Es gibt Momente der Hoffnung und Freude inmitten der unvorstellbaren Zerstörung, die das Erdbeben in der Südtürkei hinterlassen hat: Die israelischen Retter der Mission »Olivenzweige« haben mindestens sechs Menschen aus den Trümmern ihrer eingestürzten Häuser gerettet, darunter einige Kinder.
Währenddessen steigen die offiziellen Angaben zu den Toten in der Türkei und Syrien und werden mittlerweile mit mehr als 11.000 angegeben.
ÄRZTE Drei Rettungsteams aus Israel waren am Montag und Dienstag im Katastrophengebiet der Türkei angekommen, zwei von der israelischen Armee, eins von der Nichtregierungsorganisation United Hatzalah, das aus Dutzenden von Ärzten, Sanitätern, Rettungskräften und Psychotrauma-Spezialisten besteht. Der Flug landete in Gaziantep, einer der am stärksten von den Erdstößen betroffenen Städte.
In der Nacht zum Dienstag teilte die IDF mit, Teams des Heimatfrontkommandos sei es gelungen, eine junge Frau und einen Jungen zu retten, die in getrennten Gebieten in Kahramanmaraş unter Trümmern gefangen waren.
Matan Schneider, Leiter eines IDF-Teams erzählte aus dem Katastrophengebiet, wie sie die Überlebenden retten konnten: »Wir waren auf dem Weg zu einer Gegend mit viel Zerstörung, als uns auf dem Weg Einheimische anhielten und sagten, sie hätten Geräusche aus einem Haus vernommen. Damit begann eine viereinhalbstündige sehr intensive Rettungsaktion, die viel Ingenieursarbeit und medizinischen Einsatz verlangte«.
»Die junge Frau war in guter Verfassung, und wir konnten sie an ihren Verlobten übergeben.«
matan schneider, leiter idf-rettungsteam
Am Ende befreite das Team eine 23-jährige Frau, die außer einem Beckenbruch unverletzt gewesen sei. Schneider lächelte, als er die wundervolle Botschaft übergab: »Die junge Frau war in guter Verfassung, und wir konnten sie an ihren Verlobten übergeben«.
ÜBERLEBENDE Die Rettung des 12-jährigen Jungen sei noch emotionaler gewesen, denn die Experten hatten nicht gedacht, dass es Überlebende in dem Gebäude gibt. »Einsatzkräfte erhalten ein Gebiet und scannen es, obwohl sie bei einer solchen Form des Zusammenbruchs nicht davon ausgehen, dass Menschen darin überleben können«, so der Leiter der gesamten IDF-Mission, Golan Vach.
Doch dann hörten die Retter etwas, »das wie Vogelzwitschern klang. Es war aber kein Vogel, sondern ein Kind, das um Hilfe schrie«. Vier Familienmitglieder seien im selben Zimmer getötet worden. Nachdem die Teams ein Loch in den Beton einer Zimmerdecke geschlagen hatten, kam ein Junge wohlbehalten hinunter. Das Team brach in Jubel aus. »Er konnte sogar auf seinen eigenen Füßen stehen«, beschrieb Vach den außergewöhnlichen Moment. »Es war fast wie eine Geburt.«
Am Mittwochabend halfen die israelischen Teams dabei, einen zweijährigen Jungen und ein 15-jähriges Mädchen in Sicherheit zu bringen. Beide wurden ins Krankenhaus eingeliefert.
Premierminister Benjamin Netanjahu lobte die Vertreter der Rettungsmission: »Sie leisten die wichtigste humanitäre Arbeit, bringen dem Staat Israel große Ehre und zeigen der Welt unser wahres Gesicht. Tun Sie alles, um weiter Leben zu retten, und passen Sie auf sich auf«.
FELDLAZARETT Mittlerweile hoben auch zwei schwere Transportflugzeuge der israelischen Luftwaffe mit der Ausrüstung für ein voll ausgestattetes Feldlazarett und medizinischen Spezialisten ab. Das Krankenhaus soll bereits am Mittwochabend aufgebaut und eingerichtet werden.
Der medizinische Leiter der Armee, Professor Elon Glassberg, weiß, dass nur sehr wenige Länder in der Welt in der Lage sind, derart hochentwickelte und umfassende Hilfe in Katastrophengebieten anzubieten. »Aber wir können es. Und wir sind stolz darauf, dies zu tun. Es liegt in unserer Natur zu helfen.«