Würdigung

»Mit ihm starb ein Traum«

Yitzhak Rabin (1922–1995) Foto: imago/ZUMA Press

Würdigung

»Mit ihm starb ein Traum«

Yitzhak Rabin wäre am 1. März 100 Jahre alt geworden

von Sabine Brandes  03.03.2022 08:19 Uhr

An diesem Abend kam Yitzhak Rabin, der sonst so reservierte Premierminister Israels, aus sich heraus. Er sang, wenn auch etwas schief, so doch aus vollem Herzen: »Schiru Schir la Schalom« – Singt das Lied des Friedens. Tausende stimmten ein bei der Friedensdemonstration vor dem Tel Aviver Rathaus am 4. November 1995. Dann knallten Schüsse. Rabin wurde tödlich getroffen. Am 1. März wäre er 100 Jahre alt geworden.

Mit der Ermordung des Regierungschefs, der sich über die Jahre politisch vom kämpferischen Falken zur Taube wandelte, »starb der Traum vom Frieden«, meinen viele Israelis noch heute. Ein Jahr vor seiner Ermordung durch einen jüdischen Extremisten wurde Rabin für seine Bemühungen, den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu beenden, gemeinsam mit PLO-Chef Jassir Arafat und Israels Außenminister Schimon Peres der Friedensnobelpreis verliehen.

staatsgründung Rabin, der fünfte Ministerpräsident nach Staatsgründung, war der erste, der in Israel geboren wurde. Als Sohn von jüdischen Einwanderern aus Osteuropa wuchs er in einem links-zionistischen, säkularen Haushalt auf. Er heiratete seine Jugendliebe Leah und bekam mit ihr die Kinder Dalia und Yuval.

Im Zweiten Weltkrieg nahm er 1941 an der britischen Invasion im Libanon und in Syrien teil. Als zionistischer Untergrundkämpfer schloss er sich vor Gründung des Staates Israel der jüdischen Eliteeinheit Palmach an.

Im Zuge des Unabhängigkeitskrieges befehligte Rabin die Harel-Brigade, die unter anderem dafür zuständig war, den Weg nach Jerusalem für Nachschubkonvois freizuhalten, später führte er als Stabschef die IDF im Sechstagekrieg an. Er war Vorsitzender der Arbeitspartei, Botschafter in Washington sowie Arbeits- und Verteidigungsminister. Als Ministerpräsident diente er zwei Amtszeiten, von 1974 bis 1977 und von 1992 bis zu seiner Ermordung.

1993 hatte er mit Arafat im Weißen Haus die Oslo-Abkommen unterzeichnet und damit die erste umfassende Friedensbemühung nach Jahrzehnten des Konflikts zwischen den beiden Seiten eingeleitet. »Wir sind hier auf diesem Boden, in diesem Land, nicht allein. Und so teilen wir diese gute Erde heute mit dem palästinensischen Volk, um das Leben zu wählen.« Diese Worte sind sein Erbe. Und die Israelis fragen sich noch heute oft: »Was wäre gewesen, wenn …«

Essay

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Jerusalem

Trumps Botschafter in Israel: Druck an der richtigen Stelle ausüben

Mike Huckabee sagt, humanitäre Hilfe könne wieder nach Gaza geliefert werden, wenn die Geiseln freigelassen würden

 22.04.2025

Nahost-Diplomatie

Gaza: Vermittler streben mehrjährige Waffenruhe an

Laut BBC wollen Ägypten und Katar mit einem neuen Vorschlag Bewegung in die festgefahrene Situation bringen

 22.04.2025

Tel Aviv

Schin Bet-Chef erhebt Vorwürfe gegen Netanjahu

Der Streit zwischen dem Regierungschef und dem Leiter des Schin Bet geht in die nächste Runde

 22.04.2025

Gaza

Hamas ruft weiteren »Tag des Zorns« aus

Der Nationale Sicherheitsrat ruft Israelis im Ausland zur Vorsicht auf

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Hadera

Mann nach Bericht über Haiangriff vor Israels Küste vermisst

Hai-Attacken sind in Israel höchst selten

 21.04.2025

Gaza

Geisel Elkana Bohbot muss Telefonat mit seiner Familie vortäuschen

Ein neues Propagandavideo des israelischen Familienvaters wurde nach 561 Tagen in der Gewalt der Hamas veröffentlicht

von Sabine Brandes  21.04.2025