Nach mehreren Verzögerungen soll Israels zweiter Astronaut, Eytan Stibbe, am Freitag in Richtung Internationale Raumstation (ISS) zur lang erwarteten Rakia-Mission abheben. Die vom israelischen Wissenschafts- und Technologieministerium und der Ramon-Stiftung geleitete Mission hat 35 Experimente ausgewählt, die Stibbe während seines zehntägigen Aufenthalts im Orbit durchführen soll.
FREUND Stibbe war ein enger Freund von Ilan Ramon, Israels erstem Astronauten, der 2003 ums Leben kam, als das Shuttle »Colombia« beim Eintritt in die Erdatmosphäre explodierte.
Die Experimente decken verschiedene Wissenschaftsbereiche ab, darunter das Testen der Realisierbarkeit bestimmter Technologien, das Beobachten wissenschaftlicher Phänomene, das Studieren von Mechanismen theoretisierter Konzepte sowie bahnbrechende Tests zu Lebensmittelforschung und Landwirtschaft.
Stibbe will Kindern in 400 Kilometern Höhe aus einem Buch vorlesen.
Stibbe wird auch einige Gegenstände mitnehmen. Dazu gehört eine neuentwickelte Nano-Bibel, eine alte Münze aus der Zeit der Bar-Kochba-Revolte und das Kinderbuch Die Schönheit der Welt von Paul Korr, die Stibbe während seiner Zeit in 400 Kilometern Höhe Kindern vorlesen will.
PRIVATMISSON Die Rakia-Mission wird als Teil der Axiom-Mission 1 gestartet, der ersten vollständig privaten Weltraummission unter der Leitung der in Houston ansässigen »Axiom Space« in Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa. An Bord gehen auch der spanisch-amerikanische Astronauten Michael López-Alegría, der US-Unternehmer Larry Connor und der kanadische Investor Mark Pathy. Geflogen wird in einem »Crew Dragon« von Elon Musks Firma SpaceX.
Die vier Astronauten werden vom Kennedy Space Center der NASA in Florida an Bord einer SpaceX Falcon 9-Rakete gestartet und sollen am Samstag an der ISS andocken. Die Mission war ursprünglich für den Start am 30. März geplant, wurde jedoch zweimal verschoben, um mehr Zeit für vorbereitende Arbeiten zu haben, hieß es.
»Die Zusammenarbeit mit den Russen hier ist ausgezeichnet.«
Astronaut Eytan stibbe
Währenddessen könnten die Folgen des Ukraine-Kriegs auch im All spürbar werden. Roscosmos, die russische Weltraumbehörde, kündigte an, die Zusammenarbeit mit den anderen Ländern einzustellen, die die Internationale Raumstation betreiben. Dies erfolge als Reaktion auf internationale Sanktionen, die wegen der Invasion der Ukraine gegen Russland verhängt wurden.
MODULE Es ist nicht klar, ob eine Änderung der Drohung aus Moskau Auswirkungen haben wird. Doch die Präsenz Russlands auf der Raumstation ist von entscheidender Bedeutung, da die Module, die für die Navigation und Steuerung der Station verantwortlich sind, von Russen betrieben werden. Allerdings hatte Russland bereits nach der Annexion der Krim 2014 genau mit diesem Schritt gedroht.
Stibbe geht offenbar nicht davon aus, dass etwas in dieser Hinsicht geschieht. In einem Interview mit »Geektime« versicherte er: »Die Zusammenarbeit mit den Russen hier ist ausgezeichnet.« Er erzählte, dass die Arbeit auf der Station wie gewohnt weitergehe: »Jeden Morgen treffen wir uns, um den Arbeitstag zu planen, abends essen wir gemeinsam zu Abend und fassen die Ereignisse des Tages zusammen. Es gibt eine Menge Kooperation.«