Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Ärgernis: Flieger machen Krach Foto: israelimages

Belästigung
Anrainer des Ben-Gurion-Flughafens haben Anspruch auf Schadensersatz, wenn der Wert ihrer Häuser durch den Fluglärm gemindert wurde. Das hat das Tel Aviver Bezirksgericht in einem Grundsatzurteil bestimmt. Zwar sei den Bewohnern von in Flughafennähe gelegenen Ortschaften die Lärmbelästigung aus Gründen des Gemeinwohls durchaus zuzumuten. Allerdings müssten sie, so das Gericht, dafür nicht auch noch finanzielle Verluste erleiden. Die Gesamthöhe der bisher gegen den Staat eingereichten Entschädigungsklagenwird auf rund fünf Milliarden Schekel (knapp über eine Milliarde Euro) geschätzt. Ihrerseits hat die staatliche Flughafenbehörde Berufung gegen das Urteil angekündigt.

beratung
Die Beschneidung, so medizinische Erkenntnisse, senkt bei Männern das Risiko einer Aids-Infektion um 60 Prozent. Deshalb will der König des südafrikanischen Zulu-Volkes Goodwill Zwelithini – nach der Verfassung Südafrikas ein nur zeremonieller, aber doch geachteter Monarch – die alte, inzwischen weitgehend aufgegebene Tradition der männlichen Beschneidung wiederbeleben. Medizinischen Rat bekommen die mit der Mission beauftragten südafrikanischen Ärzte von Israel, das umfangreiche Erfahrungen mit der Beschneidung Erwachsener hat. Die jüdische Beschneidung findet acht Tage nach der Geburt statt, doch wurden in Israel bisher, Schätzungen zufolge, auch rund 100.000 erwachsene Männer beschnitten, vor allem Konvertiten oder Immigranten aus der ehemaligen UdSSR, die den im Land der Räte unterlassenen Eingriff im Erwachsenenalter nachholen wollten.

Beschluss
In der von Rabbiner Chaim Kaniewski, einem führenden ultraorthodoxen Schriftgelehrten, geleiteten Synagoge in Bnei Brak wurde bisher keine Klimaanlage eingebaut. Einer der Gründe: Der Synagogenvorstand und die Beter lehnten jeglichen Gebrauch von Elektrogeräten am Schabbat ab, selbst wenn sich diese selbsttätig ein- und ausschalten. Damit wollen Ultraorthodoxe eine Situation vermeiden, in der sie aus der durch Mitarbeiter der Elektrizitätsgesellschaft verübten Schabbatentweihung einen Nutzen ziehen. Während der jüngsten Hitzewelle aber wurde ein Rabbiner in Kaniewskis Synagoge wegen der unerträglich hohen Innentemperatur ohnmächtig. Das bewog Kaniewski zum Umdenken: Um gesundheitliche Risiken für Gottesdienstteilnehmer auszuräumen, ordnete er den Einbau einer Klimaanlage an.

Bahn
Die in Jerusalem und anderen ultraorthodoxen Hochburgen für strenggläubige Kundschaft eingesetzten »streng koscheren« Linienbusse, in denen die Geschlechter separat sitzen müssen, stoßen auf heftigen Widerstand liberaler Kreise und haben auch das Oberste Gericht beschäftigt. Jetzt erklärte Jair Nawe, Generaldirektor der Firma CityPass, die die im nächsten Jahr fertigzustellende, erste Jerusalemer Straßenbahnstrecke baut und auch betreiben will, er habe nichts gegen »streng koschere« Straßenbahn-Wagen. Nawes Meinung zufolge hätten nichtorthodoxe Fahrgäste keinen Nachteil zu gewärtigen, wenn jeder vierte oder jeder dritte Wagen Männern und Frauen separate Sitzgelegenheiten böte. Schließlich kämen alle Wagen gleichzeitig am Ziel an. Laizisten lehnen den Vorstoß ab, Ultraorthodoxe begrüßen ihn, entscheiden muss aber die Regierung.

Brummis
Während sich Eliteeinheiten der israelischen Armee der Freiwilligen nicht erwehren können, litt das Kraftfahrerkorps jahrzehntelang unter Personalmangel. Nicht nur die Aussicht auf endlose Stunden in der Fahrerkabine eines Lkw, oft unter schweren Bedingungen, sondern auch das negative soziale Image, das Armeefahrern anhaftete, schreckte Kandidaten ab. In den vergangenen zwei Jahren aber gelang es den Streitkräften, mit einem Anreizprogramm – von MP3-Playern nach erfolgreichem Lehrgangsabschluss bis hin zu Auslandsbesuchen für eingewanderte Soldaten ohne Familienangehörige in Israel – das Steuer herumzureißen. Heute hat die Fahrertruppe mehr Kandidaten, als sie braucht. Selbst das Truppenabzeichen wurde geändert: Hatte der Rüssel des Elefanten, der das Korps symbolisiert, zum Boden gewiesen, so ragt er jetzt hocherhoben in die Luft. Wenn das kein Imagewechsel ist.
Bau
Israelische Gefängnisse sind überbelegt. Jetzt will das Ministerium für innere Sicherheit eine Rundumlösung schaffen und in Ramla ein Zentralgefängnis für 4.800 Insassen bauen. Damit die Freiheitsstraf-Anlage auf das zur Verfügung stehende Gelände passt, soll sie sich mit vier Türmen von jeweils zwölf Stockwerken in die Höhe recken. Dabei erhält jede Etage ihre eigene Infrastruktur mit eigenem Ausgangshof, Unterrichtsräumen und anderen Einrichtungen. Dadurch verbessern sich auch die Haftbedingungen derjenigen Insassen, die das »Glück« haben werden, in den Superknast zu kommen.

Begegnung
Auf den ersten Blick war das Bild idyllisch: Auf einer Weide in unmittelbarer Nähe eines Einkaufszentrums im Haifaer Vorort Nescher stand eine Kuhherde und führte sich gemächlich Gras zu Gemüte. Bis eine der Kühe, vielleicht durch das geschäftige Menschentreiben irritiert, durchdrehte und auf die shop-
penden Zweibeiner losging. Bis sie eingefangen werden konnte, verging eine volle Stunde. In dieser Zeit verletzte das Rindvieh eine Frau, trieb Hunderte von Menschen in die Flucht und beschädigte mehrere Kraftfahrzeuge. Dem Herdenbesitzer wird zur Last gelegt, die Tiere zu dicht an das Einkaufszentrum herangeführt zu haben. Wie man sieht, ist die Begegnung von Mensch und Tier auch in der urbanen Hochzivilisation nicht immer risikofrei.

Nahost

Katz fordert Plan für Hamas-Niederlage

Sollten die Geiseln nicht bis zum 20. Januar freigelassen werden, will der israelische Verteidigungsminister eine komplette Zerschlagung der Terrorgruppe

 10.01.2025

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Israel

Armee erklärt Hamas-Geisel Hamza Ziyadna (23) für tot

Erst am Mittwoch wurde die Leiche seines Vaters im Gazastreifen geborgen

 10.01.2025

Nahost

Biden: Hamas steht einer Vereinbarung im Weg

Dennoch glaubt der scheidende US-Präsident daran, dass ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln der Hamas noch vor dem Ende seiner Amtszeit erlangt werden kann

 10.01.2025

Libanon

Ist die Wahl Joseph Aouns ein Zeichen der Hoffnung?

Es hat mehr als zwei Jahre und mehr als ein Dutzend Versuche gebraucht. Nun hat der Libanon endlich wieder einen Präsidenten. Kommt nun der lang erhoffte Neustart?

von Amira Rajab  09.01.2025

Nahost

Iranischer General: »Wir haben schweren Schlag erlitten«

Zum ersten Mal gibt ein hochrangiger Offizieller aus Teheran zu, dass der Fall von Bashar al-Assad das Regime geschwächt hat

von Sabine Brandes  09.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

München

Bayern-Torwart Peretz fällt vor Gladbach-Spiel mit schmerzhafter Nierenquetschung aus

Droht den Bayern beim Gladbach-Spiel ein Torwartproblem? Zuletzt fehlte Manuel Neuer, jetzt ist auch noch dessen Vertreter verletzt

 09.01.2025

Auszeichnung

Israelischer Präsident ehrt SPD-Politikerin Brigitte Zypries

Für ihren Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen und gegen Antisemitismus ist SPD-Politikerin Brigitte Zypries mit der Ehrenmedaille des israelischen Präsidenten ausgezeichnet worden

 09.01.2025