Flitzer
Auf den ersten Blick ist Israel das ideale Land für Motorradfahrer: Bei 320 regenfreien Tagen pro Jahr und milden Wintern sind Krafträder eine gute Möglichkeit, den ewigen Staus auszuweichen. Dennoch gibt es landesweit nur 110.000
Motorräder und Motorroller: Genau 1,5 je tausend Einwohner. Im verregneten Deutschland sind es, im Verhältnis zur Bevölkerungsgröße, immerhin dreimal so viel. Gründe für die Kraftrad-Abneigung der Israelis sind nicht zuletzt hohe Unfall- und Diebstahlszahlen und die aus ebendiesem Grund steigenden Versicherungsprämien. Nach deren jüngster Erhöhung gingen die Verkaufszahlen zurück. Wahrscheinlich bremst auch der niedrige Bevölkerungsanteil der Singles die familienfeindlichen Zweiradflitzer aus.
Flieger
Wie bequem darf es sich ein Regierungschef machen? Mit dieser Frage hat sich die israelische Öffentlichkeit vergangene Woche beschäftigt. Für seine jüngste Frankreich- und Nordamerikareise hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nämlich verlangt, an Bord des für ihn gecharterten Passagierflugzeugs ein Doppelbett anzubringen. Allerdings passt das großzügige bequeme Nachtlager nur in ein größeres und teureres Flugzeug als ursprünglich anvisiert wurde. »Das Bett, das uns eine Million Schekel kosten wird«, titelte empört die Tageszeitung Yedioth Ahronoth. Dagegen nahm Eitan Haber, seinerzeit Berater von Jitzchak Rabin und kein ausgesprochener Netanjahu-Freund, den Premier in Schutz. Ministerpräsidenten, so Haber, arbeiteten schwer und sollten wenigstens gut schlafen können.
Fehler
Meerwasserentsalzung gilt als die beste Antwort auf Israels chronische Wasserkrise. Allerdings haben die Behörden bei der Planung der Wasserzufuhr aus dem Meer kräftig geschlampt. Wie die staatseigene Wasserversorgungsfirma Mekorot nun einräumte, wurden bei der Kostenkalkulation des groß angelegten Entsalzungsprogramms die für den Anschluss der Anlagen ans landesweite Rohrleitungsnetz und den Bau neuer Pumpstationen nötigen Investitionen schlicht vergessen. Jetzt muss der Staat für diesen Zweck zwei Milliarden Schekel – umgerechnet 430 Millionen Euro – auf den Tisch blättern. Das Nachsehen haben aber nicht die Schuldigen, sondern, wie immer, die Bürger, die die plötzliche Nachzahlung schon bald über höhere Wassertarife finanzieren müssen.
Firma
Viele Söhne und Töchter von Firmengründern sind nicht bereit, das jeweilige Familienunternehmen weiterzuführen. Nicht so beim israelischen Eiscreme- und Nahrungsmittelhersteller Strauss. In dem 1936 von Hilda und Richard Strauss, jüdischen Einwanderern aus Deutschland, gegründeten Konzern sitzt mit der Vorstandsvorsitzenden Ofra Strauss bereits die dritte Generation am Ruder. Dass sie eines Tages dorthin gelangen würde, sei der Familie bereits zehn oder 15 Jahre vorher klar gewesen, verriet die erfolgreiche Geschäftsfrau in einem Zeitungsinterview. Ihren eigenen Nachwuchs bereitet sie auch schon auf den Chefposten vor: »Meine Kinder«, erzählte Strauss, »lernen seit ihrem vierten oder fünften Lebensjahr, was es bedeutet, Aktionär zu sein.« Schließlich verhindere rechtzeitige Planung spätere Probleme.
Figur
Die Knesset schaltet sich in den Kampf gegen die Magersucht ein. Laut einem parteiübergreifend eingereichten Gesetzentwurf soll Werbeagenturen die Zusammenarbeit mit untergewichtigen Mannequins – beiderlei Geschlechts – untersagt werden. Zu diesem Zweck wird, so die Vorlage, ein Mindestwert des Body-Mass- Indexes festgelegt, der nicht unterschritten werden darf. Auch die optische »Verschlankung« der Models per Computer soll untersagt werden. Die Initiatoren hoffen, dass das neue Gesetz, dem gute Chancen auf Verabschiedung eingeräumt werden, Anorexie-Gefährdete vor dem Streben nach einem illusorisch-gefährlichen Schlankheitsideal bewahrt.
Familie
Familienwerte werden in Israel in Ehren gehalten und bereits im Kindergarten vermittelt. Dabei wird auf die traditionelle Vater-Mutter-Kinder-Konstellation abgestellt – aus der Sicht des Erziehungsministeriums nicht mehr zeitgemäß. Deshalb, so ein neuer Plan des Ressorts, sollen die Kleinsten mit Hilfe von Erzählungen und Spielen auch über gleichgeschlechtliche Elternpaare lernen. Dann heißt es eben »Ima und Ima« – oder auch »Abba und Abba« – »sind gleich da«. Dank des Programms sollen Kinder, die von einem rein männlichen oder rein weiblichen Ehepaar erzogen und deshalb von ihren Freunden verspottet werden, mehr Akzeptanz finden. An der Ausarbeitung des Programms werden Erziehungsexperten der homosexuellen Gemeinschaft beteiligt sein.
Freigang
Niemand darf wegen seines Geschlechts benachteiligt oder bevorzugt werden. Secharja Kaspi, Richter am Bezirksgericht Petach Tikwa, hinderte dieser hehre Grundsatz nicht daran, eine Bankräuberin wesentlich milder zu bestrafen, als es einem Mann widerfahren wäre. Als mildernde Umstände ließ der Jurist nicht nur Alter und soziale Lage der 55-jährigen Arbeitslosen, sondern ausdrücklich auch ihre Geschlechtszugehörigkeit gelten. Weil weibliche Bankräuber eine Seltenheit seien, schrieb er in der Urteilsbegründung, brauche von der gegen die Täterin verhängten Strafe keine zum Schutz der Öffentlichkeit gedachte Abschreckung auszugehen. Deshalb muss die Räuberin nur gemeinnützige Arbeiten verrichten. Nicht, dass das Beispiel Schule macht.