Jom Hasikaron

Israel trauert

Zeremonie an der Kotel zum Gedenken an Israels gefallene Soldaten und Terroropfer am Dienstagabend Foto: Flash90

Eine Woche nach dem Jom Haschoa steht in Israel wieder das Leben still. Am Jom Hasikaron wird der gefallenen Soldaten und zivilen Opfer von Terrorismus gedacht. Um 11 Uhr israelischer Zeit schrillt die Sirene für zwei Schweigeminuten durch das Land.

Auf den Friedhöfen wird den ganzen Tag über mit Zeremonien an die seit Staatsgründung gefallenen Soldaten der israelischen Armee sowie die durch Terroranschläge getöteten Frauen und Männer erinnert - insgesamt 28.284 Menschen.

veteranen Die Hinterbliebenen versammeln sich, um mit Reden, Gedichten, Kerzen, Kränzen und Tränen an ihre verlorenen Lieben zu erinnern. Seit Israels vergangenem Jom Hasikaron sind 56 Soldaten während ihres Militärdienstes gestorben. Weitere 84 Veteranen erlagen den Folgen von Verletzungen, die sie sich während ihres Dienstes zugezogen hatten.

»Sie werden nicht zurückkehren, aber dank Ihnen sind viele zurückgekehrt. Dank Ihnen wurden Zehntausende Zivilisten gerettet«, wandte sich Stabschef Aviv Kohavi am Dienstagabend zum Beginn der 24-stündigen Trauerzeit an seine Soldaten und wies auf den anhaltenden Schmerz für die Familien der Getöteten hin. »Er ist immer präsent und ruht niemals.«

»Wenn Wut und Hass sich durchsetzen können, werden unsere Feinde dies nutzen, um uns zu schaden.«

Premier Naftali Bennett

Präsident Issac Herzog sagte in seiner Rede, dass sich die Feinde Israels auch heute noch erheben, um das Land mit ihren Terrorakten zu zerstören. »Im vergangenen Jahr, in den vergangenen Wochen und auch in den vergangenen Tagen haben uns immer wieder Trauer und Schmerz getroffen.«

Premierminister Naftali Bennett hob hervor, dass man es den Getöteten schuldig sei, »Israels innere Einheit zu wahren«. Er warnte vor der Polarisierung der israelischen Gesellschaft, die sich oft im politischen Diskurs äußert. »Wenn die innere Einheit versagt und Wut und Hass sich durchsetzen können, werden unsere Feinde dies benutzen, um uns zu schaden.«

VERANTWORTUNG Bennett fuhr fort, dass Israel die Möglichkeit habe, die Sünde des brüderlichen Hasses wiedergutzumachen, die jüdische Nationen in der Geschichte zerstört habe. »Die Entscheidung liegt bei uns. Wir müssen zuhören, diskutieren, aber denken Sie vor allem daran, dass wir eine Familie sind. Es ist unsere Verantwortung gegenüber den Gefallenen und unsere Pflicht für die zukünftigen Generationen.«

Der Ministerpräsident erzählte von Gefallenen, die er persönlich kannte. »Sie waren meine Brüder – unabhängig davon, wo sie lebten, welcher Herkunft sie waren oder welche politischen Ansichten sie hatten.«

Dutzende von Hinterbliebenen hatten zuvor einen Aufruf herausgegeben, in dem sie forderten, dass Kabinettsminister nicht an den Zeremonien zum Gedenktag für ihre Angehörigen teilnehmen. In einer Anzeige, die in der Zeitung »Makor Rishon« veröffentlicht wurde, beschuldigten sie die Regierung, mit der Hilfe von Terrorunterstützern zu regieren. Sie forderten die Kabinettsmitglieder auf, sich von Gedenkfeiern fernzuhalten.

»Es gibt keinen Platz für politische Äußerungen im Diskurs über Trauer.«

Vorsitzender Yad labanim, eli ben-shem

»Wir wollen keine Umarmung von Ihnen« stand in großen Buchstaben unter einem Bild von Bennett, Außenminister Yair Lapid und dem Vorsitzenden der arabischen Partei Raam, Mansour Abbas.

HINTERBLIEBENE Andere Hinterbliebene jedoch sprachen sich dagegen aus. So der Vorsitzende von Yad Labanim, eine Gedenkorganisation für Soldaten, Eli Ben-Shem: »Ich fühle mich moralisch und ethisch verpflichtet, klar zu sagen, dass es keinen Platz für politische Äußerungen im Diskurs über Trauer gibt, besonders nicht am Jom Hasikaron.« Ben-Shem hatte seinen Sohn 1997 bei dem Absturz eines Helikopters verloren.

Am Mittwochabend dann legen die Israelis den Trauerflor beiseite, wenn die Traurigkeit in Freude übergeht. Dann feiert das ganze Land die Gründung des jüdischen Staates zum 74. Mal mit dem Jom Haazmaut.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Hadera

Mann nach Bericht über Haiangriff vor Israels Küste vermisst

Hai-Attacken sind in Israel höchst selten

 21.04.2025

Gaza

Geisel Elkana Bohbot muss Telefonat mit seiner Familie vortäuschen

Ein neues Propagandavideo des israelischen Familienvaters wurde nach 561 Tagen in der Gewalt der Hamas veröffentlicht

von Sabine Brandes  21.04.2025

Jerusalem

Shin-Bet-Chef holt gegen Premierminister aus

Ronen Bar behauptet, der Regierungschef habe verlangt, den Obersten Gerichtshof bei einer Verfassungskrise zu ignorieren

von Sabine Brandes  21.04.2025

Nahost

Israel verweigert linken französischen Politikern Einreise

Der Einwanderungsbehörde zufolge wollten die 27 Politiker eine Organisation unterstützen, die die Hamas von der Terrorliste streichen will

 21.04.2025

Gazastreifen

Getötete Sanitäter: Israels Armee räumt Fehler ein

Als israelische Soldaten palästinensische Retter erschossen, behauptete das Militär, die angegriffenen Fahrzeuge seien nicht markiert gewesen. Eine Untersuchung rückt dies nun in ein anderes Licht

 21.04.2025

Israel

Präsident Isaac Herzog nimmt Abschied von Papst Franziskus

Herzog hofft, dass die Gebete des Papstes für Frieden im Nahen Osten und für die sichere Rückkehr der Geiseln bald erhört werden

 21.04.2025

Israel

Geisel-Forum: »Netanjahu hat keinen Plan«

Am Wochenende haben erneut Tausende für einen Geisel-Deal demonstriert

 21.04.2025