Der israelische Außenminister Yair Lapid bezeichnet sie als eine der wichtigsten Entscheidungen, die das Kabinett seit Langem getroffen hat. Am Wochenbeginn genehmigte die Knesset eine Vereinbarung zwischen Israel und Deutschland, derzufolge Schoa-Überlebende mehr finanzielle Hilfe erhalten.
»Der Staat Israel hat eine historische Schuld den Holocaust-Überlebenden gegenüber«, twitterte Lapid. »Unsere Mission ist es, die letzten Lebensjahre für sie leichter zu machen.«
bundesregierung Die Bundesregierung wird dafür mehr als fünf Millionen Euro jährlich zusätzlich zur Verfügung stellen. Diese sollen 3700 Frauen und Männern zugutekommen. Jeder von ihnen wird demzufolge monatlich 100 Euro mehr erhalten. Menschen, die an einer Demenz- oder Alzheimererkrankung leiden, bekommen außerdem weitere 500 Euro im Jahr überwiesen.
Eine Umfrage zeigt, dass etwa die Hälfte der Überlebenden auf Lebensmittelspenden angewiesen ist.
Das Abkommen war bereits 2019 mit dem Finanzministerium in Berlin unterzeichnet worden. Die Behörde für die Rechte von Holocaust-Überlebenden in Israel, eine Regierungsorganisation, hatte Deutschland zuvor um Aufstockung der Gelder gebeten, da sich die finanzielle und mentale Situation der Betroffenen zusehends schwieriger gestalte. Vor allem durch die Corona-Pandemie hatten sich die Lebensumstände vieler Überlebender noch verschlechtert.
Eine Umfrage vom April dieses Jahres zeigt, dass etwa die Hälfte der Betroffenen in Israel auf Lebensmittelspenden angewiesen ist. 43 Prozent könnten sich keine Brille leisten, ein Drittel habe kein Geld für den Zahnarzt, und mehr als ein Viertel der Überlebenden könnte kein Hörgerät bezahlen.
Derzeit leben noch etwa 180.000 Männer und Frauen in Israel, die als Schoa-Überlebende oder Opfer von antisemitischer Verfolgung anerkannt sind. Dazu gehören auch marokkanische sowie algerische Juden, die unter dem französischen Vichy-Regime lebten, und Überlebende der Farhud-Pogrome im Irak. 64 Prozent von ihnen wurden in Europa geboren.
YAD VASHEM Am 10. Oktober hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besucht. Hier bestätigte sie die Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen während des Nationalsozialismus. »Der Besuch in Yad Vashem berührt mich aufs Neue im Innersten. Die hier dokumentierten Verbrechen gegen das jüdische Volk sind uns Deutschen immerwährende Verantwortung und Mahnung«, schrieb sie anschließend ins Gästebuch von Yad Vashem.
Die Ministerin für Soziale Gerechtigkeit, Meirav Cohen (Jesch Atid), führte nach der Bestätigung der Vereinbarung durch die Knesset aus, dass die Lockdowns der vergangenen eineinhalb Jahre für Schoa-Überlebende alte Wunden aufgerissen hätten. »Denn viele von ihnen mussten ihre Kindheit in Abriegelung und Isolation verbringen. Die zusätzlichen Gelder werden dabei helfen, mit den mentalen Problemen, die daraus entstanden, besser umgehen zu können.«