Kurzmeldungen

Mail aus Jerus@lem

Sonderprogramm: Die Armee fördert aus Äthiopien stammende Soldatinnen und Soldaten. Foto: Flash 90

gestritten
Es ist schon paradox: Das israelische Oberrabbinat erkennt reformierte und konservative Rabbiner nicht an. Dennoch dürfen reformierte und konservative Konvertiten im Rahmen des Rückkehrgesetzes als Juden nach Israel einwandern – auch wenn sie dort nicht heiraten können. Dagegen bleibt die Immigration einem Großteil orthodoxer Wahljuden verwehrt. Der Grund: Gerade bei orthodoxen Übertritten verlangt das für Einwanderungsvisa zuständige Innenministerium eine Bestätigung des Übertritts durch das Oberrabbinat. Diesem aber sind die meisten orthodoxen Konversionen in der Diaspora nicht orthodox genug. Die Bestimmung schlängt jetzt Wellen, weil ein orthodoxer Konvertit aus Kanada gegen das Alija-Verbot Sturm läuft. Als Reaktion haben dutzende amerikanischer Rabbiner einen scharfen Protestbrief an den Innenminister verfasst und das Einwanderungsrecht für ihre Konvertiten verlangt.

Geregelt
Wie geht man gegen Raffkes in den Chefetagen vor? Eine zur Untersuchung der Managergehälter eingesetzte Kommission unter dem Vorsitz von Justizminister Jaakow Neeman empfahl, die Spitzengehälter im Wege eines gesetzgeberischen Verfahrens zu beschränken. Direkte Eingriffe der Regierung in die – oft exorbitante – Gehaltshöhe lehnten die Experten jedoch ab. Damit aber verstießen sie gegen die managerfeindliche Stimmung in der Öffentlichkeit wie in der Regierung. Weil die meisten Minister eine viel schärfere Gangart verlangen, hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Kabinettsaussprache zu diesem Thema erst einmal ausgesetzt. So ist nicht auszuschließen, dass die Ministerrunde doch noch versuchen wird, die Entlohnung der Topmanager per Verordnung zu deckeln. Enden würde ein solcher Versuch wahrscheinlich vor dem Obersten Gericht.

Gelernt
Das Buch der Bücher steht bei säkularen Jugendlichen des Judenstaates nicht allzu hoch im Kurs. Aus jüngsten Angaben des Erziehungsministeriums geht hervor, dass im Jahre 2010 nur noch 481 Schülerinnen und Schüler das Fach »Tanach« als Leistungskurs fürs Abitur gewählt haben. Zehn Jahre zuvor waren es immerhin 2.000. Wer den Tanach als normales Lernfach wählt, muss der Heiligen Schrift ganze zwei Wochenstunden widmen. Vor 15 Jahren waren mindesten vier Wochenstunden Pflicht. »Den Kindern mehr Tanach beizubringen«, klagte der Leiter der pädagogischen Verwaltung im Erziehungsministerium, Zvi Tzameret, »ist ein schwerer Kampf, und wir sind nicht die Sieger.«

Gefördert
Wieder einmal beweist die israelische Armee, dass sie die wirkliche Schule der Nation ist. Während die Integration von Einwanderern aus Äthiopien in der israelischen Gesellschaft eine nach wie vor vernachlässigte Aufgabe bleibt, haben die Streitkräfte ein Sonderprogramm zur Förderung von aus Äthiopien stammenden Soldaten in die Wege geleitet. Dabei werden nicht zuletzt das Selbstvertrauen der Teilnehmer und ihre Fähigkeit gestärkt, unter Druck zu funktionieren – für erfolgreiche Uniformträger eine unverzichtbare Bedingung. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Rund 40 Prozent der Programmabsolventen finden ihren Platz in hochqualitativen Aufgaben einschließlich Offizierslaufbahn und Eliteeinheiten.

Gemessen
Hurra! Der Wasserspiegel des Kinneret-Sees ist um 25 Zentimeter gestiegen. Okay, nicht wirklich. Vielmehr wurde in dem am Seeufer gelegenen Kibbuz Ginossar der 40 Jahre alte Wasserstandsmesser durch einen neuen ersetzt. Die neue Lesung ergab, dass der Wasserstand nicht, wie zuvor gemessen, bei 213,77 Metern, sondern bei 213,52 Metern unter Meeresspiegel liegt. Ein Trost ist das nicht: Auch nach der Korrektur bleibt der Kinneret mehr als fünf Meter vom alten, zum Winterende zu erreichenden Höchststand, dafür aber nur 1,35 Meter über der sogenannten schwarzen Linie entfernt. Letztere markiert denjenigen Tiefstand der Wasseroberfläche, ab der der See schweren, irreparablen Schaden nimmt. Ob sich solcher Schaden noch verhindern lässt, ist eine große Frage.

Gefahren
Frauen sind hierzulande emanzipiert. Früher als viele andere Staaten hatte Israel eine Regierungschefin. Auch Pilotinnen bei der Luftwaffe gibt es im Juden- und Jüdinnenstaat schon seit einiger Zeit. Jetzt aber bahnt sich eine bisher für nicht möglich gehaltene Revolution an: Erstmals in der Geschichte des Landes, jedenfalls soweit bekannt, gibt es auch eine Müllwagenfahrerin. Die Pionierin der Gleichberechtigung heißt Lona Schaukler, ist 21 Jahre alt und transportiert Abfall von der Durchgangsmüllhalde Chirije bei Tel Aviv zur Endlagerung. Die armen Männer, deren Monopol nun gebrochen wurde: Wie sollen sie beim Morgenkaffee ihrem Herrenklatsch frönen und ihre, gelinde gesagt herzhafte, Witzkultur pflegen, wenn Damenohren sie belauschen?

In eigener Sache

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