Statistik

Krieg dämpft Israels Wirtschaftswachstum

Israelische Supermarktkunden in Katzrin auf den Golanhöhen Foto: copyright (c) Flash90 2023

Die israelische Wirtschaft blieb im zweiten Quartal 2024 hinter den Erwartungen zurück, was sich auch am Bruttoinlandsprodukt ablesen ließ. Experten hatten ihm ein Wachstum von 2,5 bis 5 Prozent vorhergesagt. Davon blieben jedoch nur 1,2 Prozent übrig.

Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr ergibt sich ein Minus von 1,4 Prozent, wie das israelische Statistikamt bekanntgab. Bereinigt um das Bevölkerungswachstum schrumpfte das BIP pro Kopf im zweiten Quartal um 0,4 Prozent.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatte sich die Wirtschaft des jüdischen Staates nach einem katastrophalen vierten Quartal 2023 zunächst wieder gefangen und um 17,3 Prozent zugelegt.

Schrumpfende Produktion

Der seit nunmehr zehneinhalb Monaten andauernde Krieg gegen den palästinensischen Terror hat die privaten Konsumausgaben jedoch zeitweise gesenkt. Israelische Konsumenten gaben zwar im zweiten Quartal wieder mehr aus. Das Wachstum in diesem Bereich betrug 12 Prozent. Der Handel hat jedoch weiterhin Probleme – ebenso wie die Investitionen in Israel.

Im zweiten Quartal 2024 schrumpfte die Warenproduktion um 1,9 Prozent, während die Exporte um 8,3 Prozent in den Keller gingen. Grund dafür sind Versorgungsschwierigkeiten, die auch damit zusammenhängen, dass Zehntausende Bewohner Nord-Israels aufgrund der ständigen Angriffe der Terrororganisation Hisbollah evakuiert werden mussten und daher ihre Arbeitsplätze nicht aufsuchen können.

Im Süden, wo die Hamas am 7. Oktober 1200 Menschen ermordete, ist die Situation ebenfalls schwierig. Auch aufgrund der angerichteten Zerstörung sind viele Überlebende weiterhin andernorts untergebracht, was erheblich Folgen für die lokale Wirtschaft hat. Sowohl im Norden als auch im Süden mussten viele Geschäfte schließen, während die Landwirtschaft in vielen Gebieten zum Erliegen kam.

Lesen Sie auch

Gekürzte Vorhersage

Im Baugewerbe sanken die Investitionen um gut ein Viertel. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass aufgrund des Krieges gegen den Terror weitaus weniger palästinensische Arbeiter zur Verfügung stehen.

Die Ratingagentur Fitch hatte Israels Wirtschaft erst letzte Woche von A+ auf A herabgestuft, da sie davon ausgeht, dass der Krieg noch bis ins nächste Jahr hinein andauern wird. Zudem bezog Finch eine mögliche Zerstörung von Teilen der israelischen Infrastruktur und einen Anstieg der Verteidigungsausgaben mit ein. Zuvor hatten bereits andere Agenturen eine Herabstufung bekanntgegeben.

Ähnlich schätzt die Bank of Israel die Lage der Wirtschaft ein. Sie kürzte ihre Vorhersage für das Wachstum in diesem Jahr um 0,5 auf 1,5 Prozent und das für 2025 um 0,8 auf 4,2 Prozent.

Große Gewinnerin

Der Tourismus, der für die israelische Wirtschaft eine große Bedeutung hat, brach mit den Massakern des 7. Oktobers mehr als deutlich ein. Im September waren noch 330,900 Besucher nach Israel gekommen. Diese Zahl sank im Oktober auf 98,600 und im November auf 39,000. Die Erholung verlief nur schleppend, bis die Gefahr eines großen Krieges mit dem Iran die Zahlen erneut schrumpfen ließ.

Eine große Gewinnerin gibt es allerdings auch: Die israelische Fluggesellschaft El Al erzielte sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal enorme Einnahmerekorde. Sie wurde seit Oktober mehrfach zur Monopolistin, da die ausländische Konkurrenz ihre Flüge aufgrund der Kriegsgefahr einstellte. ja

Krieg

Der Erklärer

Armeesprecher Daniel Hagari begleitete die Israelis durch die schwersten Tage ihrer Geschichte. Jetzt hängt er seine Uniform an den Nagel – offenbar nicht ganz freiwillig

von Sabine Brandes  16.03.2025

Geiseln

»Ich bin aus den Tunneln wiedergeboren«

Tal Shoham gibt nach 505 Tagen in den Hamas-Tunneln ein erstes Interview. Er fordert die Freilassung der noch in Gaza verbleibenden Menschen

von Sabine Brandes  16.03.2025

Libanon

Hisbollah-Mitglieder nach Verstoß gegen Waffenruhe getötet

Auch während der seit November geltenden Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah kommt es immer wieder zu tödlichen Angriffen der israelischen Luftwaffe. Israel begründet dies mit Verstößen

 16.03.2025

Jemen

Huthi-Anführer verlassen Hauptstadt nach Angriffen im Jemen

Nach den US-Angriffen und aus Sorge vor weiteren Explosionen fliehen einige führende Mitglieder aufs Land

 16.03.2025

Nahost

Erster Besuch nach mehr als 50 Jahren

Begeisterung: Eine drusische Delegation aus Syrien reist nach Israel und trifft sich mit dortigen Gemeindemitgliedern

von Sabine Brandes  16.03.2025

Washington/Sanaa/Tel Aviv

Trump befiehlt Angriffe auf Huthi-Miliz im Jemen

Mit dem Gaza-Krieg begannen auch Attacken der Huthi auf Israel und auf Schiffe im Roten Meer. Von Gegenangriffen im Jemen ließ sich die Miliz nicht beeindrucken. Nun will sie der US-Präsident brechen

von Lars Nicolaysen  16.03.2025

Israelhass

Website veröffentlicht Namen von IDF-Soldaten

Ein kanadischer Journalist hat eine Datenbank mit 85 Kanadiern erstellt, die dem israelischen Militär gedient haben sollen. Offenbar will er damit Druck auf die kanadische Regierung ausüben

 15.03.2025

Washington/Tel Aviv/Gaza

USA machen Druck auf Hamas - Israel prüft weitere Schritte

Die USA legen im Gaza-Konflikt einen neuen Vorschlag auf den Tisch. Doch die Hamas geht nur teils darauf ein - die Angehörigen der Geiseln müssen weiter bangen

 15.03.2025

Gaza/Tel Aviv

Ehemalige Hamas-Geisel berichtet über schwerste Misshandlung

Der junge Mann wurde in einer winzigen unterirdischen Zelle festgehalten, immer wieder geschlagen und gedemütigt. Den schlimmsten Moment seines Lebens erlebte er ausgerechnet an seinem Geburtstag

von Sara Lemel  14.03.2025