel in fünf Jahren ist, dass Start-ups hier Technologien extra für deutsche Firmen entwickeln«, sagte Goldstein der NOZ. Die »Tech-Brücke« hat ein Büro in Mannheim und eines in Tel Aviv.
Debatte
Der Termin wird verschoben. Eigentlich wollte ein Ministerausschuss in der Knesset am Sonntag über ein Gesetz abstimmen, in dem das Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich in den Jahren 1915 bis 1917 als Völkermord verurteilt wird. Die Regierung sagte das Votum jedoch vorläufig ab, mit der Begründung, die Debatte vor den türkischen Wahlen am 24. Juni könne womöglich Präsident Recep Tayyip Erdogan nutzten, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem erklärte. Das Außenministerium habe Premier Benjamin Netanjahu nahegelegt, den Ausschuss erst nach dem 24. Juni über das Gesetz abstimmen zu lassen. Vertreter der Opposition kritisierten die Entscheidung. Die Knesset hatte Ende Mai beschlossen, über die »Anerkennung des armenischen Völkermords« zu debattieren.