Eklat

Krawalle bei den Räumungen

Unruhen in der Siedlung Beit El nördlich von Jerusalem Foto: Flash 90

Die aggressive Atmosphäre bei den Räumungen illegaler jüdischer Siedlungen schwappt in die Säle der Knesset. Offenbar sieht sich Benjamin Netanjahus Rechtsaußen-Regierung der ersten ernsthaften Krise ausgesetzt. Der Oberste Gerichtshof hatte die Evakuierung und Demolierung verschiedener Gebäude in der Siedlung Beit El auf Palästinensergebiet nördlich von Jerusalem angeordnet.

Hunderte von Spezialeinsatztruppen der Polizei waren am Morgen in die Siedlung marschiert. Doch vorher hatten sich rund 200 extremistische Siedler in den Häusern verbarrikadiert, versuchten, die Durchsetzung des Gerichtsbeschlusses zu verhindern und leisteten gewalttätigen Widerstand. 50 der Demonstranten wurden festgenommen. Den Antrag hatte die Menschenrechtsgruppe Jesch Din eingereicht, »da die Gebäude des Viertels Dreinoff in Beit El unerlaubt auf palästinensischem Privatgrund errichtet worden sind«.

zerstörung Kritiker des Urteils argumentieren, dass das nicht bewiesen sei, und versuchen, zumindest die Zerstörung der Gebäude aufzuhalten. Vergangene Woche hatte die zivile Verwaltungseinheit des Verteidigungsministeriums die Häuser im Nachhinein für legal erklärt, doch der Gerichtshof wies das am Sonntag zurück.

In einer anderen jüdischen Siedlung, die bereits vor zehn Jahren geräumt worden war, Sa-Nur, nahmen Siedler das Recht in der Nacht zum Dienstag in die eigene Hand. Etwa 250 Leute verschanzen sich derzeit in einer Art Festung in der Nähe von Ramallah. Mit dabei ist sogar ein Knessetabgeordneter. Bezalel Smotrich vom Jüdischen Haus meinte, es sei an der Zeit, »nach zehn Jahren die Dinge wieder in Ordnung zu bringen«.

Netanjahu versucht währenddessen in Jerusalem, die wütenden Wogen in seiner Koalition zu glätten und sagte: »Unsere Einstellung zu den Häusern in Beit El ist klar. Wir sind gegen die Zerstörung und haben bereits juristische Schritte eingeleitet. Wir handeln, um die Siedlungen zu stärken – und wir tun dies in Abstimmung mit dem Gesetz«.

koalition Besonders die nationalreligiöse Partei Jüdisches Haus, die traditionell von Siedlern gewählt wird, kochte und drohte mit dem Bruch der Koalition, was ein unmittelbares Ende der Regierung zur Folge hätte. Denn die Regierung von Netanjahu ist mit 61 von 120 Sitzen hauchdünn und extrem fragil.

Doch der Vorsitzende, Naftali Bennett, war nur schwer zu beschwichtigen. Er schürte die Emotionen mit Berichten über den Abzug aus den jüdischen Siedlungen im Gazastreifen. »Zehn Jahre nach der Vertreibung hat jemand wohl vergessen, dass das nationalistische Lager heute öffentliche und politische Macht hat.« Mitglieder der Hardliner-Gruppe innerhalb der Partei, Tkuma, gossen weiter Feuer ins politische Öl. Motti Yogev meinte verschwörerisch: »Werden die Häuser zerstört, wird es Gerichte in Israel geben. Aber vielleicht keine Regierung mehr«.

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025