Staatshaushalt

Mehr Geld für Torastudien - weniger für Mathe

Jeschiwa-Studenten in Israel Foto: Flash 90

Die israelische Regierung genehmigte am Sonntag zusätzliche Gelder in Höhe von 164 Millionen Schekel, umgerechnet etwa 41 Millionen Euro, für ultraorthodoxe Jeschiwa-Studenten. Die Mittel werden aus den Reservebudgets aller Ministerien abgezogen, während der Staatshaushalt 2023-2024, der bereits zuvor eine Rekordsumme erreicht hatte, weiter erhöht wurde.

PARTEIEN Der öffentlich-rechtliche Sender Kan berichtete, die ultraorthodoxen Parteien Vereinigtes Tora-Judentum und Schas behaupteten, dass das im Mai verabschiedete Budget die Zahlungen nicht auf das angestrebte Niveau angehoben habe und sie daher eine Aufstockung forderten. Der Betrag erhöht zusätzlich zu den im Haushalt ohnehin bereits vorgesehenen Mitteln die Stipendien für charedische Männer, die sich in Vollzeit mit dem Religionsstudium in Jeschiwas beschäftigen, anstatt zu arbeiten oder beim Militär zu dienen.

Sie umfassen 20 Millionen Euro für eine höhere Unterstützung der Jeschiwa-Studenten, knapp 13 Millionen für einen Anstieg der Zahl der Jeschiwa-Studenten sowie 3,75 Millionen für ausländische, strengreligiöse Studenten und andere Posten.

KRITIK Letztendlich werde ein großer Teil des Geldes aus dem Haushalt des Bildungsministeriums bereitgestellt - und zusätzlich durch pauschale Kürzungen in anderen Ressorts, wie israelische Medien berichteten. Nachdem die Minister im regulären Haushalt keine Finanzierungsquelle hatten finden können, plante Finanzminister Bezalel Smotrich zunächst, die Millionen aus einem Programm zur Unterstützung der arabischen Gemeinschaft zu ziehen, das die vorherige Regierung verabschiedet hatte. Nach öffentlicher Kritik zog Smotrich diese Forderung allerdings zurück.

Die genaue Zahl von Jeschiwa-Studenten im ganzen Land ist nicht bekannt und wird von keiner Institution veröffentlicht. Je größer eine Jeschiwa, desto prestigeträchtiger ist sie in der Regel.

Besonders kritisiert wird, dass jetzt auch Schulen, die keine Kernfächer wie Mathe oder Englisch unterrichten, staatlich finanziert werden.

Die derzeitige Regierung in Jerusalem hatte die Ausgaben für Jeschiwas und andere charedische Bildungseinrichtungen vor dieser erneuten Geldzuweisung bereits um Milliarden von Schekel erhöht - entgegen den Empfehlungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie verschiedener Finanzexperten.

ARBEITSMARKT Die Kritiker argumentieren, dass die erhöhten Ausgaben der öffentlichen Bildung schaden und die Fähigkeit junger Charedim, sich am Arbeitsplatz Fertigkeiten anzueignen, untergraben. Die Auswirkungen werde die gesamte israelische Wirtschaft zu spüren bekommen. Derzeit macht die ultraorthodoxe Minderheit rund 13,5 Prozent der israelischen Bevölkerung aus.

Ein besonderer Kritikpunkt ist, dass die jetzige Koalition auch Schulen finanziell unterstützt, die keine Kernfächer wie etwa Mathematik oder Englisch unterrichten. Bislang erhielten lediglich Einrichtungen Geld vom Staat, die zumindest eine Mindestzahl von Stunden der sogenannten »säkularen Fächer« anboten. Die Motivation, diese Inhalte auch strengreligiösen Mädchen und Jungen zu vermitteln, geht Kritikern zufolge damit verloren.

VERKÜRZUNG Währenddessen informierte das Bildungsministerium Sonderpädagogen im säkularen System darüber, dass die Schulstunden in ihren Einrichtungen aufgrund mangelnder Finanzierung und mangelnder Lehrkräfte verkürzt werden müssten.

Außerdem gebe es kein Geld mehr für die Programme zur Unterstützung von Schülern, die fortgeschrittene Mathematik studieren, und zur Stärkung des Englischunterrichts in Kindergärten, der ersten und zweiten Klasse.

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025

7. Oktober

Einigung auf Geisel-Deal zum Greifen nahe 

Ein Drei-Stufen-Plan sieht Medien zufolge die Freilassung von Geiseln sowie palästinensischen Häftlingen vor. Das Weiße Haus gibt sich optimistisch, dass bald ein Deal stehen könnte

von Julia Naue  13.01.2025 Aktualisiert