Im Kampf gegen die rasante Ausbreitung des Coronavirus hat Israel am Dienstag einen zentralen Corona-Beauftragten ernannt. Der 70 Jahre alte Professor Gabi Barabasch solle den Posten übernehmen, berichteten israelische Medien übereinstimmend. Eine offizielle Mitteilung zu der Ernennung gab es zunächst nicht.
Der Arzt und Epidemiologe ist ehemaliger Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, er leitete früher zudem das anerkannte Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv.
LINIE Barabasch gilt als Verfechter einer strikten Linie im Kampf gegen das Coronavirus. Er hat die bisherige Politik des Gesundheitsministeriums als gescheitert kritisiert und sich gegen rasche Lockerungen ausgesprochen.
Oppositionsführer Jair Lapid wünschte Barabasch viel Erfolg bei seiner Aufgabe und äußerte die Hoffnung, er werde »das Gleichgewicht zwischen der Gesundheit und der Wirtschaft finden«.
Amit Segal, ein bekannter israelischer TV-Kommentator, schrieb zu der Ernennung: »Eine starke weitere Stimme für den Gebrauch von Lockdowns als Instrument im Extremfall.« Vermutlich bedeute dies, dass es in Israel im Winter einen neuen Lockdown geben werde, »auch im August ist es nicht ausgeschlossen«.
NEUINFEKTIONEN Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Israel schnellt seit Ende Mai immer weiter in die Höhe. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde zu Beginn der Pandemie für sein Krisenmanagement gelobt. Inzwischen steht er aber stark in der Kritik. Die Wirtschaft des Landes leidet erheblich unter den Folgen der Krise.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 52.687 Menschen in Israel nachgewiesen worden; 422 Infizierte sind gestorben. dpa