Israel stellt sich auf einen langen Krieg gegen die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen ein. Die Streitkräfte seien bereit, die Auseinandersetzung mit der Terrorgruppe auch jahrelang zu führen, sagte Verteidigungsminister Joav Galant am Donnerstag. Die Armee werde alle an dem Massaker vom 7. Oktober in Israel Beteiligten finden. »Egal ob es eine Woche, einen Monat, ein Jahr und gegebenenfalls sogar Jahre dauert.«
Er sprach sich auch gegen einen Kompromiss mit der Hamas und anderen extremistischen Gruppen im Gazastreifen aus, denn diese hätten den israelischen Bürgern Schaden zugefügt und sie ermordet. »Wir werden sie alle eliminieren.«
Der Iran warnte unterdessen vor einer Ausweitung des Gaza-Krieges auf die ganze Region. »Wegen der massiven Ausweitung des Kriegs gegen zivile Bewohner Gazas ist die Ausweitung des Kriegsausmaßes nun unvermeidlich«, sagte der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian. Israel ist seit der Revolution von 1979 der erklärte Erzfeind Teherans. Das Teheraner Regime hatte schon lange vor dem aktuellen Krieg gedroht, es werde Israel auslöschen.
Sichere Passage
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will Zivilisten weiter eine sichere Flucht aus dem Kampfgebiet im abgeriegelten Gazastreifens gewähren. »Die Kämpfe gegen die Hamas, die Hamas-Terroristen, gehen weiter, aber wir wollen an bestimmten Orten für einen bestimmten Zeitraum, ein paar Stunden hier, ein paar Stunden dort, eine sichere Passage von Zivilisten aus der Kampfzone ermöglichen. Und das machen wir auch«, sagte er dem US-Sender Fox News.
Zuvor hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington mitgeteilt, Israel habe täglichen, vierstündigen humanitären Pausen im nördlichen Teil des Gazastreifens zugestimmt.
Ministerpräsident Netanjahu sagte weiter, Israel wolle nicht versuchen, den Gazastreifen zu erobern, zu regieren oder zu besetzen. »Aber wir wollen ihm und uns eine bessere Zukunft im gesamten Nahen Osten geben. Und dazu muss die Hamas besiegt werden.« Er habe keinen Zeitplan festgelegt, »denn es kann mehr Zeit in Anspruch nehmen«, sagte Netanjahu.
9500 Geschosse
»Wir müssen die Hamas zerstören, nicht nur um unseretwillen, sondern um der Menschen willen. Um der Zivilisation willen, um der Palästinenser und Israelis gleichermaßen willen.« Der Gazastreifen müsse entmilitarisiert, entradikalisiert und wiederaufgebaut werden.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden nach Angaben der israelischen Streitkräfte 9500 Raketen und Mörsergranaten sowie Dutzende Drohnen Richtung Israel abgeschossen. Seit dem Beginn der Bodeneinsätze im Gazastreifen sei die Zahl der Abschüsse aber deutlich zurückgegangen, teilte das Militär mit.
Ob auch Geschosse aus dem Libanon, aus dem Jemen und Syrien mitgezählt wurden, ist unklar. Zwölf Prozent aller Geschosse landeten demnach im Gazastreifen selbst. Rund 900 seien von zivilen Standorten, darunter Moscheen, Schulen und Krankenhäuser, aus abgefeuert worden.
Arrow 3 im Einsatz
Die israelische Streitkräfte setzten ihr neues Raketenabwehrsystem Arrow 3 erstmals erfolgreich ein. Im Bereich des Roten Meeres sei ein auf Israel abgefeuertes Objekt abgefangen worden, teilte das israelische Verteidigungsministerium mit. Zuvor hatten die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen angegeben, Israel mit Raketen angegriffen zu haben.
Ob es sich bei dem mit dem System Arrow 3 abgefangenen Flugkörper um eine Rakete der Huthi-Rebellen handelte, war zunächst unklar. »Die Arrow-Rakete hat eine Bedrohung abgefangen, die weit weg vom Staat Israel unterwegs war«, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. »Wir haben eine Boden-Boden-Rakete abgefangen, die in unsere Richtung abgeschossen wurde.«
Zu einer israelischen Anti-Terror-Operation kam es in Dschenin im Westjordanland. Die israelischen Streitkräfte erklärten, eine Drohne habe während des Einsatzes Terroristen im Flüchtlingsviertel des Ortes angegriffen. Diese hätten auf die Soldaten geschossen und Sprengsätze geworfen.
Schweres Gerät
Mit schwerem Gerät zerstörten die Truppen demnach Dutzende versteckte Sprengsätze. Die Armee meldete zehn getötete Palästinenser. Zudem seien 20 Verdächtige, darunter Mitglieder des Islamischen Dschihad, festgenommen worden. Auch Waffen hätten die Einsatzkräfte entdeckt.
Außenministerin Annalena Baerbock bricht zu einer weiteren Reihe von Krisengesprächen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg in den Nahen Osten auf. Geplante Stationen der Reise sind nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Saudi-Arabien und Israel. Die Grünen-Politikerin wollte am Freitag zunächst nach Abu Dhabi fliegen. Noch im Laufe des Tages solle es weiter in die saudi-arabische Hauptstadt Riad gehen.
Am Samstag steht die Weiterreise nach Israel auf dem Programm. Baerbock besucht Israel bereits zum dritten Mal seit Beginn der Terrorattacken der islamistischen Hamas auf das Land am 7. Oktober. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, im Zentrum der Gespräche stünden unter anderem die Freilassung der deutschen Geiseln, die dramatische humanitäre Lage in Gaza und die deutschen Bemühungen um die Verhinderung eines regionalen Flächenbrands.
Drohnenangriff auf ein Schule in Eilat
Als Reaktion auf einen Drohnenangriff auf ein Schulgebäude in der südisraelischen Stadt Eilat hat die israelische Armee unterdessen ein Ziel in Syrien angegriffen. Die Armee habe die Organisation, die den Angriff durchgeführt habe, getroffen, teilte das Militär mit.
Die Armee mache Syrien »für jede terroristische Aktivität, die von seinem Territorium ausgeht, voll verantwortlich«. Am Donnerstag war eine Schule durch eine Drohne beschädigt worden. Die Herkunft der Drohne sowie der Vorfall insgesamt würden überprüft, hatte es zunächst geheißen. Berichte über Verletzte gab es nicht. dpa/ja