Sie sind wütend und haben Angst. Um ihre Kinder. Hunderte von Menschen sind am Sonntag auf die Straßen Israels gegangen, um für mehr Sicherheit bei der privaten Kinderbetreuung zu demonstrieren. Sie trugen Schilder wie »Schläge sind kein Spiel« oder »Schützt unsere Kinder« und fordern die Regierung auf, aktiv zu werden.
Einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass eine Betreuerin in der Stadt Rosch Ha’Aijn, nordöstlich von Tel Aviv, wegen schrecklicher Misshandlungen an Kleinkindern festgenommen worden war.
Erbrochenes Carmel Mauda ist in 18 unterschiedlichen Fällen angeklagt, Kinder in ihrer privaten Kindertagesstätte von Mai bis Juni misshandelt zu haben, die sie in ihrem Wohnhaus betrieb. Für jeden einzelnen könnte sie mit neun Jahren Haft bestraft werden. Das Alter der elf betroffenen Kinder reicht von drei Monaten bis zu drei Jahren. Die 25-Jährige wird beschuldigt, die Mädchen und Jungen geschlagen, gewürgt, an Stühle gebunden, sich auf sie gesetzt und gezwungen zu haben, ihr Erbrochenes zu essen.
In Israel kann de facto jeder eine Kita eröffnen. Eine Ausbildung wird nicht vorausgesetzt.
Die Ermittler der Polizei beschreiben die grausamen Vergehen der Frau »als noch nie dagewesen«. Als sie mit Aufzeichnungen von Sicherheitskameras konfrontiert wurde, gestand sie und sagte über sich selbst, sie sei »ein Monster« und »der Teufel«.
Nach Bekanntwerden der Taten demonstrierten zunächst Eltern in Rosch Ha’Aijn und forderten von der Regierung bessere Kontrollen bei der Unterbringung ihrer Kinder. Am nächsten Tag schlossen sich Mütter und Väter im ganzen Land den Protesten an.
Feuer Am Samstag wurde das Wohnhaus von Mauda, in dem sich auch ihr Kindergarten befand, in Brand gesetzt. Die Sicherheitskräfte nahmen einen 18-Jährigen fest, sein Name unterliegt einer Nachrichtensperre. Israelische Medien berichteten, dass es sich bei ihm um einen Familienangehörigen von einem der misshandelten Kinder handeln soll. Verletzt wurde bei dem Brand niemand.
Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerte sich bei der Kabinettssitzung am Sonntagmorgen: »Ich habe die erschütternden Bilder aus den Tagesstätten gesehen. Es ist eindeutig, dass ein totaler Wandel nötig ist. Er ist auf dem Weg. Unsere Kollegin, die Haus- und Bau-Ministerin Yifat Shasha-Biton, hat zwei Gesetzesvorschläge eingebracht, über die im September abgestimmt wird. Sie werden die korrekte Überwachung bringen, dazu gehören Kameras in den Zentren.«
Die Gesetzgebung wird seit Monaten immer wieder verschoben, weil die Minister hauptsächlich über die Finanzierung streiten.
Doch dass dies tatsächlich rasch in die Tat umgesetzt wird, daran zweifeln viele. Denn das Problem in Israel ist, dass praktisch jeder eine private Kindertagesstätte eröffnen kann – ohne jegliche Prüfung oder Kontrolle seitens des Staates. Ausbildung oder Training sind nicht nötig. Lediglich 23 Prozent der Kinder unter drei Jahren befinden sich in staatlich überwachten Stätten.
Personal Die Gesetzgebung wird seit Monaten immer wieder verschoben, weil die Minister hauptsächlich über die Finanzierung streiten. Der Vorschlag sieht vor, dass das Personal vor der Eröffnung eine Lizenz einholen und professionelles Training erhalten muss, die Zahlen der Kinder begrenzt werden sowie eine regelmäßige Kontrolle stattfindet.
Vor einem Monat erst war die kleine Jasmin Vineta in einer Kindertagesstätte in Petach Tikwa gestorben. Die Betreuerin Inna Schevenko steht unter Verdacht, das Mädchen getötet und regelmäßig andere Babys misshandelt zu haben. Jasmin war 14 Monate alt.