Redezeit

»Musik ist eine Brücke«

Ben, Sie haben vor einem Jahr auf Facebook die Seite »Bring Pearl Jam to Israel« gegründet. Noch ist die amerikanische Rockband nicht in Israel aufgetreten. Wird 2014 das Jahr sein, in dem Pearl Jam endlich nach Israel kommen?
Das wünschen wir uns natürlich. Aber es ist schwierig.

Was könnte dem Auftritt der Band denn im Wege stehen?
Nun, wenn Menschen Israel hören, dann denken sie zuerst an Probleme oder Politik. Dabei sollte doch Musik eine Brücke sein. Ich habe eine Sendung beim israelischen Radiosender 88 FM und bin über soziale Netzwerke mit den Hörern in Verbindung. Auch mit Pearl Jam-Fans aus dem Westjordanland, die sich ebenfalls wünschen, ihre Band zu sehen. Aber es ist nun mal problematisch, und Roger Waters ist dabei nicht wirklich hilfreich …

... der ehemalige Pink Floyd-Sänger hat erst kürzlich zum Israel-Boykott aufgerufen und den jüdischen Staat mit Nazi-Deutschland verglichen.
Und genau das macht es schwierig. Ein Großteil der Israelis glaubt an Frieden, an zwei Staaten. Roger Waters glaubt nur an einen Staat, an Palästina. Und wir wissen, dass er ein Freund von Eddie Vedder ist.

Also habe Sie Angst, dass er den Pearl-Jam-Frontman Vedder beeinflussen könnte?
Ja, natürlich. Aber wir haben erst vor wenigen Wochen eine E-Mail vom Pearl Jam-Management bekommen, die uns ermutigt hat, weiterzumachen. Es ist schwieriger, die Band nach Israel zu holen, als ich vor einem Jahr gedacht habe. Vielleicht war ich zu Beginn etwas naiv, aber meine Hörer stehen hinter mir. Wir sind mittlerweile die Fanpage Nummer eins. Und was mich sehr freut, ist, dass uns so viele Leute aus dem Ausland unterstützen.

Sie haben auf der Seite auch Fotos, die Ihnen Fans von überall schicken. Alle halten sie Schilder mit »Bring Pearl Jam to Israel« vor sich. Wie kam es dazu?
Wir posten nur einen kleinen Teil, denn die Zusendungen sind überwältigend. Viele Israelis, die in der Welt unterwegs sind, schicken uns Bilder. Aber auch Nichtisraelis unterstützen uns. Leute aus Bolivien oder aus Asien, die planen, mit einer Israelfahne zu einer der australischen Shows der Band zu gehen. Und das fühlt sich toll an. Denn es geht allen, Juden, Nichtjuden, nur um eines: Musik.

Und doch sagen Bands immer wieder ihre Auftritte aus politischen Gründen ab. Wie gehen die Fans eigentlich damit um?
Nun, ich denke, die Bands, die uns boykottieren, sollen doch endlich einmal über Politik sprechen, wenn sie das unbedingt wollen. Aber dann sollen sie doch herkommen und es hier sagen, und nicht, wie es bei Roger Waters der Fall ist, andere Künstler von hinten herum überzeugen, nicht nach Israel zu fahren. Musik ist für Fans wie eine Art Religion. Ich setze mich mehr mit Rockmusik auseinander als mit Judentum. Und im täglichen Leben sind wir doch alle gleich, egal ob Jude, Christ oder Muslim. Musik kann alle Menschen zusammenbringen.

Mit dem Radiomoderator sprach Katrin Richter.

www.facebook.com/Bring.Pearl.Jam.To.Israel

Geiselbefreiung

Omer, Tal, Eliya, Omer, Avera und Hisham sind frei!

Sechs israelische Männer wurden am Samstagmorgen aus der Gefangenschaft der Hamas in Gaza freigelassen

von Sabine Brandes  22.02.2025

Abkommen

Dies sind die sechs freigelassenen Geiseln

Tal Shoham, Omer Wenkert, Omer Shem Tov, Eliya Cohen, Avera Mengistu und Hisham al-Sayed sind in Freiheit

von Sabine Brandes  22.02.2025

Geiseldeal

Leichnam von Shiri Bibas nach Israel überstellt

Nachdem die Hamas erst einen anderen Leichnam übergeben hatte, überstellte sie am Freitag die Leiche von Shiri Bibas. Ihre Identität wurde von Forensikern bestätigt

 22.02.2025

Gaza

Hoffnung nur ohne Hamas

Der Friedensaktivist Hamza Howidy ist im August 2023 aus dem Gazastreifen geflohen. Er fürchtet, dass das aktuelle Abkommen nichts an den dortigen Zuständen ändern wird

von Hamza Howidy  21.02.2025

Zynische Show

Wo ist Shiri Bibas? Hamas spricht von einem möglichen »Irrtum«

Für Samstag ist die Freilassung der sechs weiteren Geiseln angekündigt

 21.02.2025

Israel

Internationale Reaktionen: Fassungslosigkeit angesichts Grausamkeit der Hamas

Das grausame Verhalten der Hamas im Fall von Shiri Bibas und bei der Übergabe der Leichen sorgt weltweit für Empörung

von Sophie Albers Ben Chamo  21.02.2025 Aktualisiert

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025

Kommentar

Shiri, mein Herz bricht für dich

Sarah Cohen-Fantl will nicht verzeihen, dass Shiri, Kfir und Ariel Bibas nicht gerettet wurden

von Sarah Cohen-Fantl  21.02.2025

Israel

In der grausamen Wirklichkeit gibt es keine Wunder

Yarden Bibas wurde aus der Geiselhaft entlassen – seine Kinder Ariel und Kfir kamen in Särgen zurück, von seiner Frau Shiri fehlt noch immer jede Spur

von Sabine Brandes  21.02.2025