Gerhard Conrad

Nach Sinwar: »Drohung und Verheißung ins rechte Verhältnis bringen«

Gerhard Conrad verhandelte für den BND im Jahr 2011 die Freilassung von Gilad Schalit. Foto: picture alliance / dpa

Die symbolische Bedeutung des Todes von Yahya Sinwar ist für alle Seiten erheblich, ihre operativen Konsequenzen hängen jedoch entscheidend davon ab, wie die innere Verfasstheit von Hamas in Gaza derzeit beschaffen ist. Kann ein Nachfolger, eventuell Yahya Sinwars Bruder Mohammed, auf eine noch halbwegs funktionierende Befehls- und Kommunikationsstruktur zurückgreifen, oder hat bereits vor dem Tod von Yahya Sinwar ein organisatorischer Erosionsprozess begonnen?

Die Verlautbarungen der Exilpolitiker von Hamas sind hier von zweitrangiger Bedeutung. Entscheidend ist, was auf dem Schlachtfeld passiert. Hierzu gehört auch die Frage, ob der Tod Sinwars die Moral der Truppe nicht soweit schwächt, dass Teile von Hamas auf eigene Faust ihr Glück mit Separatabkommen zur Freilassung der ihnen überlassenen Geiseln im Austausch gegen freies Geleit und Amnestie versuchen.

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Entspechende Angebote gibt es ja schon von israelischer Seite, und größere Gruppen haben sich wohl auch in Dschabalija und anderswo bereits ergeben. Der militärische Druck auf Hamas-Strukturen wird parallel unverändert aufrecht erhalten, um diesen Erosionsprozess weiter zu fördern. Entscheidend wird es hier sein, Drohung und Verheißung ins rechte Verhältnis zu bringen.

Gespräche mit Exil-Hamas unwahrscheinlich

Ob in dieser Situation ernsthafte Gespräche mit der verbliebenen Exil-Hamas geführt werden, ist zumindest solange eher unwahrscheinlich wie sich die Lage von Hamas in Gaza nicht konsolidiert hat. Es macht ja auch keinen Sinn, mit Ansprechpartnern zu reden, die über keinen Einfluss auf die Kräfte verfügen, in deren Hände sich die Geiseln befinden. Bekanntlich war dies bereits zu Lebzeiten von Yahya Sinwar ein Problem.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Ägyptens Präsident Sisi seinen langjährigen ND-Chef und unmittelbaren Kontaktmann zu Hamas in Gaza soeben »wegbefördert« hat. Hier kommt derzeit auch auf dieser Ebene wohl einiges ins Rutschen.

Zur Zeit sehe ich damit erst einmal eine transitorische Phase, deren Dauer, Verlauf und Ausgang aktuell noch völlig offen sind.

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