Fast 70 Prozent der Israelis haben eine sehr positive Einstellung zu Deutschland. Unter den europäischen Nationen nimmt Deutschland damit mit weitem Abstand den Spitzenplatz auf der Beliebtheitsskala ein.
Dies ist das Ergebnis einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die heute in Berlin vorgestellt wurde. Sie basiert auf repräsentativen Umfragen, die im vergangenen Dezember in Israel und den Palästinensergebieten durchgeführt wurden.
Die Büros der KAS in Israel und in den Palästinensischen Gebieten haben sich dabei gemeinsam mit namhaften Demoskopen unter anderem folgenden Fragen gewidmet: Wie groß ist das Wissen über Politik und Gesellschaft im heutigen Deutschland? Ist in den vergangenen 50 Jahren die Sympathie gegenüber Deutschland gewachsen? Welche Rolle spielt die deutsche Vergangenheit für die Israelis und die Palästinenser? Und: Wird Deutschland als ein »ehrlicher Makler« im Nahostkonflikt eingeschätzt?
Engagement Die Befragten sollten sich etwa zur Rolle Deutschlands in der internationalen Politik und speziell im Nahostkonflikt äußern. Demnach glauben 54 Prozent der Israelis, dass Deutschland als »ehrlicher Makler« zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde fungieren kann. 58 Prozent der Palästinenser sind der Überzeugung, die Menschen in Deutschland unterstützten ihren Wunsch nach Eigenstaatlichkeit. Gleichwohl wünschen sich sowohl Israelis als auch Palästinenser ein noch stärkeres Engagement Deutschlands auf internationaler Ebene.
Auch nach der Rolle von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die deutsch-israelischen Beziehungen ist gefragt worden. Ihre Popularität in Israel ist außergewöhnlich hoch. 70 Prozent der Befragten haben einen guten bis sehr guten Eindruck von Merkel. Dabei gibt das Eintreten der Bundesregierung für das Existenzrecht Israels den Ausschlag.
Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering, zeigte sich erfreut: »Mich stimmen diese Ergebnisse optimistisch. Wir können als Deutsche offene Worte aussprechen und als ehrlicher Makler im Nahostkonflikt agieren, weil wir nicht nur Freund des israelischen Volkes, sondern ganz offensichtlich auch Freunde der Palästinenser sind.«
Wunder »Wenn es nicht so pathetisch wäre, müsste man von einem Wunder reden.« Mit diesen Worten charakterisierte der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Reinhold Robbe, die überraschend positiven Ergebnisse der KAS-Studie. Die Ergebnisse seien wesentlich optimistischer, als auch unter Experten vermutet worden sei.
Diese positive Auffassung in der israelischen Gesellschaft, so Robbe, müsse man in Deutschland als »große Gnade, gleichzeitig aber auch als Verantwortungsauftrag« begreifen.
Wenn man nach den Gründen für dieses durchweg positive Deutschlandbild der Israelis frage, dann könne man beispielsweise feststellen, dass 19 Prozent der Befragten Verwandte hätten, die in Deutschland lebten, und immerhin fast jeder Vierte in Israel Freunde in Deutschland habe. Weiterhin würden es 65 Prozent reizvoll finden, nach Deutschland zu reisen, und fast 45 Prozent hätten das bereits einmal getan. 57 Prozent der Israelis glaubten, ihr Land könne den Deutschen trauen und sich voll auf sie verlassen.
Grundlage Man wisse jedoch, dass die israelische Erwartungshaltung nicht unbedingt kompatibel sei mit der aktuellen Realität, betonte der DIG-Präsident. Eine Mehrheit in Deutschland stehe der Forderung nach größerer Verantwortung für Israel eher skeptisch gegenüber. Zusammenfassend bezeichnete Robbe die Israel-Befragung als »ausgezeichnete und belastbare Grundlage für einen notwendigen, breit angelegten Diskurs über das deutsch-israelische Verhältnis im Jubiläumsjahr 2015«.
Die aktuelle Studie ist der Auftakt einer Vielzahl von Aktivitäten, die die Konrad-Adenauer-Stiftung anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel begeht. ja
www.kas.de/wf/doc/kas_40104-544-1-30.pdf?150112084109