Noch schnell werden am Montagmorgen die letzten Einkäufe getätigt, bevor die Geschäfte und Märkte von Naharija bis nach Eilat ihre Türen schließen. Menschen schleppen große Kartons mit Mazzen, Wein und schwere Taschen voller Köstlichkeiten nach Hause. Nach Sonnenuntergang beginnt in Israel die Pesschwoche mit dem Seder, den die meisten mit ihren Familien feiern. Das jüdische Volk erinnert dabei an den Auszug der Vorfahren aus der Sklaverei durch die Wüste.
Pessach ist voller Symbolkraft. Acht Tage lang ist jegliches Gebäck aus den Häusern verbannt. In den Läden sind die gesäuerten Waren, das sogenannte Chametz, unter Plastikplanen abgedeckt und dürfen nicht verkauft werden. Stattdessen isst man Mazzen, ungesäuertes Fladenbrot, meist in quadratischer Form. Von einigen als »Pappe« verpönt, so gibt es doch viele, die den dünnen Fladen mittlerweile wahre Gourmetqualitäten nachsagen.
Rezepte In Fernsehshows und im Internet gibt es seit Wochen Rezeptvorschläge mit Mazzen, vorgekocht und gebacken von den Top-Chefs des Landes. »Ich versuche, jeden Tag ein anderes Mazza-Rezept zu erfinden«, meint Margalit Cohen, Hausfrau aus Herzlija, »und meist schmeckt es allen. Das ist zwar eine ganz schöne Herausforderung, aber es macht mir Spaß, wenn der Duft der Mazzen durch das Haus wabert.«
Doch Hunderttausende Israelis nutzen die zweiwöchigen Pessachferien auch, um zu verreisen. Am Ben Gurion Flughafen herrscht seit Tagen hoher Andrang. Beliebte Reiseziele sind Italien, Berlin, Paris, doch auch Fernziele wie Thailand und die USA. Und auch ausländische Touristen stehen Schlage an den Passkontrollen, darunter viele Pilger, die das Osterfest im Heiligen Land verbringen wollen.
Tourismus Im Vergleich zum März 2016 kamen im vergangenen Frühlingsmonat 22 Prozent mehr Gäste an. Tourismusminister Yariv Levin freut sich: »Unsere Strategie geht auf, das bestätigt sich jeden Monat aufs Neue. Der Tourismus hat allein seit Jahresanfang vier Milliarden Schekel ins Land gebracht.«
Auch politisch ist Pause während der acht Tage. Das israelische Parlament, die Knesset, ist geschlossen. Kurz vor dem Urlaub hatte das Sicherheitskabinett noch beschlossen, die humanitäre Hilfe für die Opfer des Bürgerkrieges in Syrien aufzustocken.
Syrien Nach dem grauenvollen Angriff mit Chemiewaffen gegen Zivilisten in Idlib beschloss es, dabei verletzte Kinder aufzunehmen und sie in israelischen Krankenhäusern zu behandeln. Entsprechend des Vorschlages von Verkehrsminister Israel Katz sollen die syrischen Kinder mithilfe der Türkei nach Israel gebracht werden. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hat sich bislang jedoch dagegen ausgesprochen.
Am Sonntag besuchte Staatspräsident Reuven Rivlin israelische Soldaten an den Grenzen im Norden und wünschte ihnen »Chag Pessach Sameach«. Er sprach auch die Geschehnisse im östlichen Nachbarland an: »Was in Syrien geschieht, ist nicht mehr nur ein lokaler Konflikt. Wir befinden uns praktisch inmitten dieses Tornados. Es verlangt aus humanitärer Sicht unsere Aufmerksamkeit – und die der ganzen Welt.«