An der Jerusalemer Kotel (Westmauer) fand am Montagmorgen die traditionelle Zeremonie des Priestersegens Birkat Hakohanim statt. Tausende Gläubige kamen zu diesem Gebet am Pessach-Zwischenfeiertag zusammen. Rund 2500 Polizisten sorgen für die Sicherheit.
Am Sonntag war es auf dem Tempelberg erneut zu Konfrontationen gekommen. Vor geplanten Besuchen von jüdischen Pilgern hätten Hunderte junge größtenteils maskierte Muslime mit Steinen und Eisenstangen Hindernisse errichtet, um den Zugang zu blockieren, teilte die israelische Polizei mit. Nach Medienberichten kam es daraufhin zu Auseinandersetzungen zwischen Polizeikräften und Palästinensern auf der Anlage, mehrere Muslime seien dabei verletzt worden.
altstadt Palästinenser warfen am Sonntagmorgen zudem Steine auf mehrere Busse, in denen jüdische Beter auf dem Weg zur Klagemauer waren. Nach Polizeiangaben wurden mehrere Fahrgäste verletzt, darunter ein 13-jähriges Mädchen. Auch eine Gruppe jüdischer Beter, die zu Fuß in der Altstadt unterwegs war, wurde von Palästinensern angegriffen, geschlagen und mit Gegenständen beworfen.
Bereits am Freitag hatte es auf dem Tempelberg bei Zusammenstößen zwischen militanten Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften zahlreiche Verletzte gegeben. Zuvor waren Zehntausende Muslime friedlich zum Gebet zusammengekommen.
Die arabische Raam-Partei hat aus Protest gegen das israelische Vorgehen auf dem Tempelberg erklärt, sie werde ihre Mitgliedschaft in der Regierungskoalition bis auf Weiteres ruhen lassen. Weil das Parlament noch bis zum 8. Mai in einer Sitzungspause ist, hat die Entscheidung jedoch zunächst keinerlei praktische Auswirkungen.
Regierungschef Bennett bemüht sich nach Medienberichten um eine Beruhigung der Lage. Seine Acht-Parteien-Koalition hatte vor rund zwei Wochen bereits ihre hauchdünne Mehrheit im Parlament verloren. Eine Abgeordnete von Bennetts Jamina-Partei war überraschend aus der Koalition ausgetreten. Anlass war ein Streit über religiöse Angelegenheiten.
grabeskirche Unterdessen haben Christen aus aller Welt am Sonntag Ostern gefeiert. Patriarch Pierbattista Pizzaballa, der höchste katholische Würdenträger im Heiligen Land, zelebrierte am Morgen in der Grabeskirche in Jerusalem die traditionelle Ostermesse.
Erstmals seit drei Jahren konnten wieder Touristen und Pilger zu Ostern ins Heilige Land einreisen. Wegen der Corona-Pandemie hatte Israel seine Grenzen für Besucher geschlossen. Erst seit März ist die Einreise für ungeimpfte Touristen wieder erlaubt. Das israelische Tourismusministerium hatte sich für die Woche von Ostern, des Pessachfests und des Ramadan auf rund 30.000 Touristen eingestellt.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Uwe Becker, verurteilte die Ausschreitungen islamistischer Extremisten: »Während Juden, Christen und Muslime in diesen Tagen friedlich in Jerusalem Pessach, das Osterfest und Ramadan feiern, versuchen erneut islamistische Extremisten genau diesen Frieden zu zerstören und zetteln wie in früheren Jahren Ausschreitungen auf dem Tempelberg an.«
Dass diese provozierten Kämpfe genau geplant sind, zeigten schon Bilder sorgfältig deponierter Wurfgeschosse innerhalb der Al-Aksa Moschee. »Doch wer Steine nach Al-Aksa trägt, sucht nicht das friedliche Gebet, sondern den bewaffneten Kampf«, so Becker. ja/dpa