Kritik

Jerusalem verurteilt Russland

Der israelische Außenminister Yair Lapid Foto: Flash 90

Nach der russischen Invasion der Ukraine am Donnerstagmorgen hat Jerusalem reagiert: »Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist eine schwere Verletzung der internationalen Ordnung«, sagte Außenminister Yair Lapid. »Israel verurteilt diesen Angriff und ist bereit, den ukrainischen Bürgern humanitäre Hilfe anzubieten.«

Zuvor hatte die israelische Regierung stets versucht, Neutralität in dem Konflikt zwischen Moskau und Kiew walten zu lassen und es vermieden, sich auf eine Seite zu stellen. Seit Beginn der Krise im Jahr 2014 hielt man sich weitgehend damit zurück, Stellung zu beziehen. Israel ist ein enger Verbündeter der USA, will jedoch gleichsam den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht verärgern, da es auf seine Kooperation in Sachen Syrien angewiesen ist. Russland hat Eigeninteressen im Nahen Osten und gilt neben dem Iran als einer der Hauptakteure in der krisengeschüttelten Region.

JUDEN Doch die tatsächliche kriegerische Invasion eines souveränen Staates ließ offenbar keine Zurückhaltung der israelischen Regierung mehr zu. »Krieg ist kein Weg, um Konflikte zu lösen«, sagte Lapid auf der Pressekonferenz. Nach Angaben in israelischen Medien habe Jerusalem Moskau vor der offiziellen Verurteilung nicht informiert.

Lapid forderte nach der Erklärung erneut alle Israelis auf, die Ukraine zu verlassen, und warnte davor, dass es in dem osteuropäischen Land bereits Flüchtlingsbewegungen in Richtung Westen gebe. »Ich rufe jeden Israeli auf, die Ukraine jetzt zu verlassen, solange die Straßen noch offen sind.« Derzeit halten sich israelische Vertreter an den Landübergängen zu den fünf im Westen an die Ukraine grenzenden Ländern auf.

»An diesem Punkt ihres Angriffs müssen wir Russland aufs Schärfste verurteilen.«

Kabinettsmitglied yair golan

Ebenfalls am Morgen hatte sich Israels Präsident Isaac Herzog geäußert. Bei einem Besuch ich Griechenland sagte er, dass Israel besorgt über die Situation in der Ukraine sei. Herzog übte jedoch keine direkte Kritik an Russland, er forderte »die relevanten Seiten auf, den Konflikt zu lösen«.

INVASION Doch zusehends äußern sich Regierungsmitglieder mit eindeutigen Worten. Der stellvertretende Wirtschaftsminister Yair Golan, ein ehemaliger Generalmajor der Armee, etwa, der zwar betonte, dass Israel die Beziehungen zu Russland pflegen, gleichsam die Invasion aber verurteilen müsse.

»Es besteht die Sorge, die Verbindungen ruinieren und die Koordination mit Russland zu beeinträchtigen, wenn es um Syrien geht«, gab Golan in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Radiosender Kan zu. »Aber an diesem Punkt ihres Angriffs auf die Ukraine müssen wir Russland auf das Schärfste verurteilen.«

Um ihre Solidarität mit der Ukraine auszudrücken, versammelte der Gesandte der Europäischen Union in Israel, Dimiter Tzantchev, die Vertreter und Vertreterinnen der 26 EU-Staaten in Israel. Sie gruppierten sich um den Botschafter der Ukraine, Yevgen Korniychuk, und hielten die blau-gelbe Landesflagge in die Kamera.

Israel/Gaza

Wie Israel mit der Hamas um Details des Geisel-Abkommens ringt

Vor mehr als 15 Monaten begann der palästinensische Terror den Krieg. Nun deutet viel darauf hin, dass Verhandlungen um eine Feuerpause vor dem Abschluss stehen

 15.01.2025

Nahost

USA: Gaza-Deal so nah »wie nie zuvor«

Washington gibt sich optimistisch: Eine Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie die Freilassung von Geiseln stehe bevor. Der US-Außenminister sagt: Es liegt nun an der Hamas

von Julia Naue  14.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Gerhard Conrad

»Hamas ist ein Gegner, der nur in extremer Not einlenkt«

Der ehemalige Geisel-Unterhändler und BND-Agent über einen möglichen Deal zwischen Hamas und Israel und die Folgen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  14.01.2025

Israel

Ben Gvir: Geisel-Deal bedeutet Ende der Regierungskoalition

Der rechte Minister gibt zu, im vergangenen Jahr eine Waffenstillstandsvereinbarung mehrfach verhindert zu haben

 14.01.2025

Terror

Bericht: Hamas akzeptiert Entwurf für Geisel-Deal

Es müssten nur noch letzte Details geklärt werden, so ein israelischer Regierungsvertreter

 14.01.2025 Aktualisiert

Israel

Luftalarm wegen Rakete aus dem Jemen

Mehrere Menschen verletzten sich auf dem Weg zum Schutzraum

 14.01.2025

Washington D.C.

USA legen Nachkriegsplan für Gaza vor

Blinken will die Palästinensische Autonomiebehörde in eine Regierung einbeziehen. Israel lehnt dies ab, da auch sie den Terror unterstützt

 14.01.2025

Geisel-Deal

»Ein Schimmer der Hoffnung, aber wir bleiben vorsichtig«

In Doha sollen heute wohl letzte offene Fragen geklärt werden, während immer mehr Details über den möglichen Deal zwischen Israel und Hamas bekannt werden

 14.01.2025