Zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und dem israelischen Premierminister Yair Lapid gibt es keine Verstimmung. Das besagt eine Nachricht aus Lapids Jerusalemer Büro. In einem Telefonat am Donnerstag verurteilte der Kanzler noch einmal die inakzeptablen Äußerungen des Palästinenseranführers Mahmud Abbas.
Scholz sagte Lapid, es sei ihm wichtig, dem Ministerpräsidenten gegenüber persönlich sowie öffentlich seine Verurteilung der Behauptungen von Abbas zu betonen, Israel habe »50 Holocausts an Palästinensern« vollzogen. Bereits am Mittwoch hatte er betont, er sei »angewidert« von Abbas‹ Worten, die der während einer Pressekonferenz in Berlin geäußert hatte. Zuvor war Scholz von deutschen Medien kritisiert worden, dass er nicht unmittelbar während der Rede mit einer eindeutigen Verurteilung reagiert habe.
holocaust Am Mittwoch tweetete Scholz: »Ich bin zutiefst empört über die unsäglichen Aussagen des palästinensischen Präsidenten Mahmoud #Abbas. Gerade für uns Deutsche ist jede Relativierung des Holocaust unerträglich und inakzeptabel. Ich verurteile jeden Versuch, die Verbrechen des Holocaust zu leugnen.«
»Ich danke Ihnen als Israels Ministerpräsident und auch persönlich als Sohn eines Holocaust-Überlebenden.«
premier yair lapid
Lapid dankte dem deutschen Regierungschef »sowohl als Israels Ministerpräsident als auch persönlich als Sohn eines Holocaust-Überlebenden«. Lapids Vater, der Journalist, einstige Justizminister und Vorsitzende des Yad-Vashem-Ausschusses, Joseph (Tommy) Lapid, hatte die Schoa als Kind gemeinsam mit seiner Mutter im Budapester Ghetto überlebt.
LÜGE Nach Bekanntwerden der Worte von Abbas hatte Lapid auf Englisch getweetet: »Dass Mahmud Abbas Israel beschuldigt, ’50 Holocausts‹ begangen zu haben, während er auf deutschem Boden stand, ist nicht nur eine moralische Schande, sondern eine ungeheuerliche Lüge. Die Geschichte wird ihm nicht vergeben.«
Andere Politiker hatten sich ebenfalls zu dem Eklat in Berlin geäußert, darunter Verteidigungsminister Benny Gantz. Der nannte die Aussagen »verabscheuungswürdig und falsch«. Er habe von Abbas verlangt, sie zurückzunehmen. Auch israelische Medien berichteten ausführlich darüber.
Im Anschluss an die Klarstellung von Scholz während des Telefonats betonten beide die Bedeutung der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland und stimmten überein, dass man die Kooperationen in den unterschiedlichen Bereichen fortführen werde. Als Zeichen der guten Beziehungen wolle man sich auch bald treffen.
GEDENKFEIER Israelische Medien spekulieren daraufhin, ob Lapid vielleicht bereits im September nach Berlin reisen könnte. Eventuell sogar zur 50-Jahr-Gedenkfeier für die Opfer des Olympia-Attentats in München. Allerdings gibt es dafür weder aus Jerusalem noch aus Berlin eine offizielle Bestätigung.
Nachdem das Abbas-Thema besprochen war, widmeten sich die Regierungschefs der aktuellen Politik, die laufenden Atomgespräche mit dem Iran. Lapid betonte Israels entschiedenen Widerstand gegen eine Rückkehr zum Abkommen. Er fügte hinzu, dass es für die E3, Deutschland, Frankreich und Großbritannien, entscheidend sei, eine klare Botschaft zu senden, dass sie dem Iran keine weiteren Zugeständnisse machen würden.