Seit 1969 unterhalten Israel und Singapur bereits diplomatische Beziehungen. Doch erst jetzt will Singapur seine offizielle Präsenz in Israel aufwerten und eine Botschaft eröffnen. Beobachter sehen das als Ergebnis der Annäherung beider Seiten in den letzten Jahren an.
DISKRETION Waren die Beziehungen zwischen Jerusalem und Singapur schon bislang ziemlich gut, so wird dies künftig auch nach außen hin symbolisiert. In der Vergangenheit hatte der asiatische »Tigerstaat« mit Rücksicht auf seine muslimischen Nachbarn Indonesien und Malaysia, die Zusammenarbeit mit Israel eher diskret behandelt.
1986 hatte ein Besuch des damaligen israelischen Staatspräsidenten Chaim Herzog in Singapur große Verärgerung vor allem im nördlichen Nachbarland Malaysia ausgelöst. Kuala Lumpur drohte dem Stadtstaat, der bis 1965 Teil des Bundesstaats Malaysia war, sogar mit einem Stopp der Wasserversorgung.
Die Regierung des langjährigen Ministerpräsidenten Lee Kuan Yew weigerte sich damals aber nachzugeben. In der Folge wurden die Handelsbeziehungen zu Israel ausgebaut. Auch bei der Rüstung arbeiten Jerusalem und Singapur seit Langem eng zusammen; das israelische Militär gilt bei den Asiaten als Vorbild für die eigenen Streitkräfte.
2017 besuchte der damalige Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Singapur, bereits ein Jahr zuvor war Lee Hsien Loong, ein Sohn Lee Kuan Yews, der seit 2004 als Regierungschef Singapurs amtiert, zu einem Besuch in Jerusalem empfangen worden.
ABKOMMEN Am Montag war nun Lees Außenminister Vivian Balakrishnan in Israel. Dort traf er sich mit seinem Amtskollegen Yair Lapid und kündigte an, dass sein Land in Kürze das bestehende Konsulat in Tel Aviv zu einer Botschaft aufwerten wolle. Diese soll künftig als »Anlaufstelle für Unternehmen aus Singapur dienen, um die Zusammenarbeit mit potenziellen israelischen Partnern auszuweiten«, erklärte das Außenministerium des südostasiatischen Landes, in dem 5,7 Millionen Menschen leben und das mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 60.000 US-Dollar zu den wohlhabendsten Ländern der Erde zählt.
Im Zuge der sogenannten Abraham-Abkommen von 2020 und 2021 hat Israel nicht nur sein Verhältnis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, dem Sudan und Marokko normalisiert, sondern auch die seit Jahrzehnten bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Ägypten, Jordanien und der Türkei verbessert.