Ziv Abud und Eliya Cohen sind verlobt. Seit acht Jahren ein Paar wollten sie heiraten. Doch dann brach der Horror über die beiden herein, als sie auf dem Nova-Festival tanzen waren. Ziv überlebte, Eliya wurde nach Gaza verschleppt. Vor einigen Tagen erhielt sie ein Lebenszeichen des 27-Jährigen. An diesem Montag ist der junge Israeli – wie alle 70 Geiseln – seit 500 Tagen in der Gewalt der Hamas oder anderer Terrorgruppen im Gazastreifen.
Anschließend schrieb die junge Frau in einem Post in den sozialen Medien: »Ich habe keine Worte dafür zu erklären, wie schmerzhaft es ist zu wissen, dass du leidest, dass du hungrig bist, dass es schwer für dich ist, aber dass du auch stark bist. Ich möchte, dass du weißt, dass du während dieser gesamten Zeit nicht nur an deinen Füßen gefesselt bist – sondern auch fest in den Herzen aller Menschen, die dich lieben.«
»Es ist unerträglich«, so Ziv weiter, »dass du diese schwierigsten Dinge durchmachst, ohne dass ich dir das Leben leichter machen kann. Ohne die Möglichkeit, dich zu umarmen«. Sie denke oft an den Moment seiner Rückkehr. »Wie wirst du reagieren, wenn du herausfindest, dass ich am Leben bin? Was werde ich dir sagen? Was werde ich dir von Amit, Yonatan und [den] Hunderten unserer Freunde erzählen, die nicht mehr am Leben sind?«
Die beiden waren kaum einen Tag getrennt
Ziv und Eliya lernten sich im Alter von 14 Jahren kennen, waren zuerst Freunde, und wurden fünf Jahre später ein Paar, als er seinen Armeedienst begann. »Bis zum 7. Oktober waren wir kaum einen Tag getrennt«, erinnert sie sich.
Abud selbst überlebte das Hamas-Massaker, nachdem sie zusammen mit ihrem Freund, ihrem Neffen und dessen Freundin zum Musikfestival gegangen war. Alle zusammen hatten sie Zuflucht im Schutzbunker von Re’im gesucht, als die Hamas angriff. Es ist der Ort, der heute als Todesbunker bekannt ist. Die beiden hätten sich schließlich unter den Körpern der Toten versteckt, Eliya verletzt, und an den Händen gehalten. Doch plötzlich habe sie gespürt, dass jemand ihn an den Füßen herauszieht. Es war die Hamas.
»Ich war sechs Stunden lang unter den Leichen begraben, dann kam ein Mann, der seinen Sohn suchte. Er fand mich und die anderen Überlebenden«, hatte Ziv im April 2024 in einem Interview über den schlimmsten Tag ihres Lebens und in der Geschichte Israels berichtet. Von den jungen Leuten, die sich dort versteckten, wurden 16 von Terroristen getötet, vier als Geiseln genommen und sieben gerettet. Darunter Ziv.
»Ich selbst habe das absolute Grauen erlebt, trauere um meinen Neffen, meine Freunde, und muss trotzdem jeden Morgen aufstehen und mich fragen: Was tue ich heute, um Eliya aus Gaza freizubekommen?«
Eliyas Mutter, Sigi Cohen: »Es reichte, die freigelassenen Geiseln zu sehen und zu verstehen, was Eliya dort durchmacht.«
Eliya Cohen steht auf der Liste der 33 Geiseln, die in der ersten Phase aus Gaza befreit werden sollen. Nach der Rückkehr von Ohad Ben Ami, Eli Sharabi und Or Levy, am Samstag vor einer Woche, wurde bekannt, dass Eli und Or mit Eliya in einem Tunnel der Hamas festgehalten wurden. »Es reichte, sie zu sehen und zu verstehen, was Eliya dort durchmacht«, schrieb seine Mutter Sigi Cohen anschließend auf Facebook. Die drei Geiseln waren extrem schwach und ausgehungert in die Freiheit gekommen.
Für Ziv bedeuten die Nachrichten einerseits Erleichterung über ein Lebenszeichen ihres Liebsten doch auch die Gewissheit, dass er in unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten wird. »Ich bin sehr, sehr traurig, jetzt, wo ich weiß, dass er angekettet unter der Erde ist.« Auch wenn sie vom Kämpfen für seine Freilassung müde sei, werde sie jetzt all ihre Energie zusammennehmen und weitermachen, »um ihn endlich nach Hause zu holen«.
Sie habe erfahren, dass er verletzt ist, gefoltert wird und mehr als 20 Kilo verloren hat. An ihren Verlobten gerichtet sagt sie: »Mein Schatz, ich hoffe, dass du jetzt, wo es einen Waffenstillstand gibt, mehr Essen bekommst und dass man dich besser behandelt.« Ziv hat auch erfahren, dass Eliya völlig von der Außenwelt abgeschnitten ist und keinerlei Ahnung hat, wie sehr sich seine Familie für die Freilassung einsetzt. Dann versucht sie, ihre Tränen zurückzuhalten. »Und er weiß auch nicht, dass ich überlebt habe.«
Ziv hofft, dass »Eliya noch Eliya ist«
Wenn sie sich an die schönen Momente ihrer Zeit zusammen erinnere, werde sie noch trauriger. »Doch ich hoffe, dass mein Eliya noch Eliya ist. Dass er es nach seiner Freilassung noch immer liebt zu tanzen und um die Welt zu reisen, so wie wir es immer zusammen taten.« Wenn er zu Hause ist, werden sie wieder schöne Dinge tun, ist die 27-Jährige sicher. Doch sie macht auch klar: »Nach so einer langen Zeit, wo andere gänzlich über ihn bestimmt haben, werde ich mich zurücknehmen, ihn tun lassen, was auch immer er will. Ich werde dabei an seiner Seite sein und über ihn wachen.«
Durch die freigelassenen Geiseln habe Eliya eine Botschaft an seine Mutter übermittelt. »Er wollte ihr sagen, dass er versucht, am Schabbat den Kiddusch zu machen und jeden Morgen betet. Sie ist religiös, es ist ihr also wichtig«, sagt Ziv. Sie selbst bekam keine Nachricht von ihrem Liebsten. »Er weiß ja nicht, dass ich noch lebe.«