In Israel haben am vergangenen Freitag Menschen für Klimaschutz demonstriert. Im Gegensatz zu Berlin kamen in Tel Aviv aber nur etwa 300 Menschen. Lia Liv und ihre Mitstreiter haben sich für ein Foto die Augen verbunden. »Wir verstehen nicht, wieso so viele Menschen hier die Klimakrise nicht sehen wollen«, sagt die 14-jährige Organisatorin des Klimastreiks. »Wir wollen, dass die Politiker einsehen, dass wir einen Klima-Notstand haben, und handeln, sonst haben wir keine Zukunft.«
Ökologie In Israel gibt es die Klimaproteste seit Anfang dieses Jahres. Im Gegensatz zu Deutschland kommen hier jedoch meist nur einige hundert Teilnehmer. Die Wissenschaftlerin Neta Lipman von der Israelischen Gesellschaft für Ökologie und Umweltstudien sieht dafür zwei Gründe. »Obwohl sich das Klima in Israel merklich verändert, kriegen das viele hier kaum mit.« Man sei lange, heiße Sommer gewöhnt. Außerdem werde Klimaschutz oft als Luxusproblem wahrgenommen. »Israel ist so groß wie Hessen. Viele Leute denken: Wir haben hier wichtigere Probleme, etwa die Sicherheit.« Dabei würde sich schon heute die Negevwüste nach Norden ausdehnen und das Klima letztlich auch die Themen Wirtschaft und Sicherheit berühren.
KRISE Die 17-jährige Noam Navot hat die Klimastreiks mitorganisiert und versteht, dass es zum Beispiel für die Menschen im Süden Israels, die regelmäßig aus Gaza mit Raketen beschossen werden, wichtigere Dinge gibt als Klimaschutz. Doch die Medien hätten eine Verantwortung, den Menschen die Bedeutung der Klimakrise nahezubringen. Trotz der geringen Teilnehmerzahlen haben die Klimaproteste auch in Israel schon etwas bewirkt, findet Lia: »Meine Freunde hat das am Anfang nicht so interessiert, aber heute sind ein paar von ihnen gekommen.«
Dass während der Veranstaltung auch die kürzlich gewählte Knessetabgeordnete Miki Haimovich auftaucht und sich kurz ans Megafon stellt – vielleicht ein Zeichen dafür, dass auch einigen israelischen Politikern die Klimakrise wichtiger wird.