Ausschreitungen im Westjordanland

Israels Polizei nimmt weitere Verdächtige fest

Nach den gewalttätigen Ausschreitungen in Huwara: verbrannte Fahrzeuge und ein beschädigtes Wohngebäude Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Am frühen Mittwochmorgen hat die israelische Polizei im Westjordanland sechs weitere Israelis festgenommen, die verdächtigt werden, am Sonntag an den Ausschreitungen in der palästinensischen Stadt Huwara beteiligt gewesen zu sein. Wie israelische Medien berichteten, sind unter den Verhafteten auch zwei Jugendliche.

Der Zugriff fand laut Polizei noch vor Sonnenaufgang statt. Konkret wird den Verdächtigen, die sich in Gewahrsam befinden, die Teilnahme an Krawallen vorgeworfen, das Anzünden von Fahrzeugen und Geschäften, Angriffe auf Palästinenser sowie Sachbeschädigung. Die sechs Personen wurden am Mittwochmorgen vernommen. Israelischen Medienberichten zufolge soll noch heute ein Richter entscheiden, ob sie in Untersuchungshaft bleiben.

Hausarrest Weitere acht israelische Siedler, die bereits am Sonntagnacht verhaftet worden waren, wurden mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen. Drei von ihnen wurden unter Hausarrest gestellt. Es blieb unklar, wie viele Verdächtige sich derzeit insgesamt in Haft befinden.

Nach einem palästinensischen Anschlag auf Siedler, bei dem die 19- und 21-jährigen Brüder Hallel und Yagel Yaniv aus der Siedlung Har Bracha ermordet worden waren, hatten sich Hunderte Siedler in einem Akt der Selbstjustiz nach Huwara begeben. Sie töteten einen Palästinenser. Dutzende Menschen wurden verletzt. Zudem legten sie Brände, zerstörten Teile des Ortes und Autos.

An den daraufhin erfolgten Ermittlungen waren auch der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet und die Streitkräfte beteiligt. Für die israelische Armee (IDF) erklärte Kommandeur Yehuda Fuchs in einem Interview mit dem Fernsehkanal Channel 12, die IDF sei nicht auf Ausschreitungen in diesem Ausmaß vorbereitet gewesen. Fuchs bezeichnete die Ereignisse als »Pogrom«. Ihm zufolge begaben sich die an den Gewalttaten beteiligten Personen an insgesamt 20 Örtlichkeiten.

Warnungen Als es am Sonntagabend zu den Ausschreitungen kam, waren die israelischen Sicherheitskräfte damit beschäftigt, nach den Mördern der Yaniv-Brüder zu suchen. Auch hatten sie mit Siedlern zu tun, die sich unerlaubt in einen evakuierten Bereich begeben hatten. Warnungen vor möglichen Ausschreitungen wurden möglicherweise ignoriert, wie aus Presseberichten in Israel hervorging.

Die israelische Armee will die Ereignisse vom Wochenende nun genau untersuchen. Dies kündigte Generalstabschef Herzi Halewi an. Er verurteilte auch Gewalt von Siedlern, die sich gegen die IDF gerichtet hätte. Im Westjordanland wurde die Präsenz der Streitkräfte nach den jüngsten Gewaltausbrüchen verstärkt.

Derweil verhaftete die israelische Polizei am Mittwoch zwei Palästinenser, die in Verdacht stehen, den 27-jährigen Elan Ganeles umgebracht zu haben. Mehrere Menschen wurden während der Verhaftung verletzt. Waffen wurden konfisziert. Das Opfer dieses Mordes war sowohl Israeli als auch Amerikaner.

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

Netanjahu: »Verfahren wird wie Dreyfus-Prozess enden«

Gegen Israels Ministerpräsidenten wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen – nun wehrt er sich mit scharfen Worten

 21.11.2024

Hintergrund

Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant erlassen

Der Internationale Strafgerichtshof hat am Donnerstag einem Antrag des Chefanklägers Karim Khan stattgegeben

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Nahost

Israelischer Historiker bei Feldstudie im Südlibanon getötet

Der Wissenschaftler wollte in der Kampfzone eine Festung studieren

 21.11.2024

Nahost

Ringen um Waffenruhe: Amerikanischer Vermittler optimistisch

Amos Hochstein trifft heute Benjamin Netanjahu

 21.11.2024

Charedim

Wehrpflicht für alle?

Unter Israels Reservisten wächst der Unmut über die Ausnahmeregelung

von Sabine Brandes  21.11.2024

Vermisst

»Meinem Vater ist kalt«

Ohad Ben Ami wurde ohne Kleidung gekidnappt

von Sabine Brandes  21.11.2024

Libanon/Israel

US-Vermittler: Fortschritte im Ringen um Waffenruhe

Amos Hochstein bringt Bewegung in die Verhandlungen

 20.11.2024

Nahost

Lebensmittelpreise in Gaza wohl stark gestiegen

Nach der Plünderung eines großen Hilfskonvois ist die Lage schlimmer geworden

 20.11.2024