Studie

»Israel wird dämonisiert«

Marcus Sheff Foto: PR

Studie

»Israel wird dämonisiert«

Marcus Sheff über Antisemitismus in syrischen Schulbüchern und die Radikalisierung von Kindern

von Katrin Richter  16.07.2018 21:04 Uhr

Herr Sheff, Ihr Institut hat in einer Studie syrische Schulbücher auf UNESCO-Standards hin untersucht. Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Das Curriculum geht mit den Inhalten der Baath-Partei konform. Es wird langfristig nach einem arabischen Staat gestrebt, der sich über Syrien, den Libanon, Jordanien, Israel und die palästinensischen Gebiete erstreckt.

Welches Israelbild wird in den Unterrichtsmaterialien vermittelt?
Das Land wird dämonisiert. Eigentlich ist nicht einmal von Israel die Rede, sondern vom »zionistischen Gebilde«. Die Schoa wird gar nicht erwähnt. Schockierend, wenn auch nicht unbedingt überraschend, ist die Häufigkeit von Antisemitismus in den Schulbüchern. Wir haben eigentlich nicht erwartet, die Figur des Shylock aus William Shakespeares »Der Kaufmann von Venedig« zu sehen oder Thesen wie »Juden kontrollieren die Medien« zu lesen. Es ist heutzutage sehr einfach, Antisemitismus mit Antizionismus zu verschmelzen. In syrischen Schulbüchern wird das gar nicht erst versucht – dieser Judenhass ist offen.

Welchen Einfluss haben Schulbücher?
In Syrien einen sehr großen. Sie müssen sich vor Augen halten, dass Schulbücher meistens die einzigen Bücher sind, die einige Kinder haben. Dessen ist sich der Staat natürlich bewusst. Die Syrer haben ein Curriculum erstellt, das die Überzeugungen der Baath-Partei aufrechterhält. Kinder sollen radikalisiert werden. Ihnen wird die Wahrheit des Bürgerkriegs verschwiegen.

Viele Kinder mussten mit ihren Familien vor dem Krieg fliehen. Welche Spuren hinterlässt das in Bezug auf ihre Bildung?
Das, was die Kinder lernen, ist sehr mächtig. Schulbücher prägen die Kinder nun einmal, und sie nehmen die Bildung mit sich. So kommt es, dass Kinder, die aus Syrien fliehen mussten, gelernt haben, dass Israel keine Existenzberechtigung hat, dass es ein fremdartiges Gebiet ist, dass man Juden nicht trauen kann, dass sie boshaft sind und für all das Grauen auf der Welt verantwortlich sind. Diese Kinder müssen unbedingt entradikalisiert werden. Und die Staaten, die Flüchtlinge aufnehmen, müssen sich diesem Thema widmen.

Wie soll das geschehen?
Antisemitismus ist eine sehr spezielle Form des Rassismus und des Hasses. Man muss also anfangen, die Kinder nach UNESCO-Standards zu unterrichten. Das heißt, dass man dem anderen, dem Fremden Respekt entgegenbringt, dass Unterschiede einen, dass Konflikte friedlich gelöst werden. Von diesen ganz allgemeinen Dingen kann man dann in die Details gehen und fragen, wer genau ist der andere, wer ist mein Nachbar, und wie sieht seine Welt aus? Das nicht zu tun, endet immer damit, dass sich Stereotype festsetzen.

Mit dem Geschäftsführer des »Institute for Monitoring Peace and Cultural Tolerance in School Education« in Jerusalem sprach Katrin Richter.

Spionage-Verdacht in Israel

Ex-Premier Bennett im Visier des Iran

Ein israelischer Staatsbüger soll den einstigen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausspioniert haben. Dem Verdächtigen steht eine Anklage bevor

von Sabine Brandes  25.12.2025

Israel

Regierung will Waffenproduktion des Landes ausbauen

Laut Premier Netanjahu ist dafür eine Summe von 93 Milliarden Euro vorgesehen – Lehre aus Rüstungsbeschränkungen verbündeter Staaten

 25.12.2025

Kurznachrichten

Mauer, Vorwurf, Erdgas

Meldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  24.12.2025

Statistik

Zahl der Christen in Israel leicht gestiegen

Jüdische und muslimische Familien haben im Vergleich zu christlichen mehr Kinder

 24.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 24.12.2025

Israel

Zu Weihnachten kehren die Touristen zurück

Das Tourismusministerium rechnet im Dezember mit 130.000 ausländischen Besuchern, viele von ihnen christliche Pilger

von Sabine Brandes  24.12.2025

Basketball

FC Bayern München verliert gegen Hapoel Tel Aviv

Gegen das derzeit beste Team der Euroleague kassiert der deutsche Meister im heimischen SAP Garden mit 72:82 (32:44) eine Niederlage

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Jerusalem

Israels Verteidigungsminister verspricht Rückkehr nach Nord-Gaza

Israel Katz stellt sich gegen den Kurs von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Vorgaben des US-Friedensplans. Jedenfalls vorübergehend

 23.12.2025 Aktualisiert