Die israelische Fluggesellschaft EL AL will kein Buchungssystem einführen, das eine häufig von ultraorthodoxen Passagieren gewünschte Geschlechtertrennung offiziell ermöglicht. Eine derartige Regelung – etwa eine Garantie für ultraorthodoxe Männer, im Flugzeug nicht neben Frauen sitzen zu müssen – sei nicht geplant, sagte eine Sprecherin von EL AL laut einem Bericht der Online-Ausgabe der israelischen Zeitung »Haaretz« am Dienstagabend.
Es sei Politik der Fluglinie, »zu versuchen, jeden Wunsch von Kunden zu erfüllen«. Solche Wünsche würden aber auf individueller Basis behandelt.
Petition Am Sonntag hatte die Amerikanerin Sharon Shapiro aus Chicago eine Online-Petition gestartet, in der sie beklagte, EL AL lasse es zu, dass weibliche Passagiere »belästigt, schikaniert und eingeschüchtert« würden, um Sitze mit ultraorthodoxen Männern zu tauschen. Am Dienstag hatten 1200 Menschen die Petition unterschrieben.
Anlass dafür war ein EL AL-Flug kurz vor Rosch Haschana von New York nach Tel Aviv. Eine Gruppe von ultraorthodoxen Männern hatte für Chaos gesorgt, weil sie nicht neben Frauen sitzen wollte. Laut israelischen Medienberichten dauerte der Flug wegen der Verspätung insgesamt elf Stunden, weil die Männer zunächst ihre Plätze in der offenbar überbuchten Maschine nicht einnahmen, dann anderen Passagieren Geld für einen Sitzplatztausch anboten. Lediglich für den Start hielten sie sich in den vorgesehenen Sitzreihen auf, während des Fluges jedoch vorwiegend in den mittleren Gängen. Dadurch wurde den anderen Fluggästen der Zugang zu den Toiletten erschwert.
Vorschlag Als Lösung für derartige Konflikte schlägt Shapiro in ihrer Petition vor, dass Fluggäste im Voraus Sitze mit einer Garantie buchen könnten, neben Menschen desselben Geschlechts zu sitzen. Niemand solle andere Passagiere »vor dem Abflug nerven oder nötigen, mit ihnen den Sitz zu tauschen. So kann man Streit, Belästigung und Verspätungen vermeiden«, hieß es weiter in der Petition, die auch von orthodoxen Frauen wie der Amerikanerin Chana Rosen unterzeichnet wurde.
Zur Begründung schrieb Rosen: »Ich bin eine orthodoxe jüdische Frau, und es gibt keine Grundlage im jüdischen Religionsgesetz, die es entschuldigt, Frauen in dieser Art zu belästigen und zu schikanieren.« Judith Margolis aus Jerusalem schrieb, es sei nicht zu akzeptieren, dass EL AL Passagieren erlaube, den Flugverkehr zu stören.
Eve Finkelstein aus Bet Schemesch in Israel berichtete über ihre Erfahrungen bei zwei Flügen: »Etwa fünf Frauen – einschließlich mir – wurde von einem Charedi belästigt, der einen anderen Sitz verlangte, und das Personal von EL AL schritt nicht ein. Bei einer anderen Gelegenheit sollte ich meinen Sitz mit einem orthodoxen Mann tauschen. Ich wurde vom Gang in einen mittleren Sitz umgesetzt und wurde dafür nicht entschädigt.«