Herr Rosenthal, Sie sind bis zum 6. Juli mit einer Gruppe von Motorradfahrern unterwegs nach Jerusalem zur Eröffnung der 20. Makkabiade. Was hat Sie dazu motiviert?
Es war vor allem eine historische Fahrt in den 30er-Jahren. Seinerzeit fuhren Motorradfahrer aus dem damaligen Palästina durch Europa. Es war eine Zeit, in der jüdische Sportler bereits diskriminiert und aus Sportvereinen ausgeschlossen wurden. Mit dieser Fahrt wollten die Sportler Werbung für Makkabi und für den künftigen jüdischen Staat in Palästina machen. In diesem Jahr soll die Tour also wiederholt werden – nur in die andere Richtung. Wir wollen Israel und Makkabi unterstützen.
Welches Zeichen wollen Sie mit Ihrer Fahrt setzen?
Leider nehme ich seit einigen Jahren zur Kenntnis, dass sich der Antisemitismus auf allen Ebenen sehr stark verbreitet. Das Anliegen ist also hochaktuell. Das gilt erst recht für den israelbezogenen Antisemitismus. Es gibt selten jemanden, der das Positive im Hinblick auf Israel in die Öffentlichkeit bringt. Dabei existiert diese enge freundschaftliche Beziehung zwischen Israel und Europa seit vielen Jahrzehnten. Und die wollen wir zeigen.
Was hat Sie während der Vorbereitungen zu dieser Fahrt überrascht?
Die Sicherheit. Sie steht während unserer Fahrt auch im Mittelpunkt. Das ist mir bei den Vorbereitungen klar geworden. Wir mussten viele Vorkehrungen dafür treffen, denn alle Beteiligten, Polizei, Sportler oder Vertreter jüdischer Gemeinden, haben uns darauf hingewiesen, wie wichtig dieses Thema ist. Ich war außerdem sehr angetan von der großen Unterstützung, die wir erfuhren: nicht nur von Freunden und Bekannten, sondern auch von völlig unbekannten Menschen aus der ganzen Welt, Organisationen, Vereinen, Bikern und Geistlichen. Das ist so erfreulich! Alle ziehen an einem Strang, völlig unabhängig von ihrer Religion oder politischen Einstellung.
Am Dienstag sind Sie in Berlin gestartet, wie geht es weiter?
Wir treffen uns mit der Gruppe, die zeitgleich mit uns in London startet, an der deutsch-niederländischen Grenze. Dann geht es weiter nach Köln, später in Richtung Süden nach Frankfurt am Main, wo wir an der Eröffnung einer Ausstellung über jüdische Sportler teilnehmen werden und ein Treffen mit dem Oberbürgermeister haben. Anschließend fahren wir zur Gedenkstätte des ehemaligen KZs Dachau und besuchen den Ort der Geiselnahme von München 1972. Dann geht es durch die Slowakei nach Budapest, wo wir ebenfalls einen Stopp einlegen, über die legendäre Transalpina und schließlich über Griechenland per Fähre nach Haifa. Wir möchten viele Orte mitnehmen und möglichst viele Menschen auf dem Weg nach Jerusalem kennenlernen.
Welche Begegnungen und Akzente erhoffen Sie sich für unterwegs – beispielsweise in Ländern wie Ungarn?
Wir werden dort Mitglieder der jüdischen Gemeinde treffen. Eines unserer Gründungsmitglieder war viele Jahre lang Vorsitzender von Makkabi Ungarn und Vorsitzender der Synagogengemeinde in Budapest. Das politische Signal liegt in dem Aufruf zum Kampf für die Toleranz und Völkerfreundschaft. Unser Team hat viele verschiedene Teilnehmer. Einen christlichen Pastor zum Beispiel, der gemeinsam mit seiner Ehefrau und Freunden auf ihren Harleys extra aus den USA angereist ist. Alte und junge Menschen fahren mit – die Bundestagsabgeordneten Michaela Engelmeier und Michael Thews, Schweizer, Israelis, Engländer, Ungarn, Rumänen und Italiener. Während der Tour werden sich uns noch weitere anschließen.
Was erwartet Sie am 6. Juli, dem Tag der Eröffnung in Jerusalem?
Noch bin ich nicht besonders aufgeregt, weil wir im Vorfeld natürlich viele organisatorische Dinge erledigen mussten. Aber wenn wir unterwegs sind, dann wird die Aufregung bestimmt kommen, je mehr wir uns Jerusalem nähern.
Es ist die 20. Makkabiade. Wie wird das Event in Israel wahrgenommen?
Für diejenigen, mit denen wir sprechen, ist es schlicht das Ereignis der vergangenen Jahre. Über 10.000 Athleten kommen nach Israel. Also sowohl inhaltlich als auch zahlenmäßig wird diese Maccabiah die anderen übertreffen.
Wie begleiten Sie die Tour medial?
Wir werden auf unserer Facebook-Seite aktuelle Fotos posten und auch Informationen zum Streckenverlauf geben. Aus Sicherheitsgründen aber etwas zeitversetzt.
Mit dem Mitbegründer der Initiative ride4solidarity und Vorsitzenden der Jüdischen Juristenvereinigung sprach Katrin Richter.
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