Die Schlagzeilen zum Wochenbeginn in Israel beherrschen einmal nicht der heimische oder US-amerikanische Wahlkampf, sondern einer, der schon fast aus den Nachrichten verschwunden war: Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. In einem Interview mit Kanal 2 des israelischen Fernsehens gab er sich versöhnlich und betonte, er werde keine dritte Intifada erlauben. Allen voran Verteidigungsminister Ehud Barak und Präsident Schimon Peres lobten ihn für seine »mutigen Aussagen«. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu indes ist der Überzeugung, dass es nichts als leere Versprechen seien.
Seine Worte reflektierten nicht seine Taten, sagte der Regierungschef. »Es geht nur darum, die israelische Öffentlichkeit in die Irre zu führen.« Zur Eröffnung der Kabinettssitzung erklärte er, dass er persönlich bereit wäre, noch heute an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Nur hier könnten Abbas’ wirkliche Absichten erkannt werden.
Safed Abbas hatte am Freitag vor laufenden Kameras erklärt, er wolle die Friedensgespräche mit Israel wiederaufnehmen. Er sagte auch, dass er gern in seine Geburtsstadt Safed in Obergaliläa zurückkehren würde – jedoch lediglich als Tourist, da sich Safed in Israel befinde. »Ich glaube, dass die Westbank und Gaza Palästina sind. Der Rest ist Israel. Jetzt und für immer.« Zudem betonte er, es werde keine dritte Intifada geben, solange er an der Macht sei.
Peres bezeichnete seinen Amtskollegen daraufhin als »echten Partner für den Frieden«. Auch Barak zeigte sich von den versöhnlichen und »eindeutigen Tönen« beeindruckt. Gleichzeitig kritisierte er das Verhalten von Netanjahu und Außenminister Avigdor Lieberman gegenüber der palästinensischen Autonomiebehörde scharf. »Die jetzige Regierung hat viel zu wenig getan, um den Frieden voranzubringen.« Barak machte jedoch auch klar, dass Abbas »nicht perfekt sei« und erklärte, dessen kategorisches »Nein« zu jeglicher jüdischer Bautätigkeit im Westjordanland sei ein großes Hindernis bei den Friedensgesprächen.
Israels Außenminister erklärte am Sonntag im Armeeradio, dass seiner Meinung nach Abbas’ Worte einzig dazu dienten, der israelischen Linken bei den kommenden Knessetwahlen zu helfen. »Das sind Abbas’ Alliierte in unserem Land.«
Proteste Innerhalb der palästinensischen Gebiete sorgte das Interview für einen Aufruhr. Tausende strömten am Freitag nach der Ausstrahlung auf die Straßen der Westbank und Gaza, um dagegen zu protestieren. Kurz darauf revidierte Abbas einige seiner Sätze in der ägyptischen Zeitung Al-Hayyat: »Was ich über Safed gesagt habe, gilt für mich persönlich. Es ist nicht politisch zu verstehen und heißt nicht, dass ich das Rückkehrrecht für die palästinensischen Flüchtlinge aufgebe«.
Abbas regiert im Westjordanland, die Hamas im Gazastreifen. Deren Anführer Mahmoud Al-Zahar meinte, dass Abbas lediglich versuche, seinen Hals zu retten. »Er hat Angst, dass er so endet wie Arafat – vergiftet –, wenn er auf einer dritten Intifada besteht. So rettet er vielleicht sein Leben, aber er läuft Gefahr, seinen Ruf zu ruinieren.«