In Israel beginnt das Wochenende. Doch statt Ausflügen in die Umgebung oder Feiern mit Familie und Freunden stehen den Menschen offensichtlich wieder Tage im Schutzraum bevor. Denn kaum hatte die dreitägige Waffenruhe zwischen Jerusalem und der Hamas geendet, da feuerte diese wieder Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel. In mehreren Orten zerrissen die Warnsirenen die Stille des Freitagmorgens. Unter anderem wurden die südlichen Städte Aschdod und Aschkelon von der Terrororganisation attackiert.
Bis zum Nachmittag wurde Israel mit mehr als 40 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen beschossen. Zwei Menschen wurden durch Geschosse verletzt: der 71-jährige Nachmi Paz, Direktor des Sapir College in der Nähe von Sderot, sowie ein 20-jähriger Soldat. Ein Wohnhaus in Sderot wurde von einer Rakete getroffen, allerdings niemand verletzt.
Am 32. Tag der Militäroperation »Protective Edge« sprechen also wieder die Waffen. Aus dem Gazastreifen melden Nachrichtenagenturen, dass die Menschen vermehrt aus ihren Häusern fliehen, in die sie erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt waren – in Angst vor Gegenschlägen der israelischen Armee (Zahal). Die hatte nach dem Beginn des Beschusses zweieinhalb Stunden mit einer militärischen Antwort gewartet, doch dann bestätigt, dass »Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen« würden.
Verhandlungen Premierminister Benjamin Netanjahu hatte sofort nach dem Bruch der Waffenruhe verkündet, dass »mit Härte auf die neuerlichen Attacken reagiert wird«. Armeesprecher Peter Lerner erklärte: »Die neuen Angriffe der Terroristen auf Israel sind inakzeptabel und kurzsichtig. Die falsche Entscheidung der Hamas, die Waffenruhe zu brechen, wird von uns geahndet werden. Wir werden ihre Infrastruktur bekämpfen.«
Noch bis zuletzt hatte es Verwirrung darüber gegeben, ob der Waffenstillstand ausgedehnt wird oder nicht. Die Vermittler in Kairo sollen offenbar alles versucht haben, um eine Verlängerung zu erreichen. Israel hatte dem zugestimmt, die Hamas jedoch lehnte ab – angeblich, weil Jerusalem ihre Forderungen nicht erfüllen wollte. Berichte darüber, was genau die Hamas verlangt, sind jedoch widersprüchlich. Die israelischen Regierungsunterhändler haben die ägyptische Stadt bereits wieder verlassen, heißt es.
Umfrage Laut einer Umfrage des Interdisziplinären Zentrums in Herzlija (IDC) vom Ende der Woche handelt die Hamas mit dem erneuten Beschuss Israels überhaupt nicht im Sinne der Bevölkerung. Eine überwältigende Mehrheit der Palästinenser im Gazastreifen (92 Prozent) spreche sich für ein Ende der Gewalt und einen langfristigen Waffenstillstand aus, hieß es. 72 Prozent wünschten sich außerdem, dass ihre Anführer in der Lage seien, einen Frieden mit dem jüdischen Staat zu schließen, so das IDC.
Bei israelischen Politikern sorgt die Aktion der Hamas für Wut und Unverständnis. Sogar Justizministerin Zipi Livni, die sich vehement für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt, schrieb auf ihrer Facebookseite als Antwort auf die erneuten Angriffe der Hamas: »Terroristen müssen die entsprechende Behandlung erhalten. Wir erlauben keinen Nahen Osten nach dem Modell der ISIS.«