Pandemie

Kampf gegen das Virus geht weiter

Derzeit werden in Israel Kinder im Alter von zwölf bis 15 Jahren geimpft. Foto: Flash90

Während sich in Israel die Menschen in ihren Laubhütten treffen und Sukkot feiern, geht der Kampf gegen das Coronavirus weiter. Mittlerweile haben knapp 3,2 Millionen Menschen die Auffrischimpfung erhalten. Nun bittet die israelische Regierung die USA und die Europäische Union, die Richtlinien aus Jerusalem anzuerkennen.

Ab 3. Oktober gelten Israelis, die vor länger als sechs Monaten zweimal geimpft worden sind und keine dritte Spritze erhalten haben, im eigenen Land als ungeimpft. Ihr grüner Gesundheitspass wird ungültig. Damit verlieren sie unter anderem den Zugang zu Kultur- und Sportveranstaltungen sowie Restaurants, sofern sie keinen negativen Coronatest vorlegen.

beschränkung Die Regierung unter Premierminister Naftali Bennett bittet Washington und die EU, diese Beschränkung des Gesundheitsministeriums für einreisende Israelis zu übernehmen. Damit wäre es möglich, dass all jene, deren Impfung ein halbes Jahr oder länger zurückliegt, nicht mehr in die entsprechenden Länder einreisen dürfen.

»Wir warten auf die Zulassung der FDA für die Impfung der Kinder.«

Sharon Alroy-Preis (Gesundheitsministerium)

In der vergangenen Woche hatte Israel eine Einigung mit der EU erreicht, dass die Impfzertifikate gegenseitig anerkannt werden. Mit Washington befinde man sich diesbezüglich in Gesprächen, heißt es aus Jerusalem.

Dabei ist nicht klar, ob Israel von europäischen oder US-amerikanischen Reisenden eine Auffrischimpfung als Voraussetzung für die Einreise nach Israel verlangen will, so deren ursprüngliche Impfung länger zurückliegt als sechs Monate.

ALLEINGANG Eine weitere Nachricht aus Jerusalem ist, dass Israel die Impfung von Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren nicht im Alleingang vornehmen will. Man wolle mit der Verabreichung erst nach der Zulassung der US-Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA beginnen. »Wir warten auf die Genehmigung«, bestätigte die Leiterin des Bereichs öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Sharon Alroy-Preis. Mit der Verabreichung des Vakzins von BioNTech/Pfizer für die Zwölf- bis 15-Jährigen hatte man dies ebenso getan.

Anfang der Woche hatte das Unternehmen Pfizer bekannt gegeben, dass sein Covid-19-Vakzin in einer niedrigeren Dosis für jüngere Kinder wirksam und sicher sei. Die Schwere der Impfreaktionen sei ähnlich oder weniger als bei älteren Kindern sowie Erwachsenen.

»Wenn die Zahlen weiter in die Höhe gehen, müssen wir schwere Entscheidungen treffen.«

Nachman Ash, Generaldirektor Gesundheitsministerium

Derweil hat das Ministerium neue Zahlen zu den Schwerkranken und Toten durch Covid-19 veröffentlicht. 85 Prozent der neuen Patienten mit einem schweren Verlauf der Krankheit seien nicht geimpft. Lediglich 2,3 Prozent hätten drei Spritzen erhalten und der Rest zwei.

Der Generaldirektor im Ministerium, Nachman Ash, resümierte, dass »die 17 Prozent der Ungeimpften die Krankenhäuser sehr belasten«. Noch gebe es Platz für jeden. »Doch wenn die Zahlen weiter in die Höhe gehen, werden wir schwere Entscheidungen treffen müssen. Und wir wollen nicht in diese Situation geraten.«

BEATMUNGSGERÄTE Besonders die sogenannten ECMO-Beatmungsgeräte, die in der Intensivmedizin eingesetzt werden, sind nach Angaben von Ash fast vollständig ausgelastet. Am Mittwoch wurden 5921 neue Infektionen vermeldet, die Rate der positiven Tests lag bei 5,64 Prozent. Bislang sind in Israel 7592 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Am Donnerstag beschloss das Bildungsministerium, alle Schulleiter anzuweisen, Lehrern ohne Impfzertifikat oder negativen Test den Zugang zu den Gebäuden zu verwehren. Kinder indes will Premier Bennett verstärkt in den Schulen unterrichten. »Sonst ziehen wir eine Generation von Zombies heran. Und das wollen wir nicht.«

Er widersprach Gesundheitsexperten, die fordern, dass die Regeln nach dem Ende der Sukkotferien strikter sein sollen. Am 30. September kehren die Mädchen und Jungen in die Schulen zurück.

QUARANTÄNE Bennett hat vor, die Zahl der Schüler, die sich in Quarantäne befinden, zu reduzieren. Dafür schlägt er vor, dass jene, die mit einer Corona-positiven-Person in Kontakt waren, nach einem negativen PCR-Testergebnis in den Frontalunterricht zurückkehren dürfen. Bislang müssen sie für eine Woche in die Heimisolation – egal, wie das Testergebnis ausfällt.

»Die Eltern müssen arbeiten, und die Kinder müssen lernen«, machte Bennett klar. »Wir werden diese Massenquarantänen durch intensives Antigen-Testen ersetzen.«

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