Jerusalem

Likud boykottiert Knesset

Demonstration vor der Knesset Foto: Flash 90

Die politische Krise in Israel geht in die nächste Runde: Der Likud von Premier Benjamin Netanjahu will das Urteil des Gerichtshofes nicht hinnehmen.

Der hatte gestern beschlossen, dass Knessetsprecher Yuli Edelstein bis zum Mittwoch eine Abstimmung über seine Position erlauben muss.

Rechtswähler Doch nun sagen die Abgeordneten der rechtsgerichteten Partei, dass sie stattdessen die Knesset boykottieren werden. Der Likud beschuldigt die Zentrumsunion Blau-Weiß, »die Knesset von den Rechtswählern zu stehlen«.

Nachdem die Knesset am Montag ihre Arbeit wiederaufgenommen hatte – in der Woche zuvor hatte Edelstein sie abriegeln lassen –, schaffte es Blau-Weiß, gemeinsam mit Israel Beiteinu und der Vereinten Arabischen Liste dank der 61 Mandate die Kontrolle über sechs Komitees zu erlangen.

Der Likud hatte sämtliche Abstimmungen boykottiert. Unter den Komitees befindet sich auch das Überwachungsgremium für den Umgang mit der Corona-Krise.

Mit der Bildung der Komitees kann die Knesset offiziell ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Der Knessetabgeordnete von Blau-Weiß, Avi Nissenkorn, wird dem Organisationskomitee vorsitzen, das alle parlamentarische Arbeit für die Zeit zwischen einer Wahl und der Bildung einer neuen Regierung abwickelt.

Damit kann die Knesset offiziell ihre Arbeit wiederaufnehmen. Zudem wurden die Komitees für außenpolitische Angelegenheiten, Verteidigung und Finanzen gebildet.

Zur selben Zeit demonstrieren Israelis vor der Knesset unter dem Motto »Demokratie schützen« und auch vor Benny Gantz‹ Haus in Rosch Ha’ayin. Sie fordern von dem Vorsitzenden des Zentrumsbündnisses, dass er keine Einheitsregierung mit Netanjahu eingeht.

Ultimatum Edelstein informierte den Gerichtshof noch am Montagabend, dass er nicht mit dessen Position übereinstimme, dass er am Mittwoch eine Wahl abhalten muss. Er werde sich keinem Ultimatum beugen. Stattdessen habe er vor, eine Abstimmung erst dann zu terminieren, »wenn die politische Situation klar ist«.

Am Montag hatte das Oberste Gericht entschieden, dass Edelstein, ein Mitglied des Likuds, kein Recht habe, eine Wahl zu blockieren. Nach Edelsteins Antwort nannten die Richter die Taktik des Knessetsprechers »unrechtmäßig und anti-demokratisch«.

Edelstein würde seine Position mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren, denn Blau-Weiß kann aller Voraussicht nach 61 Sitze, und damit die Mehrheit, auf ihren Kandidaten Meir Cohen vereinen.

Kommentar

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ein Deal ist die einzige Chance, die Geiseln noch aus der Gewalt der Hamas zu retten

von Mascha Malburg  15.01.2025

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025 Aktualisiert

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025