US-Israel-Beziehungen

»Mit Trump ist alles unvorhersehbar«

Donald Trump und Benjamin Netanjahu bei einem USA-Besuch des israelischen Regierungschefs (Archiv) Foto: GPO

Donald Trump sagte einmal über sich selbst, wenn er sich zur Wahl für den Posten des israelischen Premierministers aufstellen lassen würde, er ginge als Sieger hervor. Wahrscheinlich hat er recht. Die Mehrheit der Israelis will ihn vielleicht nicht auf dem Chefsessel in Jerusalem sehen, aber definitiv auf dem des Weißen Hauses in Washington. Dort wird er nun tatsächlich wieder Platz nehmen.

Der israelische Präsident Herzog gratulierte noch am Morgen des Mittwochs dem eingehenden US-Präsidenten Trump mit den Worten: »Herzlichen Glückwunsch an Präsident @realDonaldTrump zu Ihrer historischen Rückkehr ins Weiße Haus. Sie sind ein wahrer und lieber Freund Israels und ein Verfechter des Friedens und der Zusammenarbeit in unserer Region.«

»Ich freue mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um die eiserne Verbindung zwischen unseren Völkern zu stärken, eine Zukunft des Friedens und der Sicherheit für den Nahen Osten aufzubauen und unsere gemeinsamen Werte aufrechtzuerhalten«, schrieb Herzog weiter. »Im Namen des jüdischen und demokratischen Staates Israel und unseres gesamten Volkes wünsche ich Ihnen viel Erfolg.«

Was der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl für Israel bedeuten könnte, analysieren Experten für US-Israel-Verbindungen im ganzen Land bereits seit Monaten. Bei einer Schlussfolgerung sind sich fast alle einig: »Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit als Präsident der USA wird in jedem Fall schwer einzuschätzen sein.«

Fast Zweidrittel der Israelis sind für Trump

In aktuellen Umfragen sagten fast Zweidrittel der Israelis, dass sie Trump gegenüber der Vizepräsidentin Kamala Harris im Präsidentschaftsamt bevorzugen. Asi Shariv, ehemaliger israelischer Generalkonsul in New York, erklärt, dass die Israelis in den vergangenen Jahren immer konservativer geworden seien. »Anders als in vielen anderen Ländern auf der Welt wollte die große Mehrheit der Israelis Trump im Weißen Haus sehen.«

Er sei in Israel viel besser bekannt als Harris und zudem von Leuten umgeben, die enge Verbindungen zum jüdischen Staat haben. Einer von ihnen ist Ron Dermer, engster Vertrauter des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Netanjahu baue ganz besonders auf diese persönlichen Beziehungen, ist Shariv überzeugt. »Ich habe einen direkten Draht nach Washington. Donald und ich sind gute Freunde«, hatte der israelische Premier während der ersten Trump-Präsidentschaft gern und oft betont.

»Wenn Israel der 51. Staat der USA wäre, er wäre wahrscheinlich der roteste. Die Israelis sind in großem Maße Unterstützer von Trump«, bestätigt Shira Efron, Expertin für US-Politik in Sachen Nahost, und Mitglied des Vorstands des Forums Dvorah, ein Netzwerk von Frauen in Führungspositionen in den Bereichen nationale Sicherheit und Außenpolitik. Einer der Hauptgründe sei der, dass Trump in diplomatischer Hinsicht Israel »viel gegeben hat«.

»Joe Biden ist der zionistischste US-Präsident aller Zeiten.«

Während Trump in seiner ersten Amtszeit sehr großzügig mit den Abraham Abkommen, der Verlegung der Botschaft nach Jerusalem und der Anerkennung der Golanhöhen gewesen sei, so Shariv, seien all dies diplomatische Gaben, die ihn nichts kosteten. »Präsident Joe Biden aber zeigte nach dem 7. Oktober die Freundschaft zu Israel in der großzügigsten Weise, die überhaupt möglich ist. Er ist der zionistischste US-Präsident aller Zeiten.«

Shariv geht davon aus, dass Trump »große Worte« schwingen und das »Richtige sagen wird«, er bezweifelt aber, dass er ähnlich tief in die Tasche greifen würde, um Israel zu unterstützen. »Obama gab uns das Geld für den Iron Dome, Biden im vergangenen Jahr 22 Milliarden US-Dollar.« Seiner Meinung nach gebe es nicht »die geringste Chance«, dass eine US-Regierung unter Trump diese Summe überweist.

Das sieht auch Efron so. Als Beleg dafür nennt sie das Abstimmungsverhalten des eingehenden Vizepräsident JD Vance. »Er stimmte gegen die weitere Hilfe für Israel. Zwar war die Abstimmung an die Hilfe für die Ukraine gekoppelt, doch das Ergebnis war dasselbe«, gibt Efron zu bedenken. »Er stimmte mit ›Nein‹«. Auch der ehemalige israelische Konsul sieht Trumps Vize als mögliches Problem: »Nicht nur ist er ein Isolationist und hat kein großes Interesse an Außenbeziehungen. Er hat auch keine Bindung an Israel.«

Harris und Trump sprachen sich für Ende des Gaza-Krieges aus

Obwohl sich sowohl Harris als auch Trump während ihrer Wahlkampagne für ein Ende des Krieges in Gaza zwischen Israel und der Hamas aussprachen, glauben weder Shariv noch Efron, dass es ein US-amerikanisches Waffenembargo für Israel geben würde.

In Sachen Iran, meinen beide Experten übereinstimmend, gebe es auch keine Zuverlässigkeit, was mit Trump geschehen werde. »Nach drei Monaten könnte er einfach sagen, der Krieg mit dem Iran ist vorbei. Und dann gibt es sehr wenig, was die israelische Regierung tun kann«, warnt Shariv. Dabei könnte auch Russland eine Rolle spielen, denn in den vergangenen Jahren haben sich Moskau und Teheran zunehmend angenähert.

»Obwohl wir ihn vier Jahre lang als Präsident der USA kennengelernt haben, können wir ihn nicht einschätzen, fasst Efron zusammen. »Trump sagt eine Sache und tut dann die andere. Mit ihm ist alles unvorhersehbar.«

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