El Al geht es so gut wie noch nie. Die israelische Fluggesellschaft fährt durch den andauernden Krieg im Land und die daraus resultierenden Stornierungen von Flügen vieler internationaler Airlines Rekordgewinne ein. Jetzt hat das Unternehmen sogar bei Boeing 31 neue Flugzeuge bestellt. Gleichzeitig wird zunehmend Kritik laut, dass das Unternehmen die Quasi-Monopolstellung am Markt ausnutze und ständig die Preise erhöhe. Zum Leid der Israelis.
Am Mittwoch bestellte Wirtschaftsminister Nir Barkat die Geschäftsführerin Dina Ben Tal Ganancia nach Jerusalem ein, um die hohen Flugpreise zu besprechen. Man habe sich schließlich darauf geeinigt, Hin- und Rückflüge zu vier Zielen zu relativ günstigen Preisen anzubieten, heißt es aus dem Ministerium.
Tickets zu günstigen Preisen bis Ende 2024
Von diesen Zielen aus können Israelis in andere Länder weiterfliegen. Es handelt sich dabei um Larnaca (Zypern) für 199 US-Dollar, Athen (Griechenland) für 299 US-Dollar sowie Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) und Wien (Österreich) für jeweils 349 US-Dollar (Roundtrip). Die Tickets zu diesen Preisen sollen bis Ende 2024 angeboten werden.
»Wir arbeiten weiterhin daran, das Sitzplatzangebot so weit wie möglich zu erhöhen und den Flugplan zu erweitern. Dieser Schritt wird es uns ermöglichen, Zehntausende von Sitzplätzen zu erschwinglichen, im Voraus bekannten Preisen anzubieten und ein umfassendes Angebot für Ziele bereitzustellen, die Verbindungspunkte zu den verschiedenen Kontinenten sind«, erklärte Ben Tal Ganancia dazu.
El Al sagte zudem, die Preise für andere Flüge senken zu wollen, wenn dort Sitzplätze verfügbar sind. Allerdings ist das in der momentanen Lage eher unwahrscheinlich, da nahezu alle Flüge der Linie dauerhaft ausgebucht sind.
»Die Israelis suchen nach Flugsicherheit.«
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete El Al einen Umsatzsprung von rund 40 Prozent auf fast 1,6 Milliarden US-Dollar und einen daraus resultierenden Nettogewinn von 226 Millionen Dollar, mehr als das Zehnfache des Gewinns im ersten Halbjahr des Vorjahres. Die Aktie stieg seit dem Beginn des Jahres um 66 Prozent.
Durch den anhaltenden Krieg zwischen Israel und der Hamas sowie die Bedrohung aus dem Iran und von der Terrororganisation Hisbollah im Libanon haben viele ausländische Gesellschaften ihre Flüge nach Israel derzeit ausgesetzt. Manche Routen werden nur noch von El Al bedient. Allerdings hatten bereits vor der jüngsten Welle von Ausfällen seit Juli viele Fluggesellschaften ihren Betrieb in Israel eingestellt, was bereits seit Monaten zu einer erhöhten Nachfrage nach Flügen der israelischen Linie führt.
Die Wirtschaftsmagazin Globes berichtete, dass El Al trotz der Rekordumsätze derzeit keine Steuern zahle, weil das Unternehmen noch Schulden mit sich schleppe. Und das, obwohl der israelische Staat während der Corona-Pandemie, als die Airline in finanziellen Schwierigkeiten steckte, Hunderte von Millionen Dollar Hilfsgelder überwies. »Wir haben einen hohen Saldo an Verlusten, der steuerlich vorgetragen werden kann, und zahlen nicht wirklich Steuern«, erklärte El Al zu dem Bericht.
Erst werden Schulden abbezahlt, dann Steuern überwiesen
Das allerdings sei keine Entscheidung der Fluglinie, sondern »das Steuersystem in Israel. Jedes Unternehmen, das Verluste macht, kann diese steuerlich geltend machen. Und wenn es anfängt, Gewinne zu machen, gleicht es zunächst die Verluste aus und zahlt erst danach Steuern«, zitiert Globes eine Quelle.
Die Geschäftsführerin veröffentlichte eine Erklärung zu den wirtschaftlichen Entwicklungen: »Im zweiten Quartal suchten die Israelis nach Flugsicherheit, und die Nachfrage nach El-Al-Flügen blieb stark, auch wenn ausländische Fluggesellschaften vor den aktuellen Annullierungen allmählich wieder ihren Betrieb aufnahmen. Wir haben im Laufe des Quartals intensiv gearbeitet und tun dies auch weiterhin, indem wir die Anzahl der Flüge erhöht und kommerzielle sowie betriebliche Anpassungen vorgenommen haben. Gleichzeitig haben wir unsere Flugzeugflotte und unser Flugpersonal voll ausgelastet.«
Alles in allem ist El Al keine gewöhnliche Airline. Neben der kommerziellen hat sie zudem eine starke nationale Bedeutung und Verantwortung. So transportierte sie zu Beginn des Krieges im Oktober Reservisten aus allen Teilen der Welt zurück nach Israel, zum Teil völlig kostenlos, und fliegt auch dann noch Passagiere hin und zurück, wenn alle anderen die Sicherheit wählen.