Israels Armee hat dem Kriegskabinett einen Plan zur Evakuierung der Bevölkerung aus Kampfgebieten im Gazastreifen vorgelegt. Der Vorschlag enthält auch einen Einsatzplan, wie das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Montag) mitteilte.
Ziel ist laut israelischen Medienberichten eine Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten. Dort halten sich derzeit mehr als eine Million binnenvertriebene palästinensische Zivilisten auf. Sie hatten den nördlichen Teil des Gazastreifens auf Aufforderung der israelischen Armee verlassen und flohen vor den Kampfhandlungen.
Ferner genehmigte das Kriegskabinett laut der Mitteilung einen Plan zur Bereitstellung humanitärer Hilfe. Dieser solle verhindern, dass sich Plünderungen wie im nördlichen Teil des Gazastreifens sowie in anderen Gebieten wiederholen. Medienberichten zufolge wird damit eine direkte Einfuhr humanitärer Hilfe in den Nordteil des Gazastreifens ermöglicht. Bislang erfolgte die Hilfe über die beiden Übergänge Rafah und Kerem Schalom im Süden.
Bahnt sich eine humanitäre Katastrophe an?
Laut dem katholischen Pfarrer von Gaza-Stadt, dem argentinischen Ordensmann Gabriel Romanelli, halten sich weiter rund 400.000 Menschen im Norden des Gazastreifens auf, darunter der Großteil der verbliebenen Christen. Die Lage dort spitze sich immer weiter zu, sagte er am Wochenende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Neben fehlender medizinischer Versorgung würden Lebensmittel knapp; Hilfslieferungen erreichten das Gebiet kaum.
Pläne für mögliche israelische Bodenoffensive in Rafah hatten in den vergangenen Wochen die internationale Gemeinschaft alarmiert. Die USA warnten vor einer Militäraktion im Süden des Gazastreifens, solange kein Plan zum Schutz der dortigen Zivilisten vorliege. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bezeichnete eine Bodenoffensive in Rafah auf der Plattform X als »eine humanitäre Katastrophe mit Ansage«.