Kurzmeldungen

Mail aus Jerus@lem

Berliner, Sufganiot oder Donut Foto: JA

Gegessen
Zu Chanukka essen die Israelis Sufganiot, also die aus dem europäischen Exil in die biblische Heimat eingeführten Berliner, im Jiddischen »Pontschkes« genannt. Vor dem diesjährigen Lichterfest führt der israelisch-amerikanische Geschäftsmann Zohar Norman im jüdischen Staat Donuts, die ringförmigen, amerikanischen Cousins des Berliners ein. Dass die amerikanische Dunking’-Donut-Kette vor einem Jahrzehnt bei dem Versuch, eine israelische Dependance aufzubauen, gescheitert ist, schreckt den Investor nicht ab. Seiner Meinung nach haben Donuts in Israel ein enormes Marktpotenzial, wenn man sie richtig zu verkaufen versteht. Wenn der Plan aufgeht, steht Israel eine kulinarische Chanukka-Revolution bevor.

gedient
Tel Aviv hat viele Vorzüge. Herausragender Kampfgeist gehört nicht dazu. Wie aus Zahlen der israelischen Armee hervorgeht, werden nur 71 Prozent der wehrpflichtigen Tel Aviver Männer tatsächlich einberufen. Damit belegt Tel Aviv Rang 53 unter den 67 untersuchten Städten. Dabei kann Israels Glitzermetropole nicht einmal auf einen hohen Anteil ultraorthodoxer Einwohner verweisen, die als Tora-Studenten vom Wehrdienst befreit sind – wie etwa in Bnei Brak, in dem nur einer von neun 18-Jährigen in die olivgrüne Uniform schlüpft oder das zunehmend strengreligiöse Jerusalem mit einer Einberufungsquote von 42 Prozent. Rang eins belegt die sozial und ökonomisch starke Dreistädtegemeinde Modiin-Makkabim-Re’ut mit 90 Prozent. Die interessanteste Zahl kommt aber aus der Beduinenstadt Rahat im Negew. Obwohl Beduinen als arabische Moslems nicht wehrpflichtig sind, melden sich sechs von zehn jungen Männern in Rahat freiwillig zu den Fahnen.

Gefürchtet
Auf Hebräisch heißen Ultraorthodoxe Charedim, also »Fürchtige« – im Sinne von gottesfürchtig. Im Angesicht irdischer Gefahren sind die Charedim allerdings recht gelassen. Eine jüngst veröffentlichte Studie zeigt, dass weltliche Juden in Israel fünfmal häufiger an Panikattacken leiden, als es bei ihren ultraorthodoxen Landsleuten der Fall ist. Elf Prozent der Säkularen, aber nur zwei Prozent der Charedim nehmen Medikamente gegen Angstzustände oder haben es in der Vergangenheit getan. Wie sich zeigt, stärkt tiefer Glaube die menschliche Psyche. Ein weiterer interessanter Befund: Laut der Studie leiden zwölf Prozent aller israelischen Kinder an Angstzuständen. Das ist nicht wenig, entspricht aber trotz der besonderen Stresssituation, in der die Israelis leben, der weltweiten Norm.

Gefragt
Einen zweifelsohne originellen Heiratsantrag hat der israelische Physikstudent und Nanotechnologie-Experte Elad Dekel seiner Freundin Chen Mendelowitz gemacht. Während eines Studienaufenthaltes in Dresden hat er ein gemeinsames Foto und die Frage »Chen, willst du mich heiraten?« auf eine Oberfläche von nur einem Tausendstel Quadratmillimeter geschrieben und der zu Besuch gekommenen Auserwählten seines Herzens unter dem Elektronenmikroskop gezeigt. Die ebenso glückliche wie verblüffte Braut stimmte sogleich zu; die Hochzeitsvorbereitungen laufen bereits. Jetzt will der Bräutigam auch eine Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde unter der Rubrik »kleinster Heiratsantrag der Welt« erwirken.

Geschenkt
Es geht nichts über zufriedene Kundschaft. Im Vorfeld des jüngsten moslemischen Opferfestes Id al-Adha ließ sich der – jüdische – Besitzer eines Geschäfts für Elektrohaushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik in Tiberias eine besondere Werbemaßnahme einfallen. Jeder Kunde, der Einkäufe für 7.890 Schekel, umgerechnet rund 1.600 Euro, tätigte, bekam eine kostenfreie Beigabe: ein lebendes Schaf, das der Käufer mitnehmen und zu einem Festessen verarbeiten konnte. Moslemische Konsumenten, die in den Genuss des Festpräsents kamen, zeigten sich hocherfreut, das Veterinäraufsichtsamt weniger. Wegen unangemessener Tierhaltungsbedingungen musste das Geschäft die Schafe auf eine artgerechte Farm verlegen, doch ging die Aktion weiter: Statt ihr Geschenk gleich mitzunehmen, bekamen es die Käufer frei Haus geliefert.
Geholfen
Als Israels Botschafter in Senegal, Gideon Bachar, kürzlich einen Savannenausflug unternahm, ging es nicht nur um Spaß an der Natur. Vielmehr durfte der Diplomat in einem Naturpark die Früchte israelischer Entwicklungshilfe bewundern. Vor zehn Jahren überließ Israel dem afrikanischen Staat zehn Oryxantilopen – Vertreter einer Spezies, die in Senegal auszusterben drohte. Seitdem haben sich die Langhornträger am Senegalfluss prächtig vermehrt und den Artbestand gesichert. Heute leben in mehreren senegalesischen Naturschutzgebieten insgesamt 110 Tiere, die noch der ursprünglichen Herde angehörten oder von dieser stammen. Mehr als das: Ein Teil der Oryxantilopen wurde ins benachbarte Mauretanien verlegt, wo die Tiere ebenfalls gut gedeihen.

Gefahren
Ein passionierter Autofahrer lässt sich vom Fahren durch nichts abschrecken. Das hat ein Bewohner Caesareas aufs Trefflichste bewiesen. Trotz seiner immerhin schon 90 Lenze lenkte der Mutige einen Geländewagen durch Israels bekanntlich nicht ganz ungefährlichen Straßenverkehr. Und zwar, wie eine Polizeistreife vor drei Monaten feststellte, ohne Führerschein. Die Ausrede des rüstigen Rentners, er habe seinen Führerschein vor einigen Jahrzehnten in Uruguay gemacht, stellte sich als frei erfunden heraus. Trotz der strengen Ermahnung durch die Ordnungshüter fuhr der Unverbesserliche weiter und wurde vor einem Monat und dann wieder vor einigen Tagen erwischt. In der Folge ordnete ein Verkehrsrichter die Beschlagnahme des Fahrzeugs an. Mal sehen, ob das hilft.

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