geehelicht
Wer in Israel auf dem Rabbinat nicht heiraten darf, muss den Bund fürs Leben im Ausland schließen. Allerdings zeigt die jüngste Erhebung, dass 45 Prozent aller von Israelis im Ausland geschlossenen Ehen von Partnern eingegangen werden, die kein Problem mit ihrem Judentum, sondern schlicht keine Lust haben, sich mit den Rabbinern einzulassen. Erst an zweiter Stelle folgen Eheschließungen, bei denen einer der Partner Nichtjude ist oder sein Judentum nicht auf eine für das Rabbinat ausreichende Weise nachzuweisen vermag. Auf diese Gruppe entfallen 30 Prozent der Auslandsehen. Den Rest machen Ehen mit Ausländern, gleichgeschlechtliche Paare und Juden aus, die aufgrund halachischer Vorschriften nicht im eigenen Lande heiraten können. Dazu gehören beispielsweise die Kohanim – Nachfahren der Priesterklasse – die geschiedene Frauen nach jüdischem Religionsrecht nicht ehelichen dürfen.
Gebaut
Recht oder Pietät? Um dieses Dilemma geht es bei der Frage, ob die Häuser der Armeeoffiziere Roi Klein und Eliraz Peretz abgerissen werden sollen. Beide Behausungen wurden – vor etlichen Jahren – in Westbank-Siedlungen ohne gültige Baugenehmigung gebaut und sollten laut Gerichtsbeschluss abgerissen werden. So einfach ist die Sache aber nicht: Major Roi Klein ist 2006 im zweiten Libanonkrieg gefallen, nachdem er sich, um seine Soldaten zu schützen, auf eine von Hisbollah-Terroristen geschleuderte Handgranate geworfen hatte. Major Eliraz Peretz wiederum kam im vergangenen Jahr bei einem Schusswechsel mit Terroristen im Gazastreifen ums Leben. Daher gilt ein Abriss der Häuser vielen Israelis als schlicht undenkbar. Jetzt hat auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu angeordnet, nach einem Rechtsweg zu suchen, der die Häuser der Gefallenen verschont.
Gezahlt
Unter dem Stichwort Bürgernähe hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seinen Gehaltsabschnitt im Internet veröffentlicht. Eine richtige Sensation war das nicht, schließlich ist die Höhe der Ministergehälter, Premier inklusive, gesetzlich geregelt und bekannt. Interessanter fanden einige, dass Netanjahu von seinem bei 43.952 Schekel monatlich liegenden Bruttogehalt (rund 9.300 Euro) nur 15.027 Schekel, also 3.200 Euro auf der Hand bleiben. Ein Steuerexperte fand auch heraus, weshalb: Neben der Einkommens- und der Gesundheitssteuer sowie der Sozialversicherung zahlt der Regierungschef 5.000 Schekel als Steuer für die vom Finanzamt als geldwerte Leistung eingestufte Nutzung seines Dienstwagens. Das aber, so der Finanzfachmann, sei Unfug: Schließlich fahre ein Regierungschef seinen wegen umfassender Panzerung besonders teuren Wagen nicht zum Spaß, sondern weil er muss. Daher sei die Fahrzeugnutzung nicht steuerpflichtig. Warum das dem Ex-Finanzminister Netanjahu selbst nicht aufgefallen ist, blieb ungeklärt.
Gefahren
Israel ertrinkt in einer Verkehrslawine. Im vergangenen Jahr wurde mit fast 222.000 neuen Wagen ein neuer Importrekord aufgestellt; gleichzeitig überschritt die Zahl der Personenkraftwagen erstmals seit der Staatsgründung die Zweimillionenmarke. Eine halbe Million Lkw und Busse kommen hinzu. In Er-mangelung eines ausreichenden Straßennetzes wird der ewige Stau nur noch verwaltet, etwa mit morgendlichen Fahrverboten für Laster oder der in diesem Monat in Betrieb genommenen Mautspur an der Südeinfahrt von Tel Aviv, die den Reichen und den Eiligen wertvolle Zeit sparen soll. Dabei steht ein Großteil der Motorisierungsrevolution erst bevor: Prognosen zufolge wird sich die Zahl der Autos in den kommenden zwei Jahrzehnten trotz staatlicher Förderung des öffentlichen Verkehrs verdoppeln.
Geurlaubt
Die Israelis mögen’s kurz aber häufig. Nein, nicht DAS. Die Rede ist vom Urlaub. Einer Umfrage zufolge verreisen israelische Arbeitnehmer im Durchschnitt dreimal im Jahr in die Ferien. In sechs von zehn Fällen handelt es sich aber um einen Kurzurlaub von vier bis sieben Tagen, während jeder siebte sich nicht mehr als drei Tage am Stück gönnt und nur jeder Zwanzigste für mehr als drei Wochen verreist. Zum Teil liegt solche Bescheidenheit an der gesetzlichen Regelung, die einen Mindesturlaub von nur zwei Wochen pro Jahr vorsieht. Anderen mag ein Urlaub mit der Kinderschar nicht weniger stressig als Arbeit vorkommen. Zehn Prozent der Arbeitnehmer verzichten gänzlich auf Erholung und arbeiten das ganze Jahr durch.
Geparkt
Eine Polizeistreife in Tel Aviv wähnte sich einem Fahndungserfolg nahe. Als die Beamten einen mutmaßlichen Drogenhändler erblickten, ließen sie ihren Einsatzwagen mitten auf der Fahrbahn stehen und nahmen die Verfolgung zu Fuß auf. Den durch den Polizeiwagen verursachten Stau löste ein verärgerter Autofahrer auf eigene Faust: Weil die Ordnungshüter den Schlüssel stecken ließen, fuhr der brave Bürger das Fahrzeug kurzerhand 150 Meter weiter, parkte es ordnungsgemäß und übergab den inzwischen mit dem festgenommenen Verdächtigen zurückgekehrten Polizisten die Schlüssel. Diese aber nahmen den unerbetenen Helfer unter dem absurden Vorwand fest, er habe den Streifenwagen zu stehlen versucht. Erst nach einer Nacht in der Arrestzelle wurde der vermeintliche Dieb vom Haftrichter freigelassen.
Gefoppt
Ein Ehepaar aus Rehovot war enttäuscht: Die zahlreichen Vergünstigungen, die ihnen der Vertreter des mobilen Telefonnetzbetreibers Orange beim Vertragsabschluss versprochen hatte, blieben auf dem Papier, die monatlichen Gebühren waren weitaus höher als zugesagt. Proteste wurden vom Kundendienst abgeblockt. Zum Schluss erklärte eine Mitarbeiterin, der ursprüngliche Kundenberater hätte alle Dokumente, die den Fall beträfen, mitgenommen, sei dann aber bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Bei aller Erschütterung kam die Geschichte den Eheleuten nicht ganz koscher vor. Zu Recht: Als sie den Toten nicht im Dienst, sondern privat anriefen, meldete sich dieser prompt – allerdings nur um zu behaupten, er könne sich an den Vorgang nicht mehr erinnern. Als die Geschichte publik wurde, versprach die Firmenleitung den Vorfall zu überprüfen. Da darf man gespannt sein.