Am vierten Tag ihres Streiks haben sie es bis nach Jerusalem geschafft: die afrikanischen Flüchtlinge in Israel. Nach massenhaften Demonstrationen mit mehreren Zehntausend Menschen in Tel Aviv und Eilat protestierten am Mittwoch noch einmal rund 10.000 direkt vor der Knesset gegen ihre Behandlung durch die Regierung. Obwohl einige Parlamentarier erklärten, sie wollten sich mit ihnen treffen, wurde ihnen der Zutritt zur Knesset verweigert.
Sprecher Juli Edelstein hatte nach einem Einspruch von Likud-Mitglied Miri Regev entschieden, der Eintritt von »illegalen Einwanderern könnte eine Provokation darstellen und zu Störungen und sogar Gewalt führen«.
Friedlich Die Kundgebung der Asylsuchenden verlief jedoch völlig friedlich und organisiert. Wie bereits in Tel Aviv, so brachten sie auch am Mittwoch ihre eigenen Ordner mit, die in neongelben Westen und mit Trillerpfeifen dafür sorgten, dass es keinerlei Ausschreitungen gab. Selbstgemalte Schilder mit Aufschriften wie »Wir sind Flüchtlinge und brauchen Schutz« oder »Wir sind keine illegalen Einwanderer – sondern Menschen« wurden von vielen geschwenkt.
Staatspräsident Schimon Peres betonte, dass das Internationale Recht es verbiete, Menschen in Länder abzuschieben, in denen ihnen der Tod drohe. Er versicherte, Israel werde »moralisch handeln«, und erinnerte daran, dass viele Israelis noch genau wüssten, was es heißt, ein Flüchtling zu sein. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jedoch sagte am selben Tag: »Die Wirtschaftsflüchtlinge dürfen nicht im Land bleiben.«
Solidarität Vertreter der Flüchtlinge hatten einen Brief an Netanjahu verfasst, in dem sie ihn baten, mit ihnen zu reden, um eine Lösung zu finden. Vor allem fordern sie, dass ihre Asylanträge ordnungsgemäß geprüft werden. Doch Netanjahu war nicht zu sprechen.
Einer, der spontan mit ihnen redete, war der bekannte israelische Autor David Grossman. Auf Englisch drückte er seine Solidarität mit den Protestierenden aus und erklärte, er sei »zutiefst beschämt« über die Lage, in der die Flüchtlinge sich befinden. Israel habe die Situation nicht geschaffen, doch jetzt gebe es ein Problem, und das müsse auf humane Weise gelöst werden. »Ihr seid keine Kriminellen«, rief Grossman ins Megafon, »sondern normale Menschen, die in einer unnormalen und extremen Situation feststecken.«