Vier Tage nach den heftigen Erdstößen, bei denen mehr als 20.000 Menschen starben, sind nationale und internationale Helfer weiterhin dabei, nach Überlebenden zu suchen, die unter zerstörten Gebäuden verschüttet sind. Vier Tage nach den Erdbeben schwindet die Hoffnung in der Türkei zusehends. Erfolge werden jedoch weiterhin gemeldet.
Israelische Helfer hatten zu den ersten ausländischen Teams gehört, die in der Katastrophenregion eintrafen. In Kahramanmaraş, einer Stadt mit gut 650.000 Einwohnern, gelang es ihnen Freitagfrüh, einen zehnjährigen Jungen aus den Trümmern zu ziehen. 100 Stunden soll er eingeschlossen gewesen sein. Seine Rettung grenzt auch daher an ein Wunder.
Einsturzgefahr In einem weiteren Fall retteten die Israelis vor Ort ein Kind, das ebenfalls im Schutt eines teilweise eingestürzten Mietshaus gefangen gewesen war, indem sie ein Loch durch die Decke einer intakten Wohnung bohrten. Ein von den israelischen Streitkräften (IDF) verbreiteter Videoclip zeigt dieses Unterfangen, das aufgrund der bestehenden Einsturzgefahr vieler Gebäude auch für die Retter ein Risiko darstellte.
In Kahramanmaraş kooperierten Mitglieder eines israelischen Rettungsteams mit türkischen Helfern. Fotos zeigen die eingeflogenen Soldaten mit Davidsternen auf ihren Militär-Overalls neben türkischen Sanitätern, wie sie eine weitere Person aus dem Schutt holten. Israelischen Medienberichten zufolge retteten Freiwillige aus dem jüdischen Staat bisher 18 Menschen.
Reservisten Dienstagfrüh, einen Tag nach den Erdbeben, hatten das Außen- und das Verteidigungsministerium in Jerusalem eine 150-köpfige Mannschaft zusammengestellt und in die Erdbebenregion geflogen. Mit dabei sind sowohl aktive Soldaten als auch Reservisten. Weitere Mitglieder, darunter auch Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, folgten. Das israelische Team wuchs so schnell auf 380 Personen an.
Zu den Personen, die von den Israelis in der Süd-Türkei gerettet wurden, gehört auch ein siebenjähriges Mädchen aus Kahramanmaraş. Drei Tage lang war es unter Gebäudetrümmern begraben gewesen. Der Onkel des Kindes schenkte den Helfern laut IDF eine Münze, als Dank.
Feldhospital In der Nähe von Kahramanmaraş bauten Mitglieder des israelischen Hilfsteams ein Feldhospital in einem leeren Gebäude auf, das einst als medizinisches Zentrum diente. Frühere Operationsräume wurden nach IDF-Angaben wieder aktiviert. Bei den Beben verletzte Menschen können so behandelt werden.
Die Hilfe beschränkt sich nicht auf die Rettung von Menschen vor Ort. Auch materielle Unterstützung wurde in Israel angekündigt. Im Außenministerium in Jerusalem sagte der Beamte David Saranga, eine große Hilfslieferung mit tausenden Decken, Schlafsäcken und Mänteln werde losgeschickt. Hinzu kommen Wasserreinigungssysteme, die tausende Bewohner mit Trinkwasser versorgen können.
Israelische Katastrophenhilfe hat Tradition. In den vergangenen Jahrzehnten entsandte das Land freiwillige Helfer und materielle Hilfe in zahlreiche Katastrophenregionen in aller Welt.