Hisbollah

»Kommt einer Kriegserklärung gleich«

Israels Todfeind und Terrorchef Hassan Nasrallah Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der Anführer der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah, Hassan Nasrallah, sagte in seiner Fernsehansprache am Donnerstagnachmittag, dass die koordinierten Explosionen der Pager, die den Libanon in den vergangenen zwei Tagen erschütterten, einer »Kriegserklärung gleichkomme« und dass »Israel alle roten Linien überschritten« habe.

Durch die offensichtlich koordinierten Angriffe auf die Kommunikationsgeräte der Mitglieder sei der Gruppe »ein in ihrer Geschichte beispielloser Schlag versetzt worden«, gab der Terrorchef zu. Die Ereignisse der letzten Tage erforderten eine Neubewertung, und die Hisbollah müsse ihre neue Position darlegen. »Israel hat einen klaren technologischen Vorteil, denn es ist nicht nur Israel, sondern wird auch von den Vereinigten Staaten unterstützt«, sagte er und erklärte, dass hochrangige Hisbollah-Funktionäre nicht das Pager-Modell bei sich trugen, das explodierte.

Er behauptete, den Israelis sei es egal gewesen, ob die Pager unter Zivilisten waren, und behauptete, Dutzende seien getötet worden, darunter Frauen und Kinder, und Tausende verletzt. »Das ist ein Terrorakt, ein Massaker, ein Völkermord und kann als Kriegserklärung angesehen werden.« Die Hisbollah untersuche jetzt, wie es zu der Infiltration von Pagern und Kommunikationsgeräten kommen konnte. Jerusalem hat sich nicht offiziell zu den Explosionen der Pager geäußert

Jerusalem äußerte sich nicht offiziell zu Pager-Explosionen

Nasrallah führte weiter aus, dass Israel der Hisbollah angeblich über offizielle Kanäle mitgeteilt habe, das Ziel des Angriffs sei es, die Unterstützung der Hisbollah für Gaza zu beenden. »Doch dieser Schlag wird uns nicht zu Fall bringen, und er wird uns nicht besiegen.« Er persönlich wolle dem »israelischen Feind« klarmachen, dass die Unterstützung für Gaza nicht aufhören werde, bis der Krieg dort zu Ende ist.

Dann forderte er Israel heraus und sagte, dass er hoffe, Israel werde in den Südlibanon einmarschieren, denn dies sei eine »historische Chance« für die Hisbollah. »Willkommen...« Anschließend wandte er sich persönlich an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant und drohte: »Sie werden die Bewohner des Nordens nicht in ihre Häuser zurückbringen können. Nicht durch militärische Eskalation, gezielte Tötungen, Mord oder einen umfassenden Krieg. Dies wird eher das Gegenteil bewirken. Die einzige Möglichkeit, sie zurückzubringen, besteht darin, die Aggression in Gaza und im Westjordanland zu beenden.«

»Der Hisbollah ist ein in ihrer Geschichte beispielloser Schlag versetzt worden.«

Während er Israel in seiner Ansprache nicht explizit mit einem umfassenden Krieg drohte, sagte er gleichwohl, dass es »eine gerechte Strafe« geben werde. Der Kommandant der iranischen Revolutionsgarde, Hossein Salami, habe ihm mitgeteilt, dass »Israel mit einer vernichtenden Antwort der Achse des Widerstands« konfrontiert werden wird.

Der Leiter der vom Iran unterstützten und finanzierten Terrororganisation beendete seine Rede mit der Aussage, dass die Reaktion auf die Explosionen nur einer kleinen Gruppe von Menschen bekannt sei und dass er weder Zeitpunkt, Ort noch Art der Vergeltung preisgeben werde. »Wir hoffen, dass wir die positive Stimmung unter den Menschen im Libanon aufrechterhalten können. Netanjahu, Gallant Ben-Gvir und Smotrich führen Israel in den Abgrund und in die dritte Zerstörung.«

Während Nasrallah seine Rede hielt, hörte man Kampfjets, die zur selben Zeit über Beirut, die Hauptstadt des Libanons, düsten und die Schallmauer durchbrachen. Zur selben Zeit wurden die israelischen Soldaten Nael Fwarsy (43) aus Maghar, und Tomer Keren (20) aus Haifa durch Angriffe der Hisbollah an der Grenze zwischen den beiden Ländern getötet.

Armee wartet auf Entscheidung der Politik

Israelische Medien berichteten nach der Rede, dass die israelische Armee der Regierung die Folgen einer Eskalation des Krieges mit der Hisbollah an der Heimatfront dargelegt habe. Man warte nun auf eine Entscheidung der Politik. In den letzten Tagen habe die IDF mit hochrangigen Sicherheitsbeamten Bewertungen durchgeführt und Vorgehensweisen genehmigt.

Derzeit sind noch immer rund 50.000 Israelis aus ihren Häusern im Norden des Landes vertrieben. Ihre Rückkehr ist eins der erklärten Ziele des Krieges, der derzeit noch gegen die Hamas in Gaza geführt wird.

Israel

Ex-Geisel Eli Sharabi: »Ich rede über alles«

Eli Sharabi hat ein sehr offenes Interview über seine Geiselhaft in Gaza gegeben - über seinen Überlebenskampf, das Leben danach und den Verlust seiner Frau und Töchter

von Michael Thadigsmann, Sophie Albers Ben Chamo  28.02.2025

Israel

Appelle bei Verabschiedung getöteter Geisel in Tel Aviv

Tsachi Idan war ein Fan des Fußballvereins Hapoel Tel Aviv. Beim Gedenken im Heimspiel-Stadion des Erstligisten findet seine Schwester auch kritische Worte für die Regierung Netanjahu

 28.02.2025

Kurzmeldungen

Preise, Geiseln, Besuch

Nachrichten aus Israel

von Sabine Brandes  28.02.2025

Prostitution

Israel sieht Sexkaufverbot als Erfolgsmodell

Die gesellschaftliche Akzeptanz der seit 2020 geltenden Maßnahme hat stark zugenommen. Die Regierung will nun eine dauerhafte Regelung einführen

 28.02.2025

Nahost

Für Geisel übergebene Frauenleiche zurück in Gaza

Die Terrororganisation Hamas bestätigt die Überführung der sterblichen Überreste

 28.02.2025

Israel

Israels Armee: Wir haben die Hamas-Absichten jahrelang falsch eingeschätzt

Die Streitkräfte glaubten vor dem 7. Oktober nicht, dass die Hamas einen großen Krieg will. Eine interne Untersuchung zeigt auch ein Versagen der IDF am Tag des Großangriffs selbst

 28.02.2025

Israel

Anschlag in Israel - Fahrer rammt und verletzt Menschen

Ein Autofahrer fährt in Israel mit seinem Wagen Wartende an einer Bushaltestelle an. Mehrere Menschen werden verletzt

 27.02.2025

Meinung

Die unmögliche Indifferenz von Annalena Baerbock und Olaf Scholz am Tag der Beerdigung von Kfir, Ariel und Shiri Bibas

Ein Kommentar von Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  27.02.2025

Jerusalem

Mirjam Bolle ist älteste Holocaust-Überlebende

Mit 113 Jahren starb Rose Girone in New York. Älteste Holocaust-Überlebende ist nun eine aus den Niederlanden stammende Israelin

 27.02.2025