Auch wenn sich Israel nicht für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien qualifizieren konnte, spielt das Land bei der WM dennoch eine wichtige Rolle. Zwar nicht auf dem Rasen, dafür aber hinter den Kulissen. So stellen zum Beispiel die Unternehmen Risco und Nice die Sichersheitssysteme für die Videoüberwachung in einigen Stadien bereit. Die Tel Aviver Firma Ceragon sorgt mit einem drahtlosen Telekommunikationsnetz für gute Verbindung.
Drohnen Auch das brasilianische Militär setzt bei der Überwachung der Menschenmengen in den Stadien und außerhalb der Spielstätten auf israelische Technik, nämlich auf die unbemannten Aufklärungsdrohnen »Elbit Hermes 900« der israelischen Sicherheitsfirma Elbit Systems.
Das 1967 in Haifa gegründete Unternehmen gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von militärischer Sicherheitstechnik und hat Tochterunternehmen in zahlreichen anderen Ländern – unter anderem in Brasilien. Während der WM sollen die acht Meter langen Flugzeuge nicht nur helfen, drohende Massenpaniken oder Attentate bereits im Vorfeld zu erkennen und zu verhindern, sondern auch Hooligans zu stoppen.
Gewalt in den Stadien ist in Brasilien schon lange ein Problem. Zusätzlich werden Ausschreitungen argentinischer Fans befürchtet. Zum letzten Gruppenspiel gegen Nigeria werden am 25. Juni beispielsweise 100.000 Fans aus dem Nachbarland erwartet, nur ganz wenige werden allerdings Glück haben und Karten bekommen, um im Stadion live dabei zu sein.
Die israelischen Drohnen können potenzielle Gewalttäter und friedliche Fans aus einer Höhe von fast zehn Kilometern überblicken. Mit welcher Technik die Mini-Flugzeuge ausgerüstet sind, ist nicht bekannt – Elad Aharanson, Direktor von Elbit Systems, kündigte in einer Presseerklärung lediglich an, dass die Drohnen mit neuester Technologie vollgestopft sein werden.
Fernsehbilder Für Fans, die das Turnier irgendwo auf der Welt vor dem Fernseher oder über das Internet verfolgen, ist LiveU im Einsatz. Die Firma mit Hauptsitz in Kfar Saba ist für die Übertragung der Fernsehbilder aus den Stadien zu den Sendeanstalten verantwortlich. Und das mit moderner Technik.
Traditionell werden Fernsehbilder aus Stadien per Satellitenverbindung übertragen. Eine solche Verbindung braucht auf der einen Seite eine direkte Sichtverbindung zu einem Satelliten und zum anderen auch eine gewisse Sendeenergie – es wird ein Übertragungswagen benötigt, der das aus verschiedenen Kameras stammende Bild schon fertig abgemischt über Satellit an die Sendezentrale überträgt. Der Übertragungswagen (oder mehrere, wenn manche Sender zusätzlich noch eigene Kameras haben) steht auf dem Parkplatz vor dem Stadion und muss über Kabel mit jeder einzelnen Kamera verbunden sein.
Das klappt allerdings nicht immer reibungslos. Sportfans kennen das Lamento von Reportern über das sogenannte »Weltbild«, das gerade ausgefallen ist oder nur mangelhaft funktioniert, zur Genüge. LiveU macht dagegen den Übertragungswagen überflüssig und ersetzt ihn durch einen Rucksack, dessen Herzstück eine Übertragungsbox ist, die das Bild der jeweiligen Kamera komplett an die Sendezentrale übertragen kann.
Handynetz Und das nicht über Satellit, sondern über das Handynetz. Das klingt zunächst einmal nicht nach einer guten Nachricht, denn wer schon einmal versucht hat, über UMTS/3G einen Film in HD anzusehen, wird von der Übertragungsleistung nicht begeistert gewesen sein, und ruckelnde Bilder sind bei einem spannenden Fußballspiel wahrscheinlich das Allerletzte, was man auf dem Fernseher zu sehen wünscht. Und das passiert selbst bei LTE, dem schnelleren Nachfolgestandard, immer mal wieder.
Doch die Box von LiveU hat vorgesorgt. Die Übertragung geschieht nämlich nicht nur über eine einzige Mobilfunkverbindung, die Box benutzt gleich 14 LTE-Module und dazu noch die Netze verschiedener Mobilfunkbetreiber.
Selbst wenn ein Netz schwächelt oder ausfällt, ist noch genug Bandbreite vorhanden, um ein störungsfreies Signal zu übertragen. Die Software der Box kann zudem einbrechende Datenraten auf manchen Verbindungen ausgleichen und kompensieren, falls das notwendig werden sollte. Vergleichbar ist diese Technik damit, das eigene Notebook mit 14 LTE-Surfsticks verschiedener Betreiber auszustatten – irgendein Anbieter wird bestimmt genug Bandbreite bieten.
Kabel Aber das ist noch nicht alles: Die Box kann auch noch ganz normal über Kabel an das Internet angeschlossen werden oder – wenn denn Sichtverbindung zu einem Satelliten besteht – das weltweite Inmarsat BGAN-System nutzen.
Ganz neu ist die Technik nicht. LiveU wurde bereits im Jahr 2006 gegründet und hat in den vergangenen Jahren schon einiges an Erfahrung gesammelt, für ein Turnier wie die Fußball-Weltmeisterschaft kann es sich schließlich niemand leisten, ein unerprobtes Übertragungssystem einzusetzen. Avi Cohen, Chief Operating Officer und Mitgründer von LiveU, nannte vor einem Jahr Zahlen: »Wir arbeiten bereits mit mehr als 500 Sendern in mehr als 70 Ländern zusammen.«
So nutzt BBC News die Technik schon für Liveberichte in den Nachrichtensendungen. Und auch bei großen Events wie dem Besuch der Queen in Irland im Jahr 2011 als auch bei der Berichterstattung um die Olympischen Spiele in London 2012 war die Technik im Einsatz. LiveU kann natürlich auch Sport: In den USA setzen die drei großen Ligen der Sportarten American Football, Basketball und Baseball, NFL, NBA und MLB, für Spielübertragungen auf die israelische Technik.
Bei der nächsten Fußball-WM sind dann ja vielleicht auch beide dabei, die israelische Nationalmannschaft und israelische Technik.