Eine Woche ist vergangen, und von Naftali Frenkel, Gilad Shaar und Eyal Yifrach fehlt weiterhin jede Spur. Nach Angaben des Fernsehkanals 2 gäbe es Indizien, dass sich die drei Jungen nach wie vor in der Gegend um Hebron befinden, in der sie am Donnerstagabend der vergangenen Woche verschwunden waren. »Wir wissen heute mehr, als noch vor einigen Tagen«, sagt Premierminister Benjamin Netanjahu bei einem Besuch der Truppen. Er bittet die Bevölkerung jedoch um Geduld bei der Suche nach den Vermissten.
1150 Häuser und Stätten sollen bei der extensiven Militäroperation unter dem Namen »Brother’s Keeper« (Meines Bruders Hüter) bislang durchsucht worden sein. In der Nacht zum Freitag wurden weitere 25 gesuchte Hamasmänner in der Westbank verhaftet. Insgesamt steigt die Zahl der Festgenommenen damit auf 330 Personen. 240 von ihnen werden mit der Hamas in Verbindung gebracht, gibt die Armee an. Dutzende von ihnen seien ehemalige Gefangene, die 2011 beim Austausch gegen den Soldaten Gilad Schalit freigekommen waren. Acht Menschen wurden bei der Aktion gestern Nacht verletzt, darunter ein Soldat und sieben Palästinenser. Nach palästinensischen Angaben wurde ein Jugendlicher von der israelischen Armee im Flüchtlingslager Dura getötet.
Schabbat Während das Militär jeden Winkel in der Westbank mit Spezialeinsatztruppen durchkämmt, hoffen religiöse Oberhäupter auf göttlichen Beistand. Rabbiner aller Strömungen wollen diesen Schabbat früher einläuten, um damit symbolisch Solidarität mit den drei Jeschiwaschülern zu zeigen. Es gilt als eine gute Tat, den jüdischen Ruhetag länger einzuhalten, als von der Halacha vorgeschrieben.
Der ultraorthodoxe Rabbiner Aharon Leib Steinman hat die gesamte jüdische Nation aufgerufen, den Schabbat und die Gebete im Namen der Entführten früher zu beginnen. Die Zeit zwischen dem Nachmittagsgebet Mincha und Kabbalat Schabbat soll dazu genutzt werden, für die drei Jungen zu beten. Viele andere Rabbis haben den Ruf Steinmans unterstützt. Zahlreiche Gemeinden und Synagogen im Land haben ihre Mitglieder zu den ausgedehnten Torastudien eingeladen.
Anschuldigung Am Donnerstag veröffentlichte das Sprachrohr desselben Rabbiners Steinman, »Yated Neeman«, einen Artikel, der die Regierung beschuldigt, durch die Einberufungsbescheide für ultraorthodoxe junge Männer das Kidnapping herbeigeführt zu haben. »Wenn die Regierung versucht, eine organisierte Entführung von Menschen, die Tora studieren, durchzuführen, und damit die einzig wahrhafte Armee zerstört, ist das Land Katastrophen ausgesetzt.«
Währenddessen beteiligen sich immer mehr Menschen weltweit an der Onlineaktion »#BringBackOurBoys«, darunter die Frau des Premiers, Sara Netanjahu. Neben verschiedenen amerikanischen Kongressabgeordneten twittert auch der britische Premierminister David Cameron, dass seine Gedanken bei den Familien der Entführten seien. »Ich bete für ihre sichere Rückkehr«. Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wird zitiert, der hoffe, dass die Jugendlichen lebend zurückkommen. »Weil wir Menschen sind und damit gegen Entführungen oder Blutvergießen von unschuldigen Menschen.«