Corona-Krise

Israels Krankenpfleger streiken

»Hier wird gestreikt«: Krankenschwestern im Hadassah Medical Center in Jerusalem Foto: Flash 90

Mitten in der Corona-Krise sind die Krankenschwestern und -pfleger in Israel am Montag in den Streik getreten. Sie wollen damit gegen den Pflegenotstand protestieren, der durch die Pandemie noch verschärft wurde. Unterdessen ist am Freitag in der Stadt Petach Tikwa eine 64 Jahre alte Kindergärterin an Covid-19 gestorben.

PERSONALMANGEL Die »Times of Israel« schrieb am Montag, die Notfallversorgung sowie die Versorgung von Corona-Patienten sollten trotz des Streiks gewährleistet bleiben. In israelischen Krankenhäusern herrscht nach Medienberichten ein starker Personalmangel. Ein nächtlicher Verhandlungsmarathon mit dem Finanzministerium über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen war zuvor gescheitert.

Außerdem seien gegenwärtig rund Tausend Krankenschwestern und -pfleger in Corona-Quarantäne, berichtete das israelische Fernsehen am Montag. Tage in Quarantäne würden als Krankentage angerechnet. Auch dagegen protestierte das Pflegepersonal. In Israel streiken bereits seit mehreren Wochen auch die Sozialarbeiter.

Die Notfallversorgung sowie die Versorgung von Corona-Patienten sollten trotz des Streiks gewährleistet bleiben.

Israels Oppositionsführer Jair Lapid schrieb bei Twitter, wie die Sozialarbeiter hätten auch die Krankenschwestern »verstanden, dass es in Israel keine Regierung gibt«. Die Minister seien nur mit sich selbst beschäftigt und kümmerten sich nicht um die Probleme des Volkes, schrieb er. »Alle, die in Israel an der Front arbeiten, wurden alleingelassen.«

NEUINFEKTIONEN Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Israel schnellt seit Ende Mai immer weiter in die Höhe. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde zu Beginn der Pandemie für sein Krisenmanagement gelobt. Inzwischen steht er aber stark in der Kritik. Die Wirtschaft des Landes leidet erheblich unter den Folgen der Krise, die Arbeitslosigkeit liegt bei 21 Prozent. Finanzielle Hilfsmaßnahmen der Regierung wurden als unzureichend kritisiert.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 50.714 Menschen in Israel nachgewiesen worden; 415 Infizierte sind gestorben. Erstmals seit zwei Wochen lag die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Israel am Sonntag unter 1000. Es war jedoch unklar, ob es sich dabei um einen Trend handelt. Am Wochenende werden in Israel regelmäßig weniger Tests durchgeführt.

Unterdessen ist am Freitag in Israel eine 64 Jahre alte Kindergärnerin an Covid-19 gestorben Zuvor hatte die Frau, Shalva Zalfreund aus Petach Tikwa, an Eltern appelliert, ihre Kinder zu Hause zu lassen, falls sie dem Virus ausgesetzt waren – zu einem Zeitpunkt, als sie selbst schon erkrankt war, aber noch glaubte, das Virus besiegen zu können.

RISIKOGRUPPE »Ich gehöre einer Riskogruppe an. Die Behörden haben gesicherte Infornationen über Familien, die die Quarantäneregeln verletzten oder gegen eine Anweisung verstoßen haben, die KInder nicht in den Kindergarten zu schicken«, schrieb Shalva Zalfreund laut einem Bericht der »Times of Israel«.

Für sie zähle es jetzt nicht mehr, wer sie angesteckt habe, so die KIndergärtnerin wenige Tage vor ihrem Tod. Ihr Appell lautete, Rücksicht auf die Schwächeren in der Gesellschaft zu nehmen: »Ich bitte und flehe für die Nachbarn, Großeltern und ältere Verwandte, die in unserer Umgebung leben und nicht verdient haben zu sterben, auch wenn sie Vorerkrankungen hatten.« dpa/ag

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