Möchtest du ein Stück Schokokuchen haben?», fragt Sarah Bamberger, als wir den Büroraum des Kibbuzes und Reiterhofs Ramat Yohanan betreten. Auf meinem Stückchen ist mit weißer Zuckercreme die Zahl «15» eingraviert. Sarah hatte erst vor wenigen Tagen Geburtstag und ist mit dem einem Jahr mehr trotzdem noch immer die jüngste Dressurreiterin der diesjährigen Maccabiah.
«Bei fast all meinen Wettbewerben bin ich unter den Jüngsten», erklärt die Schülerin, die neben zahlreichen anderen Siegen vor Kurzem auch Dritte der israelischen Championship 2013 geworden ist. So ganz überraschend ist das nicht, denn «Sarah hat schon immer Pferde geliebt», erinnert sich ihr Vater Peter. «Mit zwei Jahren durfte sie erstmals auf einem kleinen Pony sitzen, mit vier ritt sie dann gemeinsam mit ihrer Mutter, und im Alter von sieben Jahren war sie bereits mit einem privaten Reitlehrer unterwegs.»
Lifestyle Seither trainiert die zielstrebige Pferdeliebhaberin sechsmal pro Woche, manchmal auch mehrmals am Tag: «Für mich ist das kein Hobby, sondern mein Lifestyle», erklärt Sarah mit ernstem Gesichtsausdruck. «Ich gehe nicht jeden Abend auf Partys, ich trinke nicht, denn ich muss fit sein. Sowohl ich als auch mein Pferd sind Sportler, und wir brauchen unsere Körper für den Sport.»
Auch wenn ihre Reitstunden etwa 45 bis 60 Minuten lang sind, verbringt Sarah noch mehrere weitere Stunden im Stall, um ihr Pferd Bono zu füttern, zu waschen, seine Mähne zu trocknen, wofür sie übrigens dieselbe Haarpflege verwendet wie für ihr eigenes langes blondes Haar: «Ich weiß gar nicht mehr, ob es Bono ist, der mein Shampoo und Spülung benutzt, oder ob ich mir seine Sachen ausleihe», sagt sie lächelnd.
Bei der 19. Maccabiah tritt die gebürtige Israelin für Deutschland an: «Ich besitze einen deutschen Pass, da meine Großeltern aus Deutschland stammen. Mein Opa hat bis zu seinem 17. Lebensjahr in Hannover gelebt, und er ist sehr stolz darauf, dass ich die Jüdische Gemeinde seines Heimatlandes repräsentiere.»
Gruppe Um das israelische Team begleiten zu dürfen, hätte Sarah zwei eigene Pferde gebraucht, um eins davon den ohne Pferdebegleitung angereisten Mitbewerbern borgen zu können. «Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mich bei Makkabi Deutschland beworben habe», gesteht die Sportlerin, «die deutsche Gruppe ist super nett.»
Und ihr Interesse an Deutschland wurde geweckt: «Natürlich würde ich gern sehen, woher meine Familie kommt. Ich kann leider kein Deutsch, aber ich habe mir mittlerweile ein paar Wörter und Ausdrücke beibringen lassen. Außerdem ist das Reiten in Deutschland sehr weit vorangeschritten. Ich könnte dort sicher sehr viel Neues dazulernen.»
Zu ihren Chancen bei der Maccabiah äußert sich Sarah eher bescheiden: «Ich kenne das Niveau der Konkurrenz nicht. Mein Pferd und ich üben sehr intensiv, aber Bono ist als Sabra eigentlich nicht für diesen physischen Aufwand gebaut. Man bräuchte ein holländisches oder deutsches Pferd dafür. Bono ist trotzdem unglaublich gut für seine Statur, und ich lerne bis heute viel von ihm».
Die Maccabiah besitzt für Sarah eine ganz besondere Bedeutung: «Es ist nicht ein gewöhnlicher Reitwettbewerb, sondern so etwas wie die jüdische Olympiade. Ich bin jetzt zum ersten Mal dabei und gehe nicht von einer Super-Platzierung aus, aber es ist mein Traum, Israel und die Juden eines Tages bei den Olympischen Spielen im Dressurreiten vertreten zu können, und ich werde so hart trainieren, bis ich mein Ziel erreicht habe.»