Ein schwerer, offenbar islamistisch motivierter Terroranschlag in der Stadt Beer Sheva in der Negevwüste schockiert ganz Israel. Das Land wurde am Mittwoch in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Der Attentäter, ein 34-jähriger israelischer Araber, hatte am Dienstagnachmittag vor einem Einkaufszentrum vier Menschen erstochen sowie zwei weitere schwer verletzt, bevor er selbst von Passanten konfrontiert und von einem von ihnen, einem bewaffneten Busfahrer, erschossen wurde. Es war das schlimmste Attentat in Israel seit mehreren Jahren.
HAFTSTRAFE Polizeipräsident Kobi Shabtai sagte, der Vorfall habe insgesamt acht Minuten gedauert. Er lobte das beherzte Eingreifen von Zivilisten am Tatort. Ein im Internet veröffentlichtes Video zeigte den Messerangriff des Mannes auf eine Frau an der Tankstelle. Daraufhin setzte der Attentäter sich in sein Auto und überfuhr einen Radfahrer, der später seinen Verletzungen erlag. Unmittelbar danach stieg er aus und stach auf weitere Passanten ein, von denen zwei ums Leben kamen.
Der ehemalige Grundschullehrer war bereits 2015 wegen Mitgliedschaft in der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und seines Versuchs, Mitglieder für die Gruppe zu rekrutieren, zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
Schon während seines Prozesses war umstritten, ob von dem Mann auch künftig eine Gefahr ausgehen würde. Der Richter in dem Verfahren verneinte dies israelischen Medienberichten zufolge und verhängte eine relative milde Strafe. Die Ankläger befanden laut dem Sender »Channel 12« aber bereits damals, dass der Beschuldigte eine »tickende Zeitbombe« sei.
EINZELTÄTER Auch wenn der IS sich nicht zu dem Anschlag bekannte, befürchten israelische Sicherheitsbehörden nun, dass der Anschlag Nachahmer auf den Plan rufen und eine weitere Welle der Gewalt im Land auslösen könnte. Dennoch erklärte die Polizei, der Attentäter habe seinen Anschlag wahrscheinlich alleine geplant und nicht im Auftrag des IS gehandelt.
Ministerpräsident Naftali Bennett lobte das schnelle Eingreifen bewaffneter Passanten und sagte, die Sicherheitskräfte seien in »höchster Alarmbereitschaft«.
Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde drückten in einer Botschaft ihr Bedauern über die Morde aus und sagten, sie betrachteten den Vorfall als einen schweren und schmerzhaften Terroranschlag. Dagegen feierte die islamistische Hamas im Gazastreifen das Attentat als »heldenhaft«. mth