Ein Teil der Läden in Israel werden ab Sonntag wieder Kunden empfangen dürfen. Das entschied das Kabinett am Donnerstagabend. Außerdem dürfen Hotels unter bestimmten Voraussetzungen öffnen. Das Gesundheitsministerium hat sich gegen die Lockerungen ausgesprochen.
STRASSSENRAND Um 18 Uhr am Beginn der kommenden Woche werden Geschäfte, die sich »am Straßenrand befinden«, ihre Türen wieder aufschließen dürfen. Ausgenommen sind Läden in geschlossenen Einkaufszentren und solche, die sich in Open-Air-Malls mit mehr als 20 Geschäften befinden. Zu jeder Zeit sind nicht mehr als vier Kunden pro Laden erlaubt. Ein Verstoß dagegen wird als kriminelles Vergehen behandelt.
»Wenn wir müssen, werden wir die Lockerungen stoppen.«
Premier Benjamin Netanjahu
Gästehauser sollen ab nächster Woche pro Gebäude sechs Wohneinheiten betreiben dürfen. Dort dürfen ausschließlich Familien einchecken, die in einem Haushalt leben. Die Neuerungen gelten jedoch lediglich in sogenannten »grünen Gegenden«, in denen die Infektionsrate niedrig ist.
INFEKTIONEN »Wir haben entschieden, dass wir die Straßenläden ab Sonntag wieder öffnen«, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu vor Journalisten nach der Sitzung. »Wir wollen den Geschäftsleuten helfen, zugleich wissen wir, dass es dadurch zu einer Steigerung der Infektionen kommen wird. Wenn wir öffnen, gehen die Infektionen in die Höhe.« Doch man habe vom ersten Lockdown gelernt. »Deshalb öffnen wir dieses Mal langsamer. Und wenn wir müssen, werden wir die Lockerungen stoppen.«
Die Vorsitzende der öffentlichen Gesundheitsdienste, Sharon Elrai-Price, warnte, dass der Betrieb von Läden Israel in einen dritten Lockdown bringen könnte. »Wenn die Geschäfte öffnen, wird es großen Druck geben, noch mehr zu lockern. Und wenn wir dabei nicht vorsichtig sind, wird es uns leid tun.« Auch Gesundheitsminister Yuli Edelstein sprach sich gegen den Schritt aus.
»Es ist das geringere Übel und sehr vernünftig, dass wir eine Balance finden.«
Corona-Berater Ronni Gamzu
Corona-Berater Ronni Gamzu bestätigte, dass es »schwierig werden wird, am 15. November weitere Lockerungen durchzusetzen«. Allerdings befürwortet er die jetzige Öffnung der Läden. »Es ist das geringere Übel und sehr vernünftig, dass wir eine Balance finden.« Israel befindet sich noch immer im zweiten nationalen Lockdown, der an Erew Rosch Haschana am 18. September begonnen hatte.
KLASSEN Seit vergangenem Sonntag bereits werden die Klassen eins bis vier wieder in den Schulen unterrichtet. Jedoch sind sie in Kapseln bis zu 18 Kindern unterteilt. Jetzt gab die Regierung an, dass diese Beschränkung in etwa zehn Tagen aufgehoben werden soll, damit Platz für die Klassen fünf und sechs in den Grundschulen geschaffen wird. Das Finanzministerium gab an, dass es Mehrkosten abdecken wolle.
Am Donnerstag hatte es 584 neue Bestätigungen von Covid-19 gegeben. Die Positivrate der Tests lag bei 2.3 Prozent. Insgesamt gibt es derzeit 8.958 aktive Fälle, erklärte das Gesundheitsministerium. 327 Patienten befinden sich in ernstem Zustand im Krankenhaus, 147 werden künstlich beatmet. In Israel sind insgesamt 2639 Menschen an einer Erkrankung mit Corona gestorben.