Die Zahl religiöser Juden, die den Tempelberg in Jerusalem besuchen, ist im Jahr 2017 um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das berichtete die englischsprachige Online-Ausgabe der israelischen Zeitung »Haaretz« am Dienstag unter Berufung auf Zahlen der Organisation »Yeraeh«. Diese unterstützt Besuche von Juden auf dem Tempelberg. Das ultraorthodox dominierte israelische Oberrabbinat hingegen untersagt Juden wegen der Heiligkeit der Stätte, das Areal des früheren jüdischen Tempels zu betreten.
Die Westmauer des ehemaligen Tempels, der im Jahr 70 n.d.Z. von den Römern zerstört wurde, ist für praktizierende Juden die heiligste Stätte. Für gläubige Muslime ist der Tempelberg die drittheiligste Stätte des Islam. Laut Angaben von Yeraeh besuchten 25.628 religiöse Juden im Jahr 2017 den Tempelberg. 2016 waren es 14.626 religiöse jüdische Besucher. 2014 und 2015 hatten etwa 11.000 Juden das Areal betreten, 2009 waren es nur 5658 Juden. Allerdings hatten nach Angaben von Yeraeh im Jahr 2017 mindestens die Hälfte der Besucher den Tempelberg mehr als einmal betreten, sodass der Anstieg auch darauf zurückzuführen sei.
Chanukka Erklärt werden die wachsenden Besucherzahlen auch durch eine allgemein ruhigere Situation im Vergleich zu früheren Jahren in Jerusalem im Allgemeinen und auf dem Tempelberg im Besonderen. Außerdem wurden laut Haaretz im vergangenen Jahr Restriktionen für jüdische Besucher auf dem Tempelberg gelockert, sodass jetzt auch Gruppen von mehr als 15 Juden die Stätte besuchen dürfen. An Chanukka sei sogar eine Gruppe aus 93 jüdischen Besuchern auf dem Tempelberg gewesen, meldete das Blatt.
Gestiegen sei auch die Zahl der Besucher aus Schulen, Jeschiwot und prämilitärischen Kursen, die den Tempelberg besuchten. Dennoch seien 86 Juden im vergangenen Jahr festgenommen worden, weil sie den Status quo auf dem umstrittenen Gelände verletzt hätten, etwa durch Gebete. ag