Eines Morgens wacht er auf und nichts ist mehr, wie es einmal war. Sein Heimatdorf, vorher ein verschlafenes arabisches Örtchen innerhalb der grünen Linie, ist auf einmal hermetisch abgeriegelt und von Soldaten bewacht. Gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten, suchen die Bewohner verzweifelt nach Erklärungen. Was für den israelisch-arabischen Schriftsteller Sayed Kashua lediglich alptraumhafte Vision in seiner Erzählung Da ward es Morgen ist, könnte bald Realität werden. Zumindest wenn es nach Außenminister Avigdor Lieberman geht. In einer Rede vor der UN-Vollversammlung stellte er vergangene Woche seinen Plan vom Landtausch zwischen Israel und den Palästinensern vor. Sehr zum Unmut vieler Zuhörer und jüdisch-amerikanischer Organisationen.
Lieberman hatte dabei vorgeschlagen, dass ein israelisch-palästinensisches Abkommen über einen endgültigen Status »nicht Land für Frieden, sondern stattdessen ein Landtausch« bedeuten sollte.
»Lieberman soll seine persönliche Meinung für sich behalten«, kochten viele Vorsitzende jüdischer Vereinigungen in den USA nach der Rede vor Wut. »Jedes Mal, wenn er etwas an den Friedensgesprächen zu kritisieren hat, unterminiert er gleich komplett die Glaubwürdigkeit von Premier Benjamin Netanjahu und spielt so den Palästinensern in die Hände«, meinten an-
dere. Das Büro des Ministerpräsidenten veröffentlichte anschließend eine Erklärung, in der es hieß, dass die Rede nicht mit dem Premierminister abgestimmt war. »Benjamin Netanjahu verhandelt mit den Palästinensern für den Staat Israel, niemand sonst«, stand da geschrieben. »Die unterschiedlichen Punkte eines Friedensabkommens werden am Runden Tisch dis-
kutiert und entschieden – und sonst nirgendwo.«